Mühselig und beladen

Neid
Zeitalter der Beschleunig.

Die Zeit vergeht - Carpe diem
 

Kock/Limbach/Huxley/Orwell

DNA und Gläserner Mensch

Gewalt und Terror

Vom Beten

E-Mail von Gott

Advent

Weihnachten/Jahreswechsel

Zum neuen Jahr
 

Kriegsweihnacht

Die Glocken von Susdal

Nicht Engel mit Flügeln

Merry X-mas/Season's Greet.
 

Fastnacht/Fasching/Karneval
Karfreitag

Die Kreuzstab-Kantate

Mozart zum Tod der Mutter

Herkunft des Osterfests

Ostern gibt Lebenstiefe

Lebenskult?

Himmelfahrt

Pfingsten

Pfingsten und Flexibilität

Erntedankfest

Martinstag

Pfarrer Heinrich Albertz zum Buß- und Bettag Vom Tod umgeben

Der Tod ist sicher

Unverständl. Handeln Gottes
 

Migration/Mobilität: Reisen Paul Gerhardt - Lieder

Matthias Claudius - Lieder

Joachim Neander - Lieder
Turmbau zu Babel - neu programmiert? Albert Schweitzer

Dietrich Bonhoeffer

Paul Schneider


 

Einstein/Planck/Mozart/...

Heinrich Heine

Credo - Vom Glauben

Glaube/Glaubenszweifel
 

Die Gesundheitsreligion

Die Corona - Krise 2020

Vom Alter(n) / 90. Psalm

Karfreitags-/Osterschmuck M.-A. Charpentier und die EUROVISION

Georg Friedrich Händel

Johann Sebastian Bach
Johann Pachelbel und Dietrich Buxtehude

Händel/Haydn/Mendelssohn/
Schütz

 

Tschüss!


Weiterführende externe Links






"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken." (Matthäus 11,28)

Dieser Spruch, der vor einigen Jahrzehnten noch an der Wand über dem Altar zu lesen war, ist von der Sprache her für den Menschen von heute, vor allem für die junge Generation, gar nicht sofort verständlich. Anglizismen wie "Computer" oder "Job" werden leichter verstanden als die alten deutschen Wörter "mühselig" und "erquicken". Deshalb möchte ich sie an Beispielen kurz erläutern: "Mühselig" enthält ja das Wort "Mühe" und Mühe bedeutet immer etwas Anstrengendes,auch Belastendes. "Selig" hat ursprünglich die Bedeutung von "glücklich", "gesegnet". Das heißt also, dass man durch Bemühungen glücklich, gesegnet wurde.
"Erquicken" hingegen bedeutet sprachgeschichtlich gesehen "lebendig machen", "wieder beleben", in der Medizin würde man es lateinisch ausdrücken, nämlich "reanimieren". Als Erquickung empfand man in Zeiten, als es noch keine Limonadengetränke gab, das reine, kalte Wasser einer Quelle(>Ortsname "Schönborn"), aus der man trank, wenn man bei großer Hitze lange draußen gearbeitet hatte oder weite Strecken gewandert war. Es wirkte "belebend". Und damit ist man eigentlich schon an der Kernaussage des Spruchs angelangt.
Die Einladung Jesu Christi "Kommt her zu mir alle,..." ist ganz unspektakulär und wendet sich an alle, die "beladen" sind, die ihr Päckchen zu tragen haben und davon gibt es wie zur Zeit Jesu mehr als genug Menschen; denn längst nicht alle sind topfit, haben ein Aussehen wie ein Model und sind erfolgreich und entsprechen dem, was man in unserer Zeit mit dem etwas grausamen Wort "Humankapital" bezeichnet. Man hört nicht selten Ausdrücke wie "Powerfrau" und "traumhafte Karriere*". Aber berufliche wie sportliche Leistungsfähigkeit sind nicht lebenslang garantiert. [Vergl. hierzu das Lied EG 528/GL 657]. Die heute noch Erfolgreichen und Gesunden können morgen schon in eine Situation geraten, die belastend wird und sie fallen -um es mit einem Bild auszudrücken- von einem Wellenberg ins Wellental. Und wer auf der Erfolgswelle geschwommen ist oder gesurft hat, fällt oft tief und ist schnell vergessen. Beispiele gibt es immer wieder in Politik und Wirtschaft, im Sport und auch im Show-Geschäft. Kein Leben ist frei von Lasten und die Zahl der zum Leben gehörenden Belastungssituationen ist groß: Der eine leidet unter Mobbing und Isolation am Arbeitsplatz, der andere ist gar arbeitslos, der nächste leidet darunter,dass er einer gesellschaftlichen Randgruppe angehört oder vielleicht darunter, dass sein Kind in der Schule nicht die erwarteten Leistungen bringt. Ehekrisen belasten Eltern und ihre Kinder. Wer sonst keine Sorgen hat, den bedrückt vielleicht schon ein Abwärtstrend auf dem Aktienmarkt. Am größten jedoch ist oder wird das Leid, wenn Altersschwäche oder eine chronische bzw. progressive Erkrankung das Leben fast unerträglich machen oder wenn man einen geliebten Menschen durch Krankheit, Unfall oder Mord verliert.
In all diesen Lebenskrisen verspricht Jesus Christus bei uns zu sein, wenn wir ihm vertrauen. Er ist die Quelle des Lebens, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Versuchen wir doch, uns auf sein Wort, das er uns gegeben hat, zu verlassen.

*carrière =  franz. ursprüngl. "Rennbahn", "Laufbahn", auch die schnellste Gangart des Pferdes; im menschlichen Bereich mit anderen Worten ein "Senkrechtstarter", der auch einen gewissen Grad an Rücksichtslosigkeit besitzen muss, um seine Ziele zu verwirklichen, aber auch Gefahr läuft wie ein extrem schnell laufendes Pferd tot zusammenzubrechen!
Neuerdings wird das Karrieredenken durch so genannte Leistungsprämien gefördert. "Bete und arbeite" steht auf einer unserer Glocken. Das Arbeiten ist nichts prinzipiell Neues und ist ja bereits in der Schöpfungsgeschichte erwähnt. Aber die Leistung sollte an den organischen und psychischen Grenzen der menschlichen Spezies orientiert sein. Der Mensch muss auch zur Ruhe finden können und in der Lage sein, im Gebet mit Gott zu kommunizieren. Nicht umsonst gab und gibt es seit Ignatius von Loyola in der kath. Kirche die "Exerzitien" (exercitia spiritualia), geistliche Übungen, die in Einsamkeit, Schweigen und Betrachtung der religiösen Besinnung dienen.

                                                                         wj
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Der folgende Text ist ein Beispiel dafür, wie man sich aus theologischer Sicht mit dem Problem der rasanten technischen Entwicklung und den damit verbundenen Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft auseinandersetzt.

Bildung im Zeitalter der Beschleunigung

war der erste gemeinsame Bildungskongress von Deutscher Bischofskonferenz und Evangelischer Kirche in Deutschland überschrieben, der im November des Jahres 2000 im Französischen Dom in Berlin stattfand.
Bildung hat Konjunktur. Sie soll mithelfen, dass Deutschland Anschluss an die globale1) Entwicklung behält. Aber welches Wissen brauchen wir für unsere Zukunft? "Wie sollen die Bildungseinrichtungen reagieren? ", fragten Bischof Karl Lehmann und Präses Manfred Kock. Dem gesellschaftlichen Trend, die Wirtschaft zum Maß aller Entwicklungen zu machen, setzten die beiden Kirchen kontrapunktisch ihre Antwort entgegen. "Wissen braucht menschliches Maß", betonte M. Kock auf dem Kongress. "Lernen braucht Ziele. Es darf beim lebenslangen Lernen nicht darum gehen, sich ein Leben lang an die Bedürfnisse der Wirtschaft anzupassen." Das Bildungsverständnis dürfe sich nicht darauf beschränken, Menschen für die Bewältigung der Wirtschafts- und Modernisierungsdynamiken zu qualifizieren2), warnte Kock.
Dieser Tenor fand sich auch im Hauptreferat auf dem Bildungskongress, gehalten von Professor Leo O'Donovan, Präsident der Georgetown University Washington D.C. Der Jesuitenpater wandte sich gegen die "besinnungslose Funktionalisierung des Bildungswesens seit Tony Blair." "Es geht um unsere Freiheit; wir dürfen uns nicht der Beschleunigung unterwerfen." O'Donovan sprach sich gegen den "Nützlichkeitswahn" aus und plädierte für die Fähigkeit und Möglichkeit des Unterbrechens und Abstandfindens (Sabbat und Sonntag), die er als "übernützlich" bezeichnete.*
Auf dem Bildungskongress wurden als Fazit zehn Bildungsthesen vorgestellt, die folgendem Dreierschritt folgen: Wissen braucht Maß - Lernen braucht Ziele - Bildung braucht Zeit.
Die Kirchen verweisen auf ein neues Dilemma: Weltwissen und Lebenswissen seien auf dramatische Weise ungleich groß. Danach ergibt sich nach Ansicht der Kirchen als "Kriterium neuen Lernens: Aus Weltwissen muss Lebenswissen werden." Bildung stelle den Menschen in den Mittelpunkt. In Zeiten der Beschleunigung werden stabilisierende, allgemein geltende Orientierungen und Maßstäbe zum knappen Gut und daher wertvoll. Bildungsinstitutionen müssen übernützliche Inhalte im Blick haben. Die Kirchen hoffen so auf die Erkenntnis: Wirtschaft ist nicht alles. [Quelle: Forum E vom 17.1.2001]

* "Definition" des Sonntags siehe auch auf der Seite "Turmbau zu Babel"!
 
 

1)Das derzeit stark strapazierte Wort "Globalisierung" ist vorrangig ein wirtschaftlicher Begriff  und die Globalisierung verfolgt primär ökonomische Interessen. Man darf also nicht im Sinne Schillers und Beethovens meinen, alle Menschen würden hierdurch Brüder. Brüderlichkeit lässt sich leider nicht per Mausklick realisieren und es bedarf immer wieder großer Anstrengungen den Frieden in der Welt zu sichern.
Ein Fonds-Manager hat nun noch einen neuen Begriff geprägt, den der "Glokalisierung". Hier wird in Unternehmen investiert, die ihre Geschäftsstrategien global ausrichten, dabei aber die lokalen Unterschiede berücksichtigen.

wj


Die 20 : 80 - Gesellschaft
Arbeitslosigkeit und Radio Frequency Identification


 

2)Im vergangenen Sommer geisterte eine Zeitungsnotiz aus Spanien durch die Zeitungen dieses Landes. Eine Frau aus Galicien hatte von Ihrem Landesminister für Kultur etwas über die Carmina Burana wissen wollen. Der Minister antwortete: "Carmina Burana ist natürlich eine unserer besten Sängerinnen in Spanien, die ich sehr bewundere."
Keineswegs soll die Anekdote das Bildungsniveau spanischer Politiker infrage stellen, das dahinter stehende Problem geht tiefer: In unserer Gesellschaft geht der Konsens darüber verloren, welche Wissensgegenstände zu einem allgemein anerkannten Bildungsbegriff gehören. Statt dessen rückt der Zugang zu Wissen, der Umgang mit Wissen, das "Wissensmanagement" in den Mittelpunkt pädagogischer Konzepte. Beschleunigt wird dieser Prozess durch den Einzug der neuen Medien in die Schule.
Mir erscheint richtig, dass jede Generation die Diskussion um bleibende Bildungsinhalte neu führt und möglicherweise die Carmina Burana eines Tages tatsächlich nicht mehr dazugehören. Mir erscheint aber nicht richtig, angesichts der explosionsartig ansteigenden wissenschaftlichen Erkenntnisse das Bemühen um ein allgemeines, die Gesellschaft verbindendes Grundwissen gänzlich einzustellen. Was Not tut, ist die Unterscheidung zwischen Bildung und Information.Nur der Gebildete vermag eingeholte Informationen zu strukturieren und in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.
Bildungspolitik kann deshalb nicht nur darin bestehen, jeden Tag zu fragen, in wie vielen Klassen ein PC steht oder wie viele Schulen sich schon mit einer eigenen Homepage präsentieren oder ob wir wirklich in jedem Unterrichtsfach das Recherchieren im Internet betreiben müssen. Der Erwerb von Kulturtechniken und die Vermittlung von Grundfragen des menschlichen Lebens, etwa im Literaturunterricht, in der Geschichte oder -nach wie vor besonders geeignet- in den Alten Sprachen müssen zentraler Bestandteil des Gymnasiums bleiben. Denn die Antworten, die Schüler dabei erfahren, machen immun gegen manch modische Parole. Natürlich benötigen wir heute hervorragend ausgebildete Naturwissenschaftler und Software-Ingenieure, aber wir benötigen zuallererst junge Menschen, die bereit sind, Verantwortung in der res publica, also in den öffentlichen Angelegenheiten, zu übernehmen und die sich des Werts -und der Gefährdung- von Freiheit*bewusst sind.

Gunnar Grünke, Verleger,  C.C. Buchner Schulbuch -Verlag,  Bamberg

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*Der aus dem Amt scheidende Präses Manfred Kock setzte sich auf der 51. Synode der Ev. Kirche im Rheinland  kritisch mit den Anti-Terror-Gesetzen auseinander und bezog sich dabei unter anderem auf die Vorbeugehaft, die Kronzeugenregelung, die Rasterfahndung, die Anzeigepflicht für Banken und das elektronische Belauschen. Das Schutzinteresse der Bürger dürfe nicht so weit gehen, dass sich unser Gemeinwesen unmerklich verändere und die Freiheit dabei zerstört würde.
Inzwischen (Juni 2002) warnte sogar die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach vor einer zu intensiven Datenerhebung: "Mehr denn je wird der Informationshunger des Staates durch ein allgemeines Bedürfnis nach Sicherheit ausgelöst."

Man fühlt sich irgendwie an die visionären Autoren Aldous Huxley und George Orwell erinnert. Ihre Prophezeiungen haben sich inzwischen schon lange durch den Einsatz von Videoüberwachungsanlagen, Gesichtsscannern und Reisepässen mit biometrischen Daten bewahrheitet. Die Mautbrücken der Autobahnen bieten miittels Mobilfunk und Satellitenortung die technische Möglichkeit totaler optischer Kontrolle. Ab 2015 sollen der Lebensrettung willen Autos mit dem Notrufsystem "eCall" ausgestattet werden, ein System, das bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzt. Kritiker befürchten allerdings, dass die Autofahrer mit dieser neuen Technologie noch gläserner werden als sie es ohnehin mit ihren Navigationsgeräten schon sind, denn so können auch Daten zur Fahrweise, zum Tempo und Bremsverhalten gesammelt werden.

Die bei Huxley dargestellte Manipulation beinhaltet Massensuggestion und Konsumzwang und Orwell warnt bereits vor der unkritischen Nutzung elektronischer Medien, wie wir sie heute durch das Internet kennen. Es stimmt schon bedenklich, wenn eine Studie des Sinus-Instituts aus dem Jahr 2014 ergeben hat, dass 98% der Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 24 Jahren über das Smartphone ständig im Netz sind. Schockierend scheint mir dabei die Feststellung, dass sie online zu sein als Normalität empfinden und offline als Ausnahmezustand. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, hätte man eigentlich keine Studie gebraucht, denn dass dem so ist, sieht man ja auf Schritt und Tritt, wenn man junge Leute beobachtet. Ob beim Gang zum oder vom Auto, auf dem Weg zur oder von der Arbeit, im Wartezimmer der Arztpraxis, bei der Geburtstags- oder Hochzeitsfeier - das Handy/Smartphone ist der ständige, scheinbar unverzichtbare Begleiter, auf den man wie auf einen Fetisch starrt und dessen Touchscreen man liebevoll "streichelt", damit man via Facebook, Twitter und andere sogenannte soziale Netzwerke die ach so wichtigen Mitteilungen senden kann. Wenn das mal nicht der technisch perfekten Wohlstandstyrannei Huxleys entspricht! Der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet, das den Titel "Die Smartphone-Epidemie" trägt. Die von Orwell geschilderte Überwachung ist heute allgegenwärtig. Abhöraffären von Geheimdiensten bis hin zur Bundeskanzlerin sind uns hinreichend bekannt.


Brave New World / Schöne neue Welt von Aldous Huxley (1894 - 1963)

Aldous Huxley schildert in seinem 1932 erschienenen Roman mit dem ironisch zu verstehenden Titel "Brave New World"1) eine Welt, in der die Menschen ein sinnentleertes, oberflächliches Leben führen. Ihre Welt ist hoch technologisiert und wird von den konditionierten und manipulierten Menschen nicht hinterfragt. Die als illegal geltende natürliche Geburt hat man zugunsten der künstlichen Zeugung durch Klonen ( "ninety-six identical twins") ersetzt. Die "schöne neue Welt" ist in Wirklichkeit eine fortwährend kontrollierte technisch perfekte "Wohlstandstyrannei" unfreier Menschen, die in Klassen eingeteilt und durch Indoktrination vollkommen manipuliert sind. Jeglicher Individualismus ist unerwünscht.

1) Huxleys Titel lehnt sich an eine Stelle aus Shakespeares "THE TEMPEST" [Der Sturm] an, wo Miranda sagt: ... How beauteous mankind is!
O brave new world, 
That has such people in't!

Nineteen Eighty-Four / 1984 von George Orwell alias Eric Arthur Blair (1903 - 1950) 

Mit seinem 1948 begonnenen und 1949 erschienenen pessimistischen Buch "1984" als Umkehrung des Jahres 1948 warnt Orwell eindringlich vor der permanenten Überwachung, zu der sich stets ein Vorwand findet. Misstrauen, Anklagen und Angst sind die ständigen Begleiter der Romanfiguren. In dem Buch gehört die Mehrheit der Menschen zu den für das Regime ungefährlichen "Proles", den Menschen mit "hirnloser Begeisterung". Per "telescreen" kontinuierlich überwacht werden müssen nur die intelligenten Mitglieder der "Outer Party" ( "Big Brother is watching you"). Oberstes Ziel ist es, keine Denkabweichung ("thoughtcrime") zuzulassen.

* David Riesman schrieb bereits 1950 (!) in seinem Buch "Die einsame Masse": "Heute ist der zukünftige Beruf jedes Kindes der des gelernten Verbrauchers." Und er weist darauf hin, dass viele blindlings alles mitmachen, wozu sie gerade animiert werden bzw. was man ihnen suggeriert. Denken und Nachdenken werden systematisch ausgeschaltet.

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...und Friede auf Erden

Zum Terroranschlag in den USA (World Trade Center) am 11.9.2001 ein Beitrag von Pater Wolfgang Jungheim, Lahnstein:

Das Entsetzen über solche Brutalität, das Ablehnen solchen Terrors, das Trauern mit den Opfern, das ist eine gute Gemeinsamkeit, macht deutlich, dass wir dies nicht wollen, dass wir dies nicht akzeptieren. Ich bin dankbar für diese Gemeinsamkeit. Die Ohnmacht gegenüber solchem blinden Hass macht Angst, macht wütend und aggressiv, schreit nach Reaktion. Wir müssen reagieren. Das ist unser aller Aufgabe. Es muss deutlich werden in unserer Reaktion, dass Gewalt und Terror kein Weg sind, etwas zu erreichen. Jedoch darf unsere Reaktion nicht zu den gleichen Mitteln greifen. Das aber befürchte ich jetzt, wenn es um Rückschlag, um Jagen gehen soll. Mir fehlt die Besinnung, das heißt die ernste Frage, was tragen wir zu solchem Hass bei? Wo haben wir die anderen so verletzt? Wo übergehen wir sie? Und es gibt wahrlich viel Unrecht und Unfrieden, was auch wir mitverschulden. Ehrlichkeit ist gefordert...und endlich Umkehr. Ich fürchte mich vor der Fortsetzung der Gewalt, was diesen brutalen Tätern Recht gibt, denn dann ist ja nur mit Gewalt und Gegengewalt etwas zu erreichen.
Als Christen hat uns Jesus hier einen schwer verständlichen und schmerzlichen Weg gewiesen, den der Feindesliebenden - das Schwert zurückzustecken; denn wer zum Schwert greift, kommt auch durch das Schwert um. Er hat am Abend vor seinem Verrat und Tod keinen Gegenschlag geplant, auch nicht gewünscht, er hat sich als Brot und als Wein geschenkt; er will uns stärken im Miteinander teilen und daran Freude schenken.

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Ist Beten noch ein aktuelles Thema?

"Not lehrt beten" ist eine alte deutsche Redensart, die sich immer wieder neu bestätigt. Bei Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen, Schiffs-und Eisenbahnunglücken, Terroranschlägen oder Amokläufen entdecken viele Menschen das Beten neu, weil diese Ereignisse großes Aufsehen und Mitleid erregen. Aber im alltäglichen Leben, wo bei uns selbst und in der Welt nichts Besonderes passiert, vergessen wir oft das Gebet. Wir wiegen uns in Sicherheit und glauben dank moderner Technik alles im Griff zu haben, was sich immer wieder als große Täuschung herausstellt. Dabei hätten wir in den Industrienationen allen Grund täglich zu danken, weil wir eigentlich schon übersättigt sind und das natürlich nicht nur auf die Nahrung bezogen.In der Kriegs- und Nachkriegszeit waren die Gottesdienste gut besucht und je größer der Wohlstand wurde, desto rückläufiger war das Interesse an Kirche und Religion. In der heutigen Erlebnisgesellschaft müssen schon besondere "Events" stattfinden, um die Leute für Kirche zu interessieren. Nun aber zurück zum Gebet. Es gibt Morgen-, Mittags-(Tisch-) und Abendgebete (> Glockenläuten als akustisches Signal). Außerdem unterscheidet man verschiedene Formen des Gebets: Bittgebet (einschl. Fürbittengebet), Dankgebet und Stoßgebet. Sprachlich betrachtet ist ja das Wort "Gebet" mit dem Verb "bitten" verwandt. Bei der Passiv-Form des Verbs merkt man das: Er wurde gebeten. Fürbittengebete spricht man für andere,um die man sich Sorgen macht. Als Fürbitte ist z. B auch die siebte Strophe des alten Abendlieds "Der Mond ist aufgegangen" zu verstehen, in der es heißt "...und lass uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch." [EG 482] Bitt- und Stoßgebete werden sicher öfter praktiziert als Dankgebete, wobei es doch so ist, dass wir Menschen uns doch auch freuen, wenn wir nicht nur um etwas gebeten, sondern auch bedankt werden. "Danken" wiederum ist mit dem Wort "denken" verwandt. Man denkt also daran, dass einem jemand etwas Gutes getan hat.
Und wie ist das im Hinblick auf Gott?- Wir erwarten von ihm sofortige Hilfe, wenn wir ihn in Not anrufen und in der übrigen Zeit denken wir gar nicht an ihn. Stoßgebete kennen wir vor allem aus dem Bereich des Sports. Gelegentlich sieht man schon einmal, dass sich z.B. ein Skispringer bekreuzigt und dabei vermutlich auch ein Stoßgebet spricht wie auch wir es tun, wenn wir in einer brenzligen Situation sind. Beim Beten ist sicher nicht die Gebetshaltung ausschlaggebend; denn sie ist bei den verschiedenen Religionen ohnehin verschieden. Es ist auch gleich, ob sich der Text reimt oder nicht, ob er kurz oder lang ist. Entscheidend ist die Konzentration vor Gott. Das Gebet muss auch nicht publikumswirksam sein. Es muss kein Auftritt, keine Präsentation sein, um einmal Wörter aufzugreifen, die momentan immer wieder im Zusammenhang mit der Erstellung von Homepages fallen, bei denen natürlich alles möglichst optimal in Szene gesetzt wird. (Inzwischen finden schon Wettbewerbe für "Webauftritte" nach dem Motto "Mehr Schein als sein" statt.) Vor Gott brauchen wir unsere Schwächen nicht hinter der Fassade zu verbergen. Er kennt uns. Er weiß, ob wir Theater spielen oder nicht. Gott freut sich über das stille, sich selbst zurücknehmende Gebet des verachteten Zöllners im Tempel mehr als über das Gebet des Pharisäers, der sich selbstgerecht über seine Mitmenschen erheben will. Er blickt demütig nach unten. [Lukas 18, 9-14]. Jesus Christus selbst gab uns mit dem Vaterunser ein Beispiel dafür, wie man beten kann. Der im Hitlerreich bis zu seiner Hinrichtung mutig bekennende Pfarrer Dietr. Bonhoeffer dichtete in seiner größten Not auch ein Gebet, dessen siebte Strophe weiter unten abgedruckt ist. Ein schöner Lobpreis ist auch der so genannte Ambrosianische Lobgesang, weil ihn Ambrosius zusammen mit Augustinus verfasst haben soll: das Tedeum. Die ursprüngliche Melodie gehört zu den ältesten Stücken des Gregorianischen Chorals. Aber die großen Musiker vieler Jahrhunderte haben die ursprüngliche Fassung zu großen Musikwerken ausgestaltet: Henry Purcell, G.F. Händel, Haydn, Bruckner, Verdi und andere. Am bekanntesten geworden ist das Tedeum des lange Zeit in Vergessenheit geratenen großen französischen Barock-Komponisten Marc-Antoine Charpentier, dessen Vorspiel zu seinem Tedeum in D-Dur seit dem Jahr 1954 durch die Eurovision europaweit bekannt wurde. Das Tedeum beginnt mit den lat. Worten "Te Deum laudamus, te Dominum confitemur" (Dich Gott loben wir, dich, Herr, preisen wir.) und endet mit "In te Domini speravi non confundar in aeternum" (Auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt. In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.) [Übersetzung  aus dem Lateinischen im EG 191/GL 706]


Albert Schweitzer

* 14. 1. 1875 in Kaysersberg
+ 4. 9. 1965 in Lambarene


Vielen jungen Leuten sagt der Name heute schon nichts mehr, weil Albert Schweitzer, Sohn eines Pfarrers, bereits 1965 gestorben ist. Dabei handelte es sich um einen vielseitig begabten Menschen, dessen ganzes Leben von Humanität und Ehrfurcht vor dem Leben geprägt war.
Geboren in Kaysersberg im Oberelsass, zog die Familie noch in seinem Geburtsjahr nach Günsbach um, wo Albert seine Kindheit verbrachte. Er erlernt das Orgelspiel und begleitet schon als Siebenjähriger beim Gottesdienst den Gesang. Als Kind hat er großes Mitleid mit den Tieren. Der Anblick eines alten, hinkenden Pferdes, das ein Mann hinter sich her zerrte, während ein anderer mit einem Stock auf es einschlug, hat ihn wochenlang verfolgt. Ein anderes ähnliches Kindheitserlebnis hat ebenfalls seine Einstellung zum Leben entscheidend geprägt. Ein Nachbarjunge hatte ihn beredet an einem Sonntagmorgen mit ihm auf Vogeljagd zu gehen. Obwohl er es eigentlich nicht wollte, ging er mit. Doch als die Kirchenglocken zu läuten anfingen, dachte er sofort an das Gebot «Du sollst nicht töten», warf die Schleuder weg und scheuchte die Vögel auf, dass sie wegflogen und auch vor seinem Begleiter in Sicherheit waren. Neben einem weiteren prägenden Erlebnis mit einem Hund, den er -ohne es zu wollen- im Auge traf, beeindruckte ihn nachhaltig das Kennenlernen eines Handelsjuden, der jedesmal, wenn er ins Dorf kam, von der Jugend verspottet wurde. Albert hat sich davon distanziert und sagte, er habe ihn bald gegrüßt und sei oft ein Stück Wegs mit ihm gegangen. Von dessen verzeihendem Lächeln habe er gelernt, was es heißt, in der Verfolgung still zu schweigen. 
Nachdem er das Gymnasium besucht hat, wird aus ihm ein fleißiger Student, der in Straßburg Theologie und Philosophie studiert. Er nimmt Unterricht bei dem großen französischen Organisten Charles Marie Widor. 1899 wird er zum Doktor der Philosophie und ein Jahr später zum Doktor der Theologie ernannt. Unermüdlich ist er als Gelehrter tätig, vergisst dabei aber nie sein geliebtes Orgelspiel. Aber die ganze theoretische Arbeit befriedigt ihn nicht restlos. An seinem 30. Geburtstag fasst er den Entschluss, nach Afrika auszuwandern, um dort den kranken Eingeborenen zu helfen. Er gibt sein bisheriges gesichertes Leben als Theologie-Professor auf und fängt 1905 noch einmal ein neues Studium an, diesmal das der Medizin. Seine Dissertation (Doktorarbeit) zum Abschluss des Medizinstudiums trägt den Titel "Die psychiatrische Beurteilung Jesu". Während des Medizinstudiums verdient er sich durch das Schreiben von Büchern und durch Orgelkonzerte das Geld für die damals noch beschwerliche Reise mit dem Schiff nach Afrika und für die Anschaffung der notwendigen medizinischen Instrumente und Medikamente. 1913 verlässt er mit seiner Frau Europa mit dem Reiseziel Lambarene in Gabun (Afrika). Hier im feuchtheißen, sumpfigen Gebiet des Flusses Ogowe beginnt für ihn eine eine mühevolle bauliche Tätigkeit, denn es gibt nicht einmal ein Krankenhaus. Die ersten Patienten wurden in einem Hühnerstall behandelt (Man denke an die total aseptischen OPs unserer Zeit!). Seine ganze Liebe galt den Kranken. 1928 erhielt er den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main und 1952 den Friedensnobelpreis. Nachdem Albert Schweitzer im Januar 1965 noch seinen 90. Geburtstag feiern konnte, starb er in den späten Abendstunden des 4. September.


 

© Mosaik Verlag


Dietrich Bonhoeffer

* 4.2.1906 in Breslau
+ 9.4.1945 in Flossenbürg

durch Hinrichtung
als
Widerstandskämpfer 
gegen das Hitler-Regime
 

Das Leben ist
Gottes Ziel mit uns.

D. Bonhoeffer


Von guten Mächten wunderbar geborgen

erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag. 

 
Alle Strophen des Gedichts von D. Bonhoeffer im EG Nr. 65
bzw. im GL 430 und Bistum Limburg 824
(S. Fietz)


Dietr. Bonhoeffer hat sich in seiner Jugend viel in der Welt umgesehen. Er war Vikar in Barcelona, 1930/31 während eines Studienjahres an einer theologischen Hochschule in New York, 1933 als Pfarrer der ev. Gemeinden in London, 1934 zum beratenden Mitglied des "Ökumenischen Rates für praktisches Christentum" berufen und im gleichen Jahr an der Ökumenischen Kirchenkonferenz in Fanö (Dänemark) teilgenommen, 1939 auf einer Vorlesungsreise in den USA. Im April 1943 wurde er zusammen mit seiner Schwester und ihrem Mann im Haus seiner Eltern von der Geheimen Staatspolizei verhaftet. Vom Gefängnis kam er dann in das Konzentrationslager Buchenwald. Vor seiner Hinrichtung verabschiedete sich Pfr. Bonhoeffer von seinen englischen Mitgefangenen mit den Worten: "Das ist das Ende, für mich der Anfang des Lebens."

DE MORTE TRANSIRE AD VITAM
Vom Tod zum Leben übergehen

Als hätte er die Realität unserer Zeit vorausgeahnt, stellt er in "Widerstand und Ergebung", den während der Haft entstandenen Aufzeichnungen, ernüchternd fest, dass die Zeit der Religion und Innerlichkeit endgültig vorbei sei und die Menschen einfach nicht mehr religiös sein könnten.





Dietrich Bonhoeffers Brief aus dem Gefängnis
an seine Verlobte Maria Wedemeyer
mit dem Gedicht "Von guten Mächten" in Originalhandschrift


"... Hier noch ein paar Verse,
die mir in den letzten Abenden einfielen.
Sie sind der Weihnachtsgruss
für Dich u. die Eltern u. Geschwister."










Bonhoeffer - Zitate

Ein schwerer, verhängnisvoller Irrtum ist es, wenn man Religion mit Gefühlsduselei verwechselt. Religion ist Arbeit. Und vielleicht die schwerste und gewiss die heiligste Arbeit, die ein Mensch tun kann.
Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie finden es unter den Christen nicht, weil diese auch dort reden, wo sie hören sollten.
Die Kirche des Erfolges ist wahrhaftig noch lange nicht die Kirche des Glaubens.




Paul Schneider

* 29.8. 1897 in Pferdsfeld (Hunsrück)

ermordet am 18.7.1939
durch Lagerarzt Dr. Erwin Ding

Paul-Schneider-Seite

Comunita di Sant' Egidio

Ausspruch Dietrich Bonhoeffers zum Mord an Paul Schneider:

" Hört mal zu, Kinder!
Den Namen dürft ihr nicht vergessen, Paul Schneider ist unser erster Märtyrer."

Den "Prediger von Buchenwald" nannten ihn die Mitgefangenen respektvoll: Paul Schneider, der regelmäßig beim Morgenappell aus seiner Bunkerzelle Bibelworte und Durchhalteparolen herausrief, bis man ihn -meist nach wenigen Sätzen- mit Peitschenhieben und Faustschlägen zum Schweigen brachte. Sie war nicht totzukriegen, diese Stimme des Gewissens mitten in der Hölle des Konzentrationslagers.

Mehr und mehr hat sich der 1939 in Buchenwald ermordete evangelische Pfarrer Paul Schneider zu einem ökumenischen Heiligen entwickelt. Im Zusammenhang mit dem vom Vatikan erarbeiteten "Martyrologium des 20. Jahrhunderts" -das ursprünglich auch Blutzeugen aus anderen Konfessionen umfassen sollte- würdigte Papst Johannes Paul II. Schneider schon zur Jahrtausendwende stellvertretend für sämtliche evangelischen Opfer politischer und religiöser Verfolgung. ...
Schneider kam 1897 als Sohn eines rheinischen Landpfarrers in der Gegend von Bad Kreuznach zur Welt. Stramm national gesinnt, meldete sich der 18-Jährige im Ersten Weltkrieg freiwillig an die Front, wurde in Russland verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
In Gießen und Tübingen studierte er Theologie. Zwischendurch arbeitete er in der Schwerindustrie bei Dortmund, um das Leben der Proletarier kennen zu lernen. Als Pfarrer in Hochelheim (Kreis Wetzlar) ging er bereits 1933 auf strikten Konfrontationskurs zur braunen Bewegung.
Im Schaukasten der Kirchengemeinde hingen plötzlich Artikel, die sich kritisch mit Joseph Goebbels und Ernst Röhm auseinandersetzten. Es waren Hitlers Herrenmenschentum und Rassenwahn, die den Landpfarrer Schneider zum Widerstand trieben. Auf der Kanzel stellte er freundlich klar: "Nun bist du gefordert zum Bekenntnis, zum Zeugnis, liebe evangelische Kirche, lieber evangelischer Christ. Nun sei kein stummer Hund."
Schneider schickte die Predigt seinem Bischof. Doch statt seinem aufrechten Pfarrer den Rücken zu stärken, versetzte der ihn in die weltentlegene Diasporagemeinde Dickenschied im Hunsrück. Für Schneider ein Glücksfall, denn dort standen die Menschen hinter ihm -während sich das Düsseldorfer Konsistorium eilfertig bei der Staatsgewalt für Schneiders "theologische Verbohrtheit" entschuldigte, als der Pfarrer im Konfirmandenunterricht wieder einmal demonstrativ auf den Hitlergruß verzichtet hatte. 
Im Juni 1937 wurde Schneider nach mehreren Gefängnisaufenthalten aus dem Rheinland ausgewiesen. Er warf den Bescheid in den Papierkorb, hielt seelenruhig seine nächste Predigt und teilte der Reichskanzlei mit: "Ich weiß mich von Gott an meine Gemeinde verwiesen!" Erneute Verhaftung, im November Einlieferung in das Konzentrationslager Buchenwald. Weil er sich am 20. April 1938 ("Führers Geburtstag") weigerte, die Hakenkreuzflagge zu grüßen, steckte man ihn für 14 Monate in den Bunker. 
Das bedeutete Schlafentzug, Verdunkelung, bittere Kälte im Winter und stickige Hitze im Sommer, Stockhiebe auf dem Bock, Aufhängen an den nach rückwärts gedrehten Armen am Fensterkreuz. Doch Schneider stärkte noch in dieser elenden Situation die Mithäftlinge mit seinen tollkühnen "Sekundenpredigten".
Während Paul Schneider im Bunker saß, traf sich sein kirchlicher Vorgesetzter mit hohen Gestapo-Beamten und beriet über Maßnahmen gegen unliebsame Pfarrer, welche die Gestapo aus dem Amt entfernt wissen wollte. Ganz oben auf der Liste: Paul Schneider. Nun stand seiner Entlassung nichts mehr entgegen.
Doch er weigerte sich, eine Erklärung zu unterschreiben, er werde über die Vorgänge in Buchenwald schweigen und sich der Ausweisung aus dem Rheinland fügen. Darauf ermordete ihn der Lagerarzt am 18. Juli 1939 mit einer Überdosis Strophantin. An der Beerdigung in Dickenschied nahmen 200 evangelische Pfarrer der Bekennenden Kirche aus allen Teilen des damaligen Deutschen Reiches teil -und die katholische Nachbargemeinde.

Quelle: Christian Feldmann in der Ev. Kirchenzeitung vom 16. März 2003


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Wenn wir das Wort "Advent" (lat. advenire = ankommen) hören, denken wir spontan an Adventskranz*und Adventskalender (erster gedruckter Adventskalender im Jahr 1902 von einem ev. Verlag in Hamburg) sowie an vorweihnachtliche Stimmung zu Hause und in der Stadt. Man spricht vom Adventszauber und liebt nostalgischen Lichterglanz und Kerzenschein. Die Stimmung ist jedoch durch Hektik hin und wieder auch etwas gereizt, gilt es doch für jeden das passende Geschenk zu finden, Plätzchen zu backen und mit den Kindern die verschiedensten Weihnachtsfeiern und -märkte zu besuchen. Der Konsum boomt. Auch gibt es in dieser Zeit fast ein Überangebot von Adventssingen und Weihnachtskonzerten.
Äußerlich gesehen werden wir mehr als genug auf diese Zeit aufmerksam gemacht. Schon im September werden in den Geschäften weihnachtliche Naschereien angeboten. Jede Stadt, ja selbst jedes größere Dorf inszeniert einen Weihnachtsmarkt, war dies doch noch bis vor wenigen Jahrzehnten auf die Stadt Nürnberg beschränkt. Im Trubel der Menschen genießt man mehr oder weniger das nostalgische Ambiente, das von einer solchen Veranstaltung ausgeht. Es duftet nach Bratwürsten und gebrannten Mandeln und vor Kälte frierend trinkt der eine oder andere einen Glühwein. Man bestaunt die Auslagen und die stimmungsvolle Illumination oder lauscht einem Chor, der weihnachtliche Weisen vorträgt. Smalltalks werden gehalten, kleine Geschenke werden erstanden und schließlich geht man mehr oder weniger zufrieden nach Hause. Die größeren "eigentlichen" Geschenke wie etwa die aus der Elektronik- oder Textilbranche werden an anderen Tagen gekauft. Ganz oben auf der Wunschliste stehen bei vielen Erwachsenen und Kindern Artikel des Multimedia - Sektors, der fortwährend mit Novitäten lockt.

Nostalgische Erlebnisse seien uns Menschen einer äußerst hektischen Zeit als Abwechslung gegönnt, aber all das hat mit Advent nur wenig zu tun. Das lat. Wort "adventus" [Christi] für "Ankunft" muss aber immer im Zusammenhang mit Christi Geburt, der Ankunft des Gottessohnes gesehen werden. Nur so wird die Bedeutung der Adventszeit klar, die früher eine echte Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest war, an dem die Ankunft, sprich die Geburt Christi gefeiert wurde. In der historischen Forschung bedeutet "adventus" die Ankunft eines Herrschers und die damit verbundene Zeremonie.
Das Wort "Advent" ist bisher nicht in den Fokus von Kritikern geraten, weil es ja vom Terminus her nichts Christliches enthält. Aber seit geraumer Zeit gibt es wegen der multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft immer mehr Bestrebungen, das Wort "Weihnachtsfest" durch "Jahresendfest" oder "Winterfest" zu ersetzen, weil das Wort "Weihnachten" Assoziationen zum Christentum hervorrufen könnte. Europa ist über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur von der Religion her, sondern auch in Kunst und Kultur christlich geprägt gewesen. Diese Wurzeln aufzugeben, ist man bereit: Die Intendantinnen des Staatstheaters Wiesbaden haben Anno 2024 vermutlich als Nachgeben (salopp gesagt: als Einknicken) auf Forderungen gewisser Teile der Bevölkerung -um Ausgrenzungen zu vermeiden- das Theaterstück für Kinder in der Adventszeit, das über viele Jahrzehnte "Weihnachtsmärchen" genannt wurde, in den nichtssagenden Begriff "Familienstück" umgetauft, was bei Weitem nicht bei allen Wiesbadenern auf Gegenliebe stieß. Möglicherweise wird aber bei einem fast absehbaren späteren Wechsel in der Intendanz diese Entscheidung einmal rückgängig gemacht, weil die Akzeptanz der Umbenennung nicht das gebracht hat, was man sich von ihr erhofft hat. Den Wiesbadener "Weihnachtsmarkt" hat man übrigens schon seit ein paar Jahren in "Sternschnuppenmarkt" umgetauft.

Es war immer ein Erlebnis der besonderen Art,
wenn man durch das festlich illuminierte Wiesbaden
zum Weihnachtsmärchen ins Theater fuhr.
© istock

Auch das Fernsehen, das außer Krimis und Talkshows, bei denen oft bar jeder Ernsthaftigkeit bei fast jeder Äußerung permanent gelacht und geklatscht wird, hat immer weniger zu bieten.

MUSICA [ EST ] PRAELUDIUM VITAE AETERNAE - Die Musik ist das Vorspiel des Ewigen Lebens

So lautete eine alte Orgel-Inschrift aus dem Mittelalter. Musik gehört wie auch die Malerei und ebenso die Lyrik einschließlich des Theaters zu den schönen Künsten, die schon in der Antike im alten Griechenland und im Römerreich gepflegt wurden. Alle drei sind zwar nicht lebensnotwendig, und weltweit beschränken sich viele Menschen auf die Vital-Interessen und kommen somit ganz ohne sie aus, ohne zu wissen, was ihnen dabei entgeht.


Hierzu eine Retrospektive: Vor einigen Jahrzehnten wurde an den vier Adventssonntagen im ARD-Fernsehen nach der Tagesschau um 20.15 für 5 Minuten eine anspruchsvolle adventliche Musik gesendet. Meistens sang ein renommierter Chor wie z.B. die Leipziger Thomaner eine Motette aus der Renaissancezeit oder dem Barock wie beispielsweise die bekannte Motette "Machet die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt (1611-1675). Für Erwachsene wie auch für Kinder gab es im Advent 1988 eine schlichte, weihnachtliche Stille ausstrahlende, mit ansprechenden Bildern versehene Serie des ZDF unter dem Titel "Unsere Weihnachtslieder und ihre Geschichte", zu der es auch ein gleichnamiges vorher erschienenes Buch gab. Alles war stimmig. Solche Sendungen passten einfach zur ruhigen, dunklen Jahreszeit, die ohne jegliche Hektik und Erlebnishunger und ohne die heute übliche Menge von Events mit echter Besinnlichkeit und weihnachtlich-kindlicher Vorfreude einherging. Auch Urlaubsreisen in ferne Länder -ob in den Mittelmeerraum , die Tropen oder zum Nordkap-, die der Wellness dienen sollen, gab es nicht. Natürlich war damals in der Nachkriegszeit auch das dafür notwendige Geld nicht vorhanden. Weihnachten wurde schlicht und einfach in aller Stille mit bescheidenen Geschenken zu Hause im Kreis der Familie im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert.
Zudem wurde früher in der Vorbereitungszeit auf das Christfest viel Hausmusik gemacht, von den Kindern überwiegend Ruhe ausstrahlende weihnachtliche Melodien mit dem Instrument der Hirten, der Flöte, ggf. mit Klavierbegleitung. Das könnte man "Chillen" auf altmodische Art und Weise nennen. Und wenn es dann auch noch zufällig schneite, war die Idylle perfekt.

Das Wort "adventus" allein könnte genauso gut im Zusammenhang mit der Ankunft eines Schiffs, Zugs oder Flugzeugs gebraucht werden. In unserer global vernetzten Zeit benutzt man im internationalen Verkehr das englische Wort "arrival". Englisch ist nun einmal die international verwendete Sprache im Luftverkehr ( > Aeronautical English als Fachsprache). Dieser englische Begriff -man höre und staune-.ist ein Lehnwort aus dem Frankreich des 11./12. Jahrhunderts, das im Altfranzösischen "ariver" in der Bedeutung von [nach einer langen Seereise] "an Land kommen" hieß und letzten Endes wiederum (vulgär)lateinischen Ursprungs ist: arripare = die Küste berühren, ans Ufer gelangen. Vergleiche hierzu das aktuelle französische Wort "rive" für unser Wort "Ufer". Ab Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Begriff dann auch bei Reisen, die nicht auf dem Wasserweg erfolgten, verwendet. In der italienischen Sprache, die ja bekanntlich aus dem Latein der Römer entstanden ist, heißt das Verb ankommen "arrivare", also große Ähnlichkeit mit dem vulgärlateinischen Wort, bei dem nur statt des Konsonanten v das p steht.
Auch der das Reisen betreffende Begriff "departure" für die Abreise stammt ursprünglich aus Frankreich. Diese Vokabel kam mit der Invasion der Normannen ( > Normandie) im 11. Jahrhundert auf die britische Insel. Ursprung war das im 10. Jahrhundert im Frankenreich gebräuchliche Wort "departir" für "sich trennen" zurückgehend auf das altlateinische "departire". Das heutige französische Wort für "verlassen" ist "partir".

Es bleibt zu hoffen, dass wir im letzten Monat des Jahres nicht nur konsumieren und somit dem Kommerz, der durch den e-commerce beachtlich ergänzt wurde, dienen, sondern vielleicht auch einmal einen Tag oder wenigstens eine Stunde finden, wo wir innerlich zur Ruhe kommen und uns in aller Stille auch einmal Gedanken über Sinn und Krise dieser festlichen Zeit machen. Lassen wir uns doch durch die Lichterketten und -sterne an das Licht der Welt -wie Jesus sich selbst einmal bezeichnete- und seine Botschaft erinnern.
Die Advents- und Weihnachtslichter sind ja entstehungsgeschichtlich gesehen sinnfälliger Ausdruck dafür.
Kirchlich betrachtet stellt der Advent den Anfang des Kirchenjahres, des kirchlichen Jahreskreises dar. Er ist wie die Passionszeit ( > Fastenzeit) eine Bußzeit. Die liturgische Farbe ist das Violett.

*Der erste Adventskranz hing in Hamburg. Der Bahnbrecher der Inneren Mission und Begründer des "Rauhen Hauses" in Hamburg, Johann Hinrich Wichern, schrieb in sein Tagebuch über eine Andacht am ersten Advent des Jahres 1838: "Um den Lobesspruch an der Orgel waren 23 bunte Wachslichte aufgestellt. Mit jeder neuen Verheißung wurde eines der Lichte angezündet..." Aus diesem anfänglichen Brauch des Anzündens aller Kerzen an einem Tag entwickelte sich dann die Sitte, die Andacht in die dunklere Vorabendzeit zu verlegen. Dabei wurde auf dem Kronleuchter des Saales vom ersten Advent an mit jedem Tag ein Licht mehr angezündet.`
Der Tannenkranz wird zum ersten Mal im Jahr 1851 erwähnt. "Es ist nichts weiter als ein einfacher Tannenkranz, den der Kronleuchter trägt und auf dem Kranz brennt das erste Licht, weil heute der erste Adventstag ist und morgen brennen schon zwei und übermorgen drei..."
Heute brennen im Hamburger "Rauhen Haus" noch immer 24 Kerzen, vier große weiße für die Adventssonntage und für die Wochtage kleinere rote Lichter.


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Er ist gewaltig und stark, der ze wîhen naht geborn wart.
Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), fol. 417r, Zürich,
ca. 1300 - 1340 entstanden

Erste Erwähnung des Wortes "wîhe naht" bereits um 1170 in einer Übertragung der englischen Predigtsammlung "Speculum ecclesiae" vom Lateinischen ins Deutsche.

Mehr zur Herkunft des Worts "Weihnachten" erfahren Sie beim Klick auf das obige Foto.

Das Weihnachtsfest ist ursprünglich ein heidnisches Fest der Römer, bei dem zur Wintersonnenwende am 25. Dezember die Geburt des Sonnengottes Sol ( > heutiges Adjektiv "solar") gefeiert wurde. Als die Römer christlich wurden, feierten sie dieses Fest zu Ehren ihres wahren Lichts Jesus Christus.
Das Wort "Weihnachten" setzt sich zusammen aus dem Verb "weihen" und dem Substantiv "Nacht". Eine Weihe (lat. ordinatio) -in der kath. Kirche ein Sakrament- ist eine religiöse Handlung, ein Ritual in Form einer Zeremonie, durch die Menschen oder Sachen dauerhaft dem Göttlichen gewidmet werden: Priester-, Bischofsweihe durch Handauflegung und Weihegebet, Kirchweihe ( > Kirmes, geht auf das mittelhochdeutsche Wort "kirmesse" zurück, das aus "kirchmesse" entstanden ist; Einweihung, Weihrauch usw.
Was üblicherweise obligatorisch zu Weihnachten zu gehören scheint, sind Christbaum und anderer Weihnachtsschmuck, eine festliche Beleuchtung mittels echter oder meistens elektrischer Kerzen bzw. Lichterketten, weihnachtliche Musik sowie Kerzen- und Tannenduft. Neben dem Verzehr von Plätzchen steht kulinarisches Essen auf dem Speiseplan.

An dieser Stelle soll einmal die weihnachtliche Musik,speziell das weihnachtliche Lied, betrachtet werden. Weltweit gesehen gibt es Hunderte, ja Tausende von Weihnachtsliedern (engl. Carols, franz. Noels etc.) in allen möglichen Sprachen. Trotz großer Mobilität und globaler Kommunikation haben sich längst nicht alle Lieder überall durchgesetzt. Das ist nur einigen gelungen und zwar den Liedern, die eingängige Melodien haben.
Blickt man auf die Anfänge weihnachtlicher Musik zurück, stößt man zunächst auf den Gregorianischen Choral, worunter man den einstimmigen, in lateinischer Sprache gesungenen Choralgesang der katholische Kirche versteht, der auf Papst Gregor d. Gr. (590 - 604) zurückgeführt wird. Musikalisch unterscheidet man dabei Lektionen (d.h. Lesungen im Sprechgesang), Chorgesänge (Antiphonen, Psalmen, Hymnen, Sequenzen), Sologesänge (Graduale, Tractus, Alleluia, Responsorien). Antiphonen sind kurze, meist der Heiligen Schrift entnommene Sätze als Einleitung in den Psalm. Man differenziert zwischen syllabischem (silbenweisem) und melismatischem Stil, bei dem mehrere Noten auf eine Silbe kommen. In seinem Ausdruck ist der Choral an die Liturgie und das Wort gebunden. Der Melodik liegen die so genannten Kirchentonarten (z.B. dorisch) zu Grunde.

Einer der ältesten weihnachtlichen Gesänge dürfte die Antiphon "Puer natus est nobis, ..." sein:

Die Lieder des späten Mittelalters sind in lateinischer Sprache geschrieben ("Resonet in laudibus", 14. Jhdt. oder "Quem pastores laudavere", 15. Jhdt.) bzw. halb lateinisch, halb deutsch ("In dulci jubilo, nun singet und seid froh", 14. Jhdt. oder "Puer natus in Bethlehem", 14./15. Jhdt.).Sie wurden in der Kirche zum Lob der Geburt Christi gesungen. Besonders in der Mitternachtsmesse bildeten sie einen Teil der Liturgie; denn die Feier der Weihnacht war ein rein kirchliches Fest (ganz im Gegensatz zu heute), zu dem sich die Gemeinde im Kirchenraum versammelte. Die Lieder endeten oft mit dem Ruf "Kyrie eleison" ("Herr, erbarme dich") und gingen unter dem Sammelbegriff "Leisen" in die Musikgeschichte ein [>Gelobet seist du, Jesus Christ, EG 23/GL 130].

Ab dem 16. Jahrhundert entstanden zahlreiche deutsche Lieder:
- Vom Himmel hoch da komm ich her/Martin Luther (T.: 1535, M.: 1539)
- Lobt Gott, ihr Christen alle gleich/Nikolaus Herman (T.: 1560, M.: 1554)
- Es ist ein Ros entsprungen (T.: 1587, M.: 1599)

Im 19. Jahrhundert kamen unzählige volkstümliche Lieder hinzu, die man nicht ins Gesangbuch aufnahm bzw. die man zwischenzeitlich aus dem Gesangbuch herausnahm, um sie in der neuen Gesangbuch-Ausgabe wieder aufzunehmen, weil sie trotzdem weiterhin gern gesungen wurden.
Beispiele hierzu sind "Stille Nacht, heilige Nacht", "Herbei, o ihr Gläubigen", "Kommet, ihr Hirten" und "Freu dich Erd' und Sternenzelt".
Ein Lied aus dem 19. Jahrhundert jedoch war schon in vorhergehenden Ausgaben des ev. Gesangbuchs enthalten, nämlich "O du fröhliche". Bei diesem Lied ist die Melodie älter als der deutsche Text, denn ehe dieser gedichtet wurde, gab es in Sizilien ein Schifferlied, das mit den Worten "O santissima, o piissima Madre nostra Maria" begann und mit dem die Schifffahrer Maria, die Mutter Gottes, um ihren Beistand baten. [Beim Klick auf den obigen Link gelangt man zum Video "O du fröhliche". In diesem Video hören Sie gegen Ende als Hintergrundmusik die italienische Version.] Die deutsche Übersetzung lautet etwa so: "O unsre heilige, o unsre gütige Mutter Maria! Du unbefleckte Beschützerin bitte für deine Söhne!" Dieses sizilianische Schifferlied brachte dann der Philosoph Johann Gottfried Herder im Jahr 1788 von seiner Italienreise mit nach Deutschland. Erst viele Jahre später entstand der deutsche Text.
Der Verfasser der ersten Strophe ist der Pädagoge Johann Daniel Falk. Falk kümmerte sich um verwahrlost umherziehende Jungen, die bei den Kämpfen um die Völkerschlacht bei Leipzig heimatlos geworden waren. Im Jahr 1819 schrieb er die erste Strophe, die er sowohl in der eigenen Familie als auch mit den Waisenkindern sang. Für seine Erziehungsaufgabe ließ er in Weimar den so genannten "Lutherhof" bauen.

Die zweite und dritte Strophe dichtete der aus Bayern stammende Heinrich Holzschuher, der als Fürsorger in Gefängnissen und Erziehungsanstalten tätig war. Er war eine Zeitlang Falks Helfer am Weimarer Lutherhof. Im Jahr 1829 gab er ein Heft mit dem Titel "Harfenklänge" heraus, in dem erstmalig alle drei Strophen standen.
Bei den Worten <Welt ging verloren> in der ersten Strophe hat Falk vermutlich an die Bibelstelle Lukas 9, 25 gedacht, wo es heißt: "Welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst?"
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es übrigens auf die gleiche Melodie ein Oster- und ein Pfingstlied ("O du fröhliche, ...Osterzeit; Welt lag in Banden, Christ ist erstanden").

Den historischen Hintergrund des 1818 von Pfarrer/Coadjutor Josef Mohr (Text) und Lehrer Franz Gruber (Melodie), der gleichzeitig Organist in Oberndorf bei Salzburg war, geschriebenen Lieds "Stille Nacht" wird jeder kennen.
Mehr dazu erfahren Sie am Ende des Videos "Stille Nacht", zu dem Sie über den obigen Link gelangen.

Das Lied "Herbei, o ihr Gläubigen" (lat. Text "Adeste fideles") EG 45 und GL 143 -hier allerdings mit dem neuen Text "Nun freut euch, ihr Christen"-, das wie "Stille Nacht" weltweite Verbreitung erfahren hat und in verschiedene Sprachen übersetzt worden ist, tauchte in den 1740er Jahren in den englischen Katholikengemeinden auf. Über seine Herkunft, die bis ins Ende des 17. Jahrhunderts zurückreicht, ist viel diskutiert worden. Die lateinische Ursprungsversion soll jedenfalls aus Portugal stammen. Für die Zeit um 1790 wird das "Adeste fideles" einem Abbé namens Jean Francois Borderies zugeschrieben. Für gewöhnlich gilt allerdings der Choralkopist John Francis Wade (1711 - 1786) als Verfasser. Dank seines katholischen Ursprungs und seines lateinischen Textes fand das Lied bald große Verbreitung. Im 19. Jahrhundert übersetzte es F. Oakeley (1802 -1880) ins Englische. Die erste deutsche Übersetzung "Herbei, o ihr Gläubigen" aus den Jahren 1823 - 1826 stammt von Friedrich Heinrich Ranke (1798 - 1876), der Pfarrer in Rückersdorf bei Nürnberg und Professor in Erlangen war. Heute wird der Choral in Deutschland, England, Amerika, Frankreich, Italien und anderswo gleichermaßen gesungen, jeweils in der eigenen Landessprache.

Bei "Kommet, ihr Hirten" und "Freu dich Erd' und Sternenzelt" handelt es sich um weihnachtliche Weisen, die in Böhmen entstanden sind.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert -fast zeitgleich mit der Einführung des Euro als Währung- begann dann eine Europäisierung des Weihnachtslieds. Sie wird z.B. deutlich an dem französischen Noel "Les anges dans nos campagnes" / "Engel haben Himmelslieder", das sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern durchgesetzt hat, weil es sehr melodisch und schwungvoll ist. Der in allen Übersetzungen gleich gebliebene lateinische Refrain -Teil "Gloria in excelsis Deo" strahlt französisches Temperament aus. Das alte französische Lied stammt aus dem 18. Jahrhundert, aber in Frankreich wie in Deutschland gibt es leider mindestens drei verschiedene Textvarianten.
Englischsprachige profane Weihnachtslieder wie "We wish you a Merry Christmas" oder "Jingle Bells" (auch ins Deutsche übertragen) schallen einem in jedem Kaufhaus und in  der Werbung entgegen -ganz gleich ob vokal oder instrumental. Das mehr geistlich orientierte wohlklingende "Hark, the herald-angels sing" nach einer Melodie von Felix Mendelssohn-Bartholdi wurde auch ins Deutsche übertragen, ist allerdings nicht ganz so populär wie die beiden vorher genannten englischen Lieder.

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Trost in der Finsternis?

Das Weihnachtsfest ruft bei den Menschen die verschiedensten Assoziationen hervor. Dieses in europäischen Breiten in der dunklen Jahreszeit liegende Fest ist aber auch immer mit Emotionen verbunden, die von überspringender Freude bis hin zu Melancholie und Depression gehen können.
Dass über der Krippe auch das Kreuz steht, haben Maler wie Musiker früherer Jahrhunderte in Bildern wie in der Musik ausgedrückt. Der Maler Rogier van der Weyden hat kaum sichtbar in seinem Weihnachtsbild am Stall über dem Christuskind ein kleines Holzkreuz angebracht und der Heiligenschein des Neugeborenen hat die Form eines Kreuzes. Joh. Seb. Bach lässt mitten im Jubel seines Weihnachtsoratoriums das Lied "Wie soll ich dich empfangen?" auf die Melodie von "O Haupt voll Blut und Wunden" singen, ein stiller Hinweis auf das bevorstehende Leiden und den Tod.
Wie man im Weihnachtsevangelium lesen kann, sollen die Engel den Menschen zugerufen haben: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden...".
Blicken wir uns aber in der Welt um, dann merken wir, dass wir davon weit entfernt sind. Friede herrscht leider oft erst auf dem Friedhof. Streit, Hass und Krieg, Konfrontation und Provokation statt Verständigung prägen auch an diesem Weihnachtsfest das Bild unserer Erde (im Großen wie im Kleinen) und von einem Weltfrieden sind wir selbst 2000 Jahre nach Christi Geburt weit entfernt und das sogar in den Städten Bethlehem und Jerusalem. Die Stadt Jerusalem müsste eigentlich eine Stadt des Friedens sein, bedeutet doch das arabische Wort "Salem" genau wie das hebräische Wort "Schalom" Friede.

pax   *   pace  *  paz  *  peace  *  paix

Nicht allen Menschen in Deutschland und in der Welt wird nach Singen und Weihnachtsjubel zumute sein, seien sie selbst oder Angehörige schwer verletzt oder krank und vielleicht unter Schmerzen leidend, seien sie behindert (wie z.B. Blinde, die den Weihnachtsschmuck nicht sehen, oder Taube, die die weihnachtlichen Klänge nicht vernehmen können), seien sie in Trauer versunken, einsam und verlassen, dann ist Ihnen vielleicht ein Versprechen, das Christus gab, dessen Geburt wir ja an Weihnachten gedenken, ein Trost.
Im Zusammenhang mit dem Missions- und Taufbefehl sagte er zu seinen Jüngern: "...ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." [Matth. 28,20].

wj


  ANNO DOMINI

ZUM NEUEN JAHR
Eduard Mörike

In Ihm sei's begonnen,
der Monde und Sonnen
an blauen Gezelten
des Himmels bewegt.
Du, Vater,  Du rate.
Lenke Du und wende.
Herr, Dir in die Hände
sei Anfang und Ende,
sei alles gelegt.

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Fastnacht, Fasching oder Karneval*

Je nachdem, wo man in Deutschland wohnt, feiert man Fastnacht, Fasching oder Karneval. Im Mainzer Raum spricht man von Fastnacht, in Bayern (und auch in Österreich) von Fasching und in der Köln-Düsseldorfer Region von Karneval.
Die Fastnacht ist bei der kath. Kirche die Festzeit vor der mit Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit, die im weiteren Sinn mit dem Dreikönigsfest oder schon am 11.11. um 11.11 Uhr des Vorjahres beginnt. In evangelischen Gegenden war sie durch Reformation, Aufklärung und Pietismus stark eingedämmt, erfreut sich aber seit Jahrzehnten auch hier steigender Beliebtheit. Man muss allerdings streng differenzieren zwischen dem Feiern der Fastnacht und dem Verstehen der eigentlichen Fastenzeit. Selbst Leute, die keiner christlichen Kirche angehören, also konfessionslos sind, machen beim fastnachtlichen Klamauk mit und es sind derer nicht wenige, die Fastnacht feiern und den geschichtlichen Hintergrund gar nicht kennen. Den Angehörigen der Spaßgesellschaft genügt die Ablenkung, der pure Spaß.
Die Fastenzeit ist in der kath. Kirche seit dem 4. Jahrhundert die 40-tägige Vorbereitungszeit (Aschermittwoch bis Karsamstag) auf das Osterfest. Bei den 40 Tagen zählen die Sonntage nicht mit, weil Christen an jedem Sonntag des Jahres die Auferstehung Jesu Christi feiern. [Die Zahl 40 hat einen historischen Bezug in der Bibel: Das Volk Israel wanderte 40 Jahre durch die Wüste, Moses weilte 40 Tage auf dem Berg Sinai und Jesus hielt sich 40 Tage in der Wüste auf, um sich durch Fasten und Gebet auf seine Sendung vorzubereiten.] In diesen 40 Tagen fasteten früher die kath. Christen, d.h. es wurde weniger gegessen. Heute, d.h. seit dem apostolischen Erlass, den Papst Paul VI. im Februar 1966 herausgab, sind Fasten und Abstinenz nur noch an Aschermittwoch und Karfreitag verpflichtend. Am Aschermittwoch, dem ersten Tag der Fastenzeit, wird den Gläubigen während der Messe als Zeichen der Buße ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Dabei wird gesprochen: "Gedenke Mensch, dass du aus Staub hervorgegangen bist und zum Staub zurückkehren wirst." Der Brauch ist vermutlich von Papst Gregor I. eingeführt worden und ist seit der Synode von Benevento 1091 üblich. Der lateinische Name "dies cinerum" (Aschentag) ist erstmals aus dem 8. Jahrhundert überliefert.
In der ev. Kirche spricht man übrigens nicht von der Fasten-, sondern von der Passionszeit [J.S. Bach > Johannes- und Matthäuspassion]. Bei evangelischer und anglikanischer Kirche gelten andere Arten des Fastens, wobei vor allem der Aspekt der Buße betont wird.
Der Sonntag vor Ostern, also der Sonntag, mit dem die Karwoche beginnt, heißt Palmsonntag(>Palmarum). In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem werden an diesem Tag in der kath. Kirche Palmzweige gesegnet und auch Prozessionen veranstaltet.
Traditionell gesehen wird während der Fastnacht die Ordnung auf den Kopf gestellt. Elemente davon haben sich bis heute in der Einsetzung von Narrenregierungen oder beim Aushändigen der Rathausschlüssel an Narrenzünfte erhalten.
Der Rosenmontag hat notabene nichts mit Blumen (Rosen) zu tun. Der Name soll eine Umdeutung des lateinischen Worts "rorarii" (rosarii) sein. Genau übersetzt müsste er "rasender Montag" heißen und diese Bedeutung wird beim Dialekt einiger Regionen Deutschlands klar, bei dem man statt des Verbs "rasen" das Wort "rose" gebraucht. Und "rose" ist hierbei gleichbedeutend mit "toben, ausgelassen sein".
Geht man in die vor- und frühchristliche Zeit zurück, so gibt es auch noch Manches zu entdecken.- Die Griechen und Römer huldigten dem Gott des Weins (gr.: Bakchos u. Dionysos, lat.: Bacchus). In Rom beging man Anfang Januar (Saturn) die Saturnalien: Ein Mann aus dem Volk wurde zum König gewählt (>Faschingsprinz) und mit großem Prunk und Gefolge führte er Prozessionen auf Schiffswagen (carrum navale) durch. Das waren auf Räder gesetzte geschmückte Schiffe. Die Rosenmontagsumzüge erinnern noch daran. Auf diesen Schiffswagen wurden Bilder der Götter mitgeführt. Die frühen Christen um 200 - 300 n. Chr. nahmen nicht daran teil. Ein römischer Legionär namens Dasius wurde von seinen eigenen Soldaten im Jahr 303 hingerichtet, weil er ihre Wahl zum Prinzen Karneval abgelehnt hatte. Er ging als Märtyrer in die Kirchengeschichte ein. Das Erbe der römischen Legionäre aber blieb in Deutschland besonders in den Garnisonsstädten Köln und Mainz erhalten. Zu diesem römischen Element gesellte sich in Deutschland ein germanisches: das Maskentreiben zur Abschreckung von Dämonen.
Ob man nun an dem weltlichen Karnevalstreiben teilnimmt oder nicht, hängt sicher vom Naturell eines jeden Menschen ab. Nicht jeder ist eine rheinische Frohnatur. Was man aber nicht vergessen sollte, ist die eigentliche Bedeutung der Fasten- oder Passionszeit als eine geistliche Vorbereitungszeit auf das auf Karfreitag folgende Osterfest.-

*carni vale dicere = dem Fleisch Lebewohl sagen, also kein Fleisch essen


P.S.: Fast auf der ganzen Welt wird heute "Hallowe'en" gefeiert, weil dieses Fest der Spaß- und Erlebnisgesellschaft entgegenkommt und mit ihm gleichzeitig eine neue Marktlücke zwischen Sommerschlussverkauf und Weihnachten entdeckt worden ist. In Kindergärten wie in Discos ist im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Die Freunde des Gruselig-Schaurigen verkleiden sich am 31. Oktober jedes Jahres -also am Reformationstag- als Vampire, Hexen, Skelette und Gespenster und wissen leider in den meisten Fällen nicht, wo dieser Brauch seine Wurzeln hat.
Die Zeremonien dieses Abends gehen zurück auf heidnische Riten der Kelten, die Anfang November ihr Neujahrsfest begingen. Bereits vor Tausenden von Jahren verabschiedeten sich die Druiden Ende Oktober vom Sommer und feierten die Herrschaft des Todesfürsten "Samhain", der während des Winters regierte. Nach Meinung der Kelten öffneten sich in jener Oktobernacht die Gräber, Geister zogen umher und suchten diejenigen aus, die im nächsten Jahr sterben würden. Um den Tod in die Irre zu führen, verkleideten sie sich. Bei den Iren wurde es dann Brauch, Rüben -"jack-o'-lantern" genannt- auszuhöhlen und von innen zu beleuchten, die im Dunkeln furchterregend aussahen. Irische Auswanderer brachten den Brauch dann Mitte des 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten von Amerika. Hier nahm man statt Rüben ausgehöhlte Kürbisse (pumpkins) - heute natürlich in Plastik erhältlich. Mitte der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts schwappte die Spuk-Welle schließlich über den "großen Teich" von den USA nach Europa zurück. Wenn Kinder zu Hallowe'en in den USA oder in England an den Haustüren klingeln, rufen sie "Trick or treat!". Bekommen sie Süßigkeiten, ziehen sie weiter; wenn nicht, necken sie die Erwachsenen oder strecken ihnen die Zunge heraus. Die US-Amerikaner müssen heute an diesem Tag leider nicht selten mit ernsteren Schäden, z.B. an Häusern oder Autos, rechnen, was hier in Deutschland zur so genannten Hexennacht auch vorkommen kann.

Wortursprung: hallowed evening = der Abend vor All Hallows/All Saints' Day (Allerheiligen).
Papst Gregor IV. christianisierte im Jahr 837 das heidnische Fest und verfügte, dass am Termin des keltischen Fests zu Ehren "Samhains" festgehalten wurde und Tote geehrt werden sollten. Allerheiligen und Allerseelen wurden eingeführt.
Übrigens: Nicht jeder, der sich am Hallowe'en-Abend hinter einer Maske versteckt, geht am anderen Tag auf den Friedhof, um eine Kerze auf dem Grab eines Verstorbenen anzuzünden.

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Karfreitag

Die Fasten- bzw. Passionszeit endet mit den Kartagen. Dem Karfreitag geht der Gründonnerstag voraus, der an das letzte Abendmahl vor dem Todestag Jesu erinnert. Wegen des folgenden Karfreitags als Kreuzigungstag ist bereits der Gründonnerstag ein Tag der Trauer. Daher verstummen nach dem Gesang des Gloria am Gründonnerstag Orgel wie auch Kirchenglocken und ertönen erst wieder am Ostersonntag. Das Rufen zum Gottesdienst erfolgt in diesen drei Tagen durch Messdiener bzw. Kinder, die mit Holzklappern oder Ratschen durch die Straßen ziehen. Blumenschmuck und Kerzen werden entfernt, das Ewige Licht wird bis Ostern gelöscht. "Grün" wird zwar oft in Zusammenhang gebracht mit dem Brauch, an diesem Tag etwas Grünes wie z. B. Grünkohl zu essen. Wahrscheinlich ist aber das althochdeutsche Wort "greinen" für heulen/weinen bzw. wehklagen namensgebend gewesen.

"Kar" leitet sich ab von dem althochdeutschen Wort "chara" und dem mittelhochdeutschen Ausdruck "kar" für Klage und Trauer sowie dem gotischen Wort "kara" für Sorge. Im Englischen kennen wir heute noch das Wort "care" für Kummer, Sorge.
 
 

Präsentation des Fotos mit freundlicher Genehmigung von Herrn Topp

 

Im Jahr 1996 kehrte das Ölgemälde eines unbekannten Meisters des späten 17. Jahrhunderts ins St. Vincenz-Krankenhaus von Limburg an der Lahn zurück, das Kunsthändler Hans-Jürgen Topp dem Krankenhaus schenkte.
Das 97 cm hohe und 75 cm breite Werk war während der Abrissarbeiten des alten St. Vincenz-Hospitals vor damals 30 Jahren gefunden worden. Das Bild lag verschmutzt und zerstört in einem Container und das Motiv war kaum erkennbar. Man vermutet, dass das Gemälde im Schwesternhaus des alten Krankenhauses hing. Das Bild war im Laufe der Jahrhunderte mehrfach überstrichen worden. Die Restaurierungsarbeiten brachten schließlich ein überraschendes Ergebnis zutage: Das Motiv zeigt die Kreuzabnahme Jesu, wie sie in den Evangelien beschrieben wird. Demnach hat Joseph von Arimathia, ein jüdischer Ratsherr, mit Erlaubnis des römischen Prokurators Pontius Pilatus den Leichnam Jesu vom Kreuz abgenommen. Dabei anwesend waren Maria und Maria Magdalena und andere Frauen, nach Joh. 19,18 f. auch Nikodemus, ein Pharisäer. Der Bildtradition entsprechend hat der Maler zu Füßen des Kreuzes die niedergesunkene Mutter Jesu platziert. Joseph von Arimathia ist links als würdiger alter Mann wiedergegeben. Jesus wird nicht als ein dem Verfall anheim gegebener toter Körper gezeigt. Der vom Licht grell beleuchtete keinesfalls in sich zusammengesunkene Leichnam zeigt Erhabenheit. Ein qualvolles Sterben am Kreuz ist nicht das Thema. Variantenreich sind die Einzelfiguren in einer Dreieckskomposition ins Bild gesetzt. Das Kreuz nimmt dabei die zentrale Bildmitte ein. Dramatisch ist die Situation mit Hilfe des Lichts geschildert. Die Dunkelheit des Hintergrunds zieht nach rechts ab und weicht der Helligkeit des neuen Tages (Karfreitag > Ostern). So weit die Beschreibung des Gemäldes nach Dr. G. Hefele.
Über die künstlerische Bedeutung hinaus übermittelt das Bild natürlich eine religiöse Botschaft und das Thema Tod und Auferstehung Christi hat sicher gerade in einem Hospital seine Berechtigung. Bei der Aufhängung des Bildes im Vorraum zur Krankenhaus-Kapelle im Erdgeschoss hat man sicher auch daran gedacht, dass dieses Gemälde Patienten und Angehörigen christliche Hoffnung geben kann. Nur wenige, die in dem Krankenhaus als Patienten oder Besucher verweilen, werden den modern gestalteten Sakralraum aufsuchen, aber er hat für den, der ihn betritt, inmitten des Klinik-Alltags eine eigene Ausstrahlung. Die im Vorraum ausgelegte Broschüre trägt zu Recht den Titel "Ein Raum der Geborgenheit inmitten der Klinik". In St. Vincenz hängen noch Kreuze über den Türen der Patientenzimmer, wenngleich sie auch von vielen Patienten überhaupt nicht wahrgenommen werden. Aber immerhin ist es schon erfreulich, dass sie wenigstens noch toleriert werden. Kreuze sieht man natürlich nicht so gerne, aber -um auf das Gemälde zurückzukommen- das Kreuz steht zwar im Zentrum des Bilds; viel wichtiger jedoch ist der Hintergrund, der vom Dunkel des Karfreitags zum Hellen des Ostertags übergeht, von der Traurigkeit zur österlichen Freude.-

 

Der bekannte Komponist Ludwig van Beethoven hat sich übrigens im Zusammenhang mit seiner zunehmenden Taubheit, die ja für einen Musiker besonders belastend ist, mit folgenden zum Nachdenken stimmenden Worten geäußert:

Beethoven und das

Mit den Kreuzen im Leben ist es wie mit den Kreuzen in der Musik. Sie erhöhen.

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 Ostern

Neben Weihnachten ist wohl Ostern das bekannteste christliche Fest, das sich wegen der Ostereier und Osterhasen auch noch kommerziell nutzen lässt. Während Heiligabend und Weihnachten immer an den gleichen Tagen (24. - 26. Dezember) gefeiert werden, hängt der Termin des Osterfestes von Frühlingsanfang und Mond ab. Das Fest wird seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) alljährlich am Sonntag nach dem ersten Vollmond gefeiert, der dem Frühlingsanfang folgt. Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Während die Juden den siebten Wochentag, den Sabbat als siebten Schöpfungstag feiern, soll der Sonntag als erstem Tag der Woche die Christen an die Auferstehung Jesu erinnern. Schon die alten Germanen hatten den Sonntag als Tag der Verehrung ihrer Sonnengottheiten gewählt (Vergl. "Sonntag"!). Der Name des Auferstehungsfests war vor der Christianisierung der Germanen die Bezeichnung für ein heidnisches Frühlingsfest (althochdeutsch: ostarun, mittelhochdeutsch: osteren) und eine heidnische Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin, die in altenglischen Texten den Namen "Eostrae" trägt. "Eoastrae" ist wiederum mit dem griechischen Wort "eos" für die Morgenröte (Vergl. auch "Osten", also dort, wo die Sonne aufgeht). Die germanische Göttin war demnach eine Göttin für das zunehmende Licht im Frühling.

 

 

Die Germanen verehrten zahlreiche Götter und veranstalteten ihnen zu Ehren Feste. Ihr Frühlingsfest war ein Auferstehungsfest, bei dem sie die Auferstehung der Natur feierten. (Als das Christentum zu uns kam, ging es nicht mehr um die Auferstehung der Natur, sondern um die Auferstehung Jesu.) Sie glaubten, dass im Winter die Natur sterbe und im Frühling von der Göttin "Ostara" (germanisch), wie "Eostrae" (angelsächsisch) manchmal auch genannt wird, zu neuem Leben erweckt werde. Aus Dankbarkeit opferte man ihr bunte Hühnereier, weil sie als Symbol für keimendes Leben galten. Diese Bedeutung hatte das Ei übrigens schon bei den Ägyptern, Griechen und Römern. Bereits vor 5000 Jahren sollen die Chinesen zum Frühlingsbeginn Eier rot angemalt haben, um die Sonne zu ehren. Bei den Christen wiederum gilt Rot als die Farbe für Märtyrerblut, Sonne und Liebe. Der Hase war wegen der vielen Jungen, der Fruchtbarkeit, ihr Lieblingstier. Im Laufe der Zeit entstand das Märchen vom eierlegenden Osterhasen. Die vermutlich älteste Darstellung eines >Oster<hasen findet man auf dem Osterbild in einer Pergamenthandschrift des alten Speyerer Dombuches aus dem Jahr 1343, wo neben einem Huhn und einem Lamm ein aufrecht stehender Hase zu sehen ist. 1508 hat ein Speyerer Domherr in seinem Haushaltsbuch Hasen und Hühner aufgeschrieben, die ihm zu Ostern als "Osterzins" geschickt worden waren. (Nach altdeutschem Gesetz war es üblich, Pacht und Steuern in Form von Eiern bzw. Hühnern und Hasen zu entrichten.) Schriftlich erwähnt wird die Geschichte vom Osterhasen und der Brauch im Elsass und den angrenzenden Gebieten erstmals um 1680 (1678 oder 1682?) in einem Bericht des Heidelberger Medizinprofessors Georg Franck mit dem Titel "De ovis paschalibus - von Oster-Eyern", wonach der Osterhase die Eier legt und sie anschließend versteckt. Im christlichen Sinn ist das Ei ein Auferstehungssymbol: Die Schale ist das Grab, aus dem neues Leben hervorkommt.

© Carroll E.Whittemore Trust

Osterlamm: Das Lamm ist das klassische Opfertier des Alten Testaments. Das Osterlamm ist geschichtlich zurückzuführen auf das Ritual der Juden, zum Gedenken an Gott am Passahfest ein Lamm zu schlachten und zu essen. Die weiße Farbe des Lammfells steht für die Reinheit, das friedvolle Verhalten des Lamms soll ein Vorbild für den Menschen sein. In der christlichen Kirche wird das Osterlamm mit der Fahne als dem Zeichen des Sieges über den Tod dargestellt.

Osterfeuer: Das Osterfeuer steht als Symbol für die Sonne. Es wird zu Beginn der Liturgie in der Osternacht vor der Kirche entzündet und geweiht. Am Osterfeuer wird die Osterkerze entzündet, die dann mit dreimaligem Singen des "Lumen Christi" (Licht Christi) in das noch dunkle Gotteshaus getragen wird.- Im Weserbergland lässt man am ersten Ostertag einer alten heidnischen Sitte folgend brennende Räder vom Berg rollen.


Osterbrunnen: In der Fränkischen Schweiz gehört seit Anfang des 20. Jahrhunderts zum österlichen Brauchtum auch das Schmücken von Brunnen. Dieser Brauch hat keine christliche Bedeutung. Der Hauptgrund für das Schmücken von Brunnen bzw. Quellen ist die Bedeutung des Wassers als lebensspendendes Element der wasserarmen Hochebene der Fränkischen Alb. Dem Schmücken des Osterbrunnens geht eine gründliche Reinigung der Wasseranlage, das "Brunnenputzen", voraus. Als Schmuck dienen ausgeblasene Eier, inzwischen auch Eier aus Plastik. Die mit den Eiern behängten Girlanden und Fichtenzweige werden um den Brunnentrog gewunden und zu riesigen Kronen geflochten. Häufig wird der Brunnen noch mit lebenden Frühlingsblumen geziert.

 

Ev. Kirche Klingelbach

Kath. Kirche Katzenelnbogen


Der Hahn auf den meisten Kirchturmspitzen erinnert an die Verleugnung Jesu durch Petrus: "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben. (Matth. 26, 34) Unterhalb des Hahnes sieht man oft ein verziertes Kreuz zur Reminiszenz an Golgatha.

Außer im Deutschen gibt es den Begriff "Ostern" nur noch im Englischen ( Easter). Die anderen europäischen Sprachen haben das Wort aus dem kirchenlateinischen Ausdruck "pascha" (Vergl. hierzu die Ostersequenz "Victimae paschali laudes"!) entlehnt: Pâques (französisch), Pasen (niederländisch), Pasqua (italienisch), pascua (spanisch), pask (schwedisch) usw. Das lateinische Wort "pascha" geht ursprünglich auf das jüdische Passahfest (Pessach) zurück, das am Abend des ersten Frühlingsvollmonds begangen wird, also in zeitlicher Nähe zum christlichen Osterfest liegt. Beim Passahfest denken die Juden an die Befreiung der Israeliten von der ägyptischen Knechtschaft und den Auszug (Exodus) aus Ägypten.

Frater Francke: Thomasaltar - Auferstehung (um 1424)
Quelle: www.zeno.org


Ostern gibt dem Leben Tiefe

Kernaussagen einer  früheren Osterpredigt von Bischof Franz Kamphaus, Limburg

Die Verdrängung des Todes und die Fixierung auf den irdischen Teil des Lebens führt zu einer "Halbierung" des Lebens und einer panischen Angst davor, ohne künstliche Sicherung ins Nichts zu fallen. Schon hoffen viele mit Hilfe der Gentechnik die eigene Unsterblichkeit sichern zu können.
In der Erlebnisgesellschaft dreht sich alles ums Leben, das immer besser, immer intensiver sein soll, aber ausschließlich auf die engen Grenzen der eigenen Interessen und Bedürfnisse ausgerichtet ist. So von der Sonnenseite des Lebens gefangen werden viele nur schwer damit fertig, dass der Tod und das Böse zur Realität des Lebens gehören. Die Macht des Bösen ist nicht aus der Welt herauszuträumen, auch nicht hinauszubomben. Kennzeichnend für den christlichen Glauben ist, dass er weder Gewalttätigkeit noch Bosheit und Tod verdrängt, sondern sich mutig damit auseinandersetzt. Der Karfreitag ist an Ostern nicht vergessen. Über Jesu Grab ist kein Gras gewachsen. Im Tod, am tiefsten Punkt menschlicher Existenz, geschieht der Durchbruch. Nicht als menschliche Erfindung und Fortschrittstat, sondern aus Gottes schöpferischer Treue, die neues Leben schenkt, das dem Tod gewachsen ist. Ewiges Leben meint nicht die Fortsetzung des Gehabten, von der jene träumen, die alles haben und nicht mehr im Sinn haben als ihre private Seligkeit. Ostern heißt nicht, dass es ewig so weitergeht, Ostern heißt neuer Mensch und neue Schöpfung. Dabei kommen vor allem die auf der Strecke Gebliebenen zu ihrem Recht. Mit Ostern ist das dunkle Geschäft des Todes ein für allemal bankrott. Ostern gibt dem Leben Tiefe.

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Kultur des Lebens oder Lebenskult?

Bischof Franz Kamphaus, Limburg

Als eine "Erlebnisgesellschaft" hat unlängst ein Soziologe die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland beschrieben. Quer durch alle Milieus und Schichten gibt es einen Nenner, der uns vereint: Wir wollen etwas erleben, wir wollen unser Leben auskosten. Unser Lebenshunger ist längst zum Gegenstand des Marktes geworden. Die Fitnesswelle rollt, die Gesundheitsbranche boomt. Jung, dynamisch, gesund - das ist Leben, wie es uns in Werbespots und von Plakatwänden entgegentritt.
Was aber, wenn es einmal nichts zu erleben, sondern nur zu erleiden gibt? Wenn man nicht fit und "gut drauf" ist, man nicht mehr mithalten kann?*
Ist dann Leben nichts mehr wert?
Wo Leben zum Selbstzweck wird und sich die Lebenslust zur Lebensgier wandelt, wird der Mensch zum Gejagten seiner eigenen Ansprüche. Bei dieser Jagd bleiben viele auf der Strecke, werden Opfer des Lebensstils der vermeintlich Starken. Wo Leben zum Privileg der Reichen, der Tüchtigen, der Mobilen und Gesunden wird, breitet sich Unmenschlichkeit aus.
In seiner neuen Enzyklika "Evangelium vom Leben" stellt Papst Johannes Paul II. fest, dass die Menschheit am Scheideweg steht. Sie muss sich entscheiden zwischen einer "Kultur des Todes" und der "Kultur des Lebens". Gerade die so genannten hoch entwickelten Gesellschaften sind in ihrer Lebensgier von der Kultur des Todes gefangen.
Geblendet von der Sonnenseite des Lebens verschließen sie vor der Schattenseite die Augen. Was immer wir an Ablenkungsmanövern inszenieren, Leben und Tod, Lebenslust und Lebenslast lassen sich nicht voneinander trennen.
Wer glaubt, alles im Leben sei machbar, wird schnell über Leichen gehen.
Er muss bekämpfen, was sein Leben stört.
In den Händen der Macher wird das Leben verfügbar, besonders ganz am Anfang und am Ende. Die Menschenwürde wird angetastet, eingeschränkt und begrenzt von denen, die das Sagen haben. Wer grenzenlos leben will, begrenzt die Existenz vieler anderer.
Ostern stellt uns ein anderes Bild vom Leben vor Augen. Auch Jesus geht es um Gesundheit, Glück und Lebensfreude. Hätte er sonst Kranke geheilt oder den Wein geschätzt? Aber er möchte den Menschen nicht ein kurzweiliges "high life" schenken. Er möchte ihnen helfen, das ganze Leben zu bewältigen, auch die Tiefen des Leidens und des Todes.
Leben ist nicht nur Freude und Glück, sondern ständig gefährdet, von Angst begleitet, allemal sterblich. Jesus ist nicht "wie ein junger Gott" darüber hinweggegangen. Jesus am Karfreitag: Das ist nicht der dynamische Gipfelstürmer, sondern der gebeugte Mann unter dem Kreuz. Das Stolpern und Niederfallen bleibt ihm nicht erspart. Er wird ans Kreuz geschlagen, stirbt für uns. An diesem tiefsten Punkt seiner Existenz setzt die größte Offenbarung Gottes ein. Jesus, der sich nicht gierig ans Leben klammerte, sondern es hingab für die anderen, er wird von Gott mit neuem Leben beschenkt. An dieser Unsterblichkeit haben wir durch ihn ein für allemal teil.
Unsterblichkeit heißt nichts anderes, als dass wir das Leben bis zum letzten Atemzug immer noch vor uns haben. Wer jetzt nicht alles haben muss, weil ihm das Beste immer noch bevorsteht, verliert die Angst zu kurz zu kommen. Er hat Zeit, sich anderen zuzuwenden, besonders denen, die leer ausgehen. Das Kreuz im Rücken und Ostern vor Augen werden wir reif zur Solidarität mit den Schwachen und den Ausgeschlossenen. Nur mit ihnen und nicht gegen sie kann eine Kultur des Lebens wachsen und uns alle bereichern.

*Hierzu ein Beispiel, von dem in einem Brief der Krebsgesellschaft zu lesen war:
"Normalerweise sind sportliche Leistungen kein Problem für mich, doch an diesem Tag hat mich die Anstrengung einfach umgehauen. Mir war total schwarz vor den Augen. Im Klinikum haben sie mir eine Blutprobe entnommen. Am nächsten Morgen kamen drei Ärzte zu mir ins Zimmer und sagten mir, dass ich Leukämie hätte. Ich dachte: O Gott, das darf doch nicht wahr sein, ich bin doch erst 19 und habe noch das ganze Leben vor mir!"
Wie Markus (19) werden Jahr für Jahr rund 2000 Kinder und Jugendliche durch die Diagnose Krebs mitten aus ihrem Alltag gerissen. Statt Schule, Sport und Spaß bestimmen Untersuchungen und Therapien den Tagesablauf. Heimlicher Begleiter ist die Angst vor medizinischen Eingriffen und vor Schmerzen, aber auch die Angst sterben zu müssen.

MEDIA VITA IN MORTE SUMUS


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Himmelfahrt und Pfingsten

Ascendens Christus in altum. Alleluia, alleluia.


Christi Himmelfahrt (>"Vatertag" -  Das Wandern an diesem Tag geht auf die so genannten Flurumgehungen zurück, mit denen in vielen Regionen am Himmelfahrtstag der Gang der Apostel nachgestellt wurde.) und auch Pfingsten sind zunächst einmal die Feiertage, die kommerziell gesehen nicht so lukrativ sind wie Weihnachten und Ostern. Sie werden großenteils zum Wandern und für Kurzurlaube genutzt.
Das Himmelfahrtsfest wird immer 40 Tage nach dem Osterfest an einem Donnerstag gefeiert. Christus wurde im Beisein der Apostel zum Himmel emporgehoben und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. In der Apostelgeschichte 1,1-14 wird von einer konkreten Himmelfahrt Christi berichtet, andere Stellen (z.B. 1. Petrus 3, 22) betonen die theologische Dimension als ein Zeichen dafür, dass sich seine Mission erfüllt hat. [Bei dem Phänomen der Himmelfahrt handelt es sich um die weit verbreitete Vorstellung von einer Himmelfahrt der Seele. Voraussetzung dieser Himmelfahrtsvorstellungen, denen die Hölle als Gegenstück entspricht, ist ein Weltbild, das Himmel, Erde und Unterwelt als Grundelemente der Welt betrachtet.]
Die kath. Kirche kennt noch das Fest der Himmelfahrt Mariens (Mariae Himmelfahrt, 15. August). Die leibliche Aufnahme der Mutter Jesu ist seit 1950 katholischer Glaubenssatz.

Veni Creator Spiritus

Pfingsten

ist aus dem griechischen Wort (pentekoste) entstanden und bedeutet ganz schlicht und einfach "fünfzigster", weil es am siebten Sonntag (dem 50. Tag) nach Ostern zur Erinnerung an die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die in Jerusalem versammelten  Apostel gefeiert wird. Das Fest wird als Zeitpunkt für die Spendung der Taufe angesehen und gilt als der "Geburtstag" der Kirche. Das Pfingstfest bildet den Abschluss des Osterfestkreises und ist seit dem 3. Jahrhundert bezeugt. In der Kunst wird die Ausgießung des Heiligen Geistes oft so dargestellt, dass Maria inmitten der Apostel steht und über ihren Köpfen Feuerzungen und die Taube als Symbol für den Heiligen Geist zu sehen sind.
Nach kirchlicher Lehre ist der Heilige Geist in die Welt gesandt worden, um Wort und Werk Jesu zu erhalten. Er gilt als der Heiligende, der die Kirche und ihre Gläubigen führt und leitet.

Der Heilige Geist (Spiritus Sanctus) ist im christlichen Glauben neben Gott, dem Vater, und Christus, dem Sohn, die dritte Person der Trinität, der Dreifaltigkeit. Der Begriff "trinitas" wurde im 2. Jahrhundert von dem lateinischen Theologen Tertullian geprägt.
Der Heilige Geist wird in der Bibel oft durch Symbole dargestellt:
Markus 1, 10 : Taube als Zeichen für Versöhnung und Frieden
Apostelg. 2   :  Wirbelwind für die Stärke
Apostelg. 2   :  Feuerzungen* als Zeichen der religiösen Ekstase

*Die liturgische Farbe für das Pfingstfest ist daher das Rot.

Erwähnenswert ist noch das pfingstliche Sprachenwunder.
Die Gabe des Heiligen Geistes befähigte die Jünger, in fremden Sprachen zu reden.

 

Apostelgeschichte des Lukas 2, 1 - 8:

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie wenn ein heftiger Sturm heranjagt und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und auf jeden von ihnen setzten. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus vielen Völkern der Welt. Als dieses Brausen begann, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: "Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache verstehen?"

P.S.: Im Jahr 1906 enstand in Los Angeles die so genannte Pfingstbewegung. Sie strebt durch die "Geisttaufe" ein Leben christlicher Vollkommenheit an.


 
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Mitten im Leben vom Tod umgeben
 



Solange es Menschen und andere Lebewesen wie Tiere und Pflanzen auf der Erde gibt, sind wir nicht nur mit dem Leben, sondern auch mit dem Tod konfrontiert. Das bringt die Antiphon "Media vita in morte sumus, quem querimus adiutorem..." aus dem 11. Jahrhundert deutlich zum Ausdruck. Der lat.Text wurde ins Deutsche übertragen und man findet das Lied unter EG 518 und GL 654: "Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt,...?" Das Lied ist so aktuell wie vor 1000 Jahren, als es entstand. Die im Liedanfang gemachte Feststellung bedarf selbst in unserer innovationsfreudigen Zeit keiner Erneuerung.
Der Tod kann plötzlich (Unfall, Mord) oder langsam durch Krankheit eintreten. Er kann sanft, aber auch schrecklich sein. Auch das Lebensalter spielt dabei keine Rolle. Gott sei Dank, dass keiner vorher weiß, wann und wie er stirbt, wann seine letzte Stunde schlägt. Das Leben würde unerträglich in Erwartung des Tages X und alle Lebensfreude wäre genommen.
In früheren Jahrhunderten wurde das Thema Tod -im Gegensatz zu heute- nicht tabuisiert. Man war sich der zeitlichen Begrenztheit bewusster als heute und akzeptierte sie auch eher als in der gegenwärtig stark außengeleiteten Zeit, in der Status - Symbole unabdingbar sind. Außerdem wurde das Sterben nicht aus den eigenen vier Wänden hinausverlagert in Altenheime und Kliniken. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung möchte zu Hause sterben, tatsächlich aber sterben die meisten Menschen im Krankenhaus.
Der Soziologe R. Gronemeyer von der Universität Gießen schildert den Wandel in unserer Gesellschaft folgendermaßen: "Hatte der Arzt in früherer Zeit beim Sterbenden nichts mehr zu suchen, wird heute der beruhigende weiße Kittel den trostlosen und ratlosen Gesichtern der Angehörigen vorgezogen; denn eine religiöse Zuversicht haben sie nicht mehr zu bieten. Der Tod wird nicht mehr als Erfüllung des Lebens, sondern als Skandal begriffen. Die Familie hat gelernt unzuständig zu sein. Und in der wirtschaftlich orientierten Welt werden Menschen, die nicht mehr konsumieren können, als Entsorgungsfälle betrachtet."
Früher hing in manchen Krankenhäusern der lateinische Spruch "MEDICUS CURAT - DEUS SANAT" aus, der einerseits in gewisser Hinsicht auf die Begrenztheit der ärztlichen Kunst und andererseits auf die Hilfe Gottes hinwies. Solch einen Hinweis wird man in unserer Zeit des scheinbar alles Machbaren vergeblich suchen.
In manchen Kliniken werden heute bereits die Überlebenschancen schwer kranker Patienten an Hand der verschiedenen Parameter per Computer ermittelt, um sagen zu können, ob sich der Einsatz der Intensivmedizin noch lohnt oder ob ein Abbruch der Therapie sinnvoller erscheint. Früher konnte das ein erfahrener Arzt auch ohne Hightech beim bloßen Anblick des Patienten entscheiden und die Frage ist: Wie human ist die Humanmedizin heute noch?
Alles ist im Umbruch, so auch Grabkultur und Bestattungsbranche: In der Antike lagen die Gräber außerhalb der Stadt, die Christen beerdigten ihre Toten lange Zeit rund um die Kirche. Mit dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft verlagerten sich die Friedhöfe weg von den Kirchen. Die Grabstätten wurden individueller, ja sie gaben sogar Auskunft über die soziale Stellung der Verstorbenen. In unserer Zeit gibt es wieder Veränderungen: Die Zunahme der Feuer - Bestattungen und der anonymen Bestattungen ohne Grabstein ist symptomatisch für die Gegenwart. Man differenziert heute sogar zwischen Krematorium und Flamarium und denkt darüber nach, die Bestattungsgesetze so zu ändern, dass auch Beerdigungen ohne Sarg oder die Aufbewahrung sterblicher Überreste in Privaträumen ermöglicht werden. Da der Trend -wie bereits erwähnt- immer mehr in Richtung Feuerbestattung geht, sei hier noch eine Kuriosität genannt: In Chile hat man Särge mit einer Alarmglocke eingeführt, um lebendig Begrabene, also Menschen, die nur scheintot waren, eine Möglichkeit zu geben, sich bemerkbar zu machen. Im Krematorium müsste sich der Pseudo-Leichnam allerdings beeilen, die Alarmglocke zu bedienen, um nicht lebendig verbrannt zu werden, was einer Horror-Vision gleichkommt.Selbst sprachlich haben sich Veränderungen ergeben, die hoffentlich nicht von langer Dauer sind. Der Bundesverband des Bestattungsgewerbes bediente sich -dem Zeitgeist angepasst- der Wörter "funeral master" (=Bestattungsunternehmer) und "peace box" (=Sarg), wobei diese Ausdrücke im Englischen zumindest bisher nicht existieren. Das Wort "Handy" kennt ja in den angelsächsischen Ländern auch niemand. In echtem Englisch heißt der Bestatter nämlich sehr vielsagend "undertaker", was ein Deutscher eher mit Unternehmer übersetzen würde und in der Tat ist er es ja nun auch. Um der Konkurrenz standhalten zu können, werden inzwischen schon individuell angefertigte Särge, so genannte Designer-Särge, angeboten, die in der künstlerischen Gestaltung z. B. Bezug auf Beruf, Interessen oder das Alter des Verstorbenen nehmen und nicht mehr so düster wirken wie bisherige Modelle. Farbe kommt ins Spiel. Bei einigen Anbietern kann man bei den Särgen sogar zwischen verschiedenen Kunststilrichtungen auswählen. Für Fußballfans werden Särge und Urnen in den Vereinsfarben angeboten. Grabsteine können auf Wunsch die Form eines Smartphones haben und dergleichen mehr. Ein Berliner Unternehmen, das die Firmenbezeichnung "Ab unter die Erde" trägt, unterscheidet hinsichtlich der Bestattung bei den Verstorbenen sogar zwischen verschiedenen Sterbetypen: Pragmatiker(in), Gamer(in), Romantiker(in) usw. Seebestattungen gibt es schon lange, jetzt denkt man über Weltraumbestattungen als besonderem Highlight nach. Im Zusammenhang mit dem oft strapazierten Begriff "Nachhaltigkeit" existiert ein Angebot namens "Meine Erde". Bei dieser Variante wird der Körper mittels Mikroorganismen in fruchtbare Erde (Kompost) verwandelt. Das Unternehmen spricht hier von Reerdigung, also Rückführung zur Erde, weil der Körper auf natürliche Weise zur Erde zurückgeführt wird, was aber -wie man feststellen muss- bei einer herkömmlichen Erdbestattung auch nicht anders ist. Die in Hamburg stattfindende Bestatter-Messe trägt den hinterfragbaren Namen "Happy End". Elektronische Kondolenzkarten und Trauerblogs gibt es schon fast seit Bestehen des Internets. Ganz neu jedoch ist das Angebot von Grabsteinen mit QR-Code für Smartphones. Der Friedhofsbesucher kann den Code mit seinem Handy am Grabstein einscannen und gelangt so direkt auf die Facebook-Seite oder eine private Website des Verstorbenen. Während christliche Symbole und Bibelverse auf den Grabsteinen zunehmend der Vergangenheit angehören, findet man bei der fortschreitenden Entchristianisierung auch witzige Sprüche auf Grabsteinen, die beispielsweise den Charakter oder die Vorlieben des Verstorbenen widerspiegeln. Da kann man zwar geteilter Meinung sein, aber es gibt auch Pfarrer, die das nicht schlecht finden.
Neuester Trend der Trauerkultur, die immer groteskere Formen annimmt, ist das sogenannte "Windtelefon" (z.B. auf dem Kasseler Hauptfriedhof). Wenn vor dem Tod noch nicht alles gesagt wurde, was hätte gesagt werden sollen, dann bietet dieses Telefon die Möglichkeit, in einer ausgedienten Telefonzelle letzte Worte an den Verstorbenen zu richten. Die Übertragung ins Jenseits erfolgt der Vorstellung nach nicht über ein Glasfaserkabel, sondern imaginär durch den Wind, daher der Name "Windtelefon". Das Ganze muss nur gut promoted werden, dann ist für eine zunehmende Zahl von Followern gesorgt.

Seit einigen Jahren bestattet man Tote ja auch wieder  (man denke an die in vielen Wäldern aufzufindenden Hügelgräber aus grauer Vorzeit) im Wald und spricht von Friedwäldern oder z.B. in Anlehnung an den Begriff "Metropole" von "Wald - Nekropolen". Bei der Bestattung im Wald kann die Asche in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes anonym oder mit einer Namensplakette beigesetzt werden. Der Fantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt.

So will man in Rheinland-Pfalz als erstem Bundesland im Jahr 2025 das Bestattungsgesetz reformieren und die Beisetzungsmöglichkeiten hinsichtlich der Lokalität und der Art und Weise erweitern, wie das in einigen Nachbarländern wie in Belgien, den Niederlanden und der Schweiz bereits geschehen sei. Bisher waren nur Bestattungen auf Fiedhöfen und in Bestattungswäldern sowie die Seebestattung erlaubt. Das wird sich nun ändern. Bestattungen sollen künftig auch in fließenden Gewässern (z.B. in Rhein, Lahn, Mosel usw.) erlaubt sein. Die Sargpflicht bei Friedhöfen soll wegfallen, und man kann den Verstorbenen auch in einem Leichentuch beerdigen, so wie es im Islam üblich ist. Auch wird es keine offizielle Beisetzungspflicht mehr geben. Urnen dürfen dann an Privatpersonen abgegeben werden und die können sie dann ad libitum in ihrem Garten vergraben oder zum ewigen Gedenken ins Wohnzimmer stellen. Außerdem gibt es noch eine andere Variante: die sogenannte Diamantbestattung. Hierbei wird aus der Asche ein synthetischer Diamant hergestellt. Noch unklar ist, ob man die Asche nicht auch gleich quasi als Dünger zur Verbesserung des Gartenbodens einarbeiten darf. Diese ganzen Individualismen sind jedoch realistisch betrachtet das Wunschdenken, die Verstorbenen sozusagen materiell greifbar am Leben zu erhalten, wenn auch nur in Form von Asche. Der Mensch ist und bleibt tot. Eine Kommunikation mit Staub und Asche ist auch im Digitalzeitalter leider nicht möglich. Aber diese Tatsache will man ja nicht wahrhaben.
Nach S. Freudscher Theorie findet lediglich ein Verdrängunsprozess statt, ein psychischer Schutzmechanismus, der bedrohliche Vorstellungen aus dem Bewusstsein fernhält. Aus der Bestattungskultur ist ein gnadenloser Bestattungsmarkt geworden, bei dem es vor allem in finanzieller Hinsicht Gewinner und Verlierer gibt. Da die ganzen Neuerungen ja auf "Aschebasis" beruhen, sind teure Särge und Grabsteine überflüssig. Hauptgewinner sind die zukunftsträchtigen Krematorienbesitzer, Verlierer sind die Bestatter und noch viel mehr die Steinmetze.
Befremdend ist es, dass unzählige, noch gesunde Zeitgenossen sich salopp und locker über ihren Tod und ihre Bestattung äußern, als wäre ihnen der Tod völlig egal. Aber dem ist ja real betrachtet nicht so. Sonst wären ja die Arztpraxen und Krankenhäuser nicht so überlastet. Jeder will doch so lange wie möglich leben und den eigenen Tod hintan stellen.

Wieder neue Pläne bringen sogar die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Mit ihr will man erreichen, dass der Verstorbene mit Hilfe von Fotos und Sprachproben so regeneriert wird, dass man sich bei seinem Anblick mit ihm unterhalten kann und er somit quasi unsterblich wird, aber leider nur virtuell.

Was ist der Mensch angesichts seiner Sterblichkeit nun wert? Die meisten temporären Erdenbewohmer glauben nur an sich selbst, an Erfolg und Selbstverwirklichung, bloß dass dieser Glaube bei einer niederschmetternden ärztlichen Diagnose blitzschnell wie ein Kartenhaus zusammenbrechen kann. In einer solch ausweglosen Situation gibt es nur noch betroffene, ratlose Gesichter.
Den Glauben an einen existierenden Gott und das Ewige Leben gibt es bei den Christen nur noch bei einer kleinen Minderheit. Bei den orthodoxen Juden, beim Islam wie auch bei fernöstlichen Religionen ist die Gottesbindung auch heute noch stark ausgeprägt.
Es ist manchmal unglaublich und unerträglich, was man als Argument für die heutzutage verbreitete Verbrennungseuphorie zu hören bekommt: Asche wird nicht schlecht, dadurch muss man nicht den Urlaub abbrechen, man will nicht in der Erde von Würmern gefressen werden
oder keine oder wenig Grabpflege erforderlich. So ist es äußerst wahrscheinlich, dass sich bei den durch die Politik initiierten Novitäten gleich ganze Scharen blindlings darauf stürzen werden, sobald die ersten Vorreiter in Erscheinung getreten sind.
Dem Tod geht ja meistens ein kürzeres oder längeres Leiden voraus und wir neigen dann doch zu der Frage: Wie kann Gott so etwas zulassen? Weder auf Leiden noch auf Tod können wir mit menschlichen Maßstäben  gemessen eine  Antwort geben und schon im Alten Testament wird uns bei
Jesaja 55 gesagt: "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine  Wege." Für viele Menschen ist der Friedhof eine Sackgasse und nicht für alle ist der "Totensonntag" ein "Ewigkeitssonntag", wie er auch bezeichnet wird. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit sollte uns ein Spruch aus dem 14. Kapitel des Buchs Hiob zu denken geben:


Der Mensch von der Frau geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe,
geht auf wie eine Blume und fällt ab,
flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.
... Er hat seine bestimmte Zeit;
... du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht überschreiten.



Inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.

Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Augustinus




Georg Friedrich Händel (1685 - 1759) 

Wie intensiv die Menschen in vergangenen Jahrhunderten glaubten, beweist ein Wunsch des am 23. Februar 1685 in Halle geborenen großen deutsch-englischen Komponisten Georg Friedrich Händel: "Ich möchte am Karfreitag sterben, in der Hoffnung mit meinem Heiland am Tag seiner Auferstehung vereint zu werden."
Tatsächlich starb er am 14. April, dem Karsamstag des Jahres 1759. Die ehrenvolle Beisetzung erfolgte in der Westminster Abbey, London.* Die Grab-Inschrift aus einer Messias-Arie lautet: "I know that my Redeemer liveth (and that He shall stand at the latter day upon the earth)." [Ich weiß, dass mein Erlöser lebt (und dass er erscheint am letzten Tag dieser Erde).]

*Duplizität der Ereignisse: Auch die englische "Queen Mum" starb an einem Karsamstag (30. März 2002). Die Trauerfeier fand zwar in Westminster Abbey statt (Dienstag, 9. April), die Beisetzung erfolgte allerdings am gleichen Tag in der St George's Chapel des Schlosses Windsor.



Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)

Auch Johann Sebastian Bach, der am 21. März* 1685 in Eisenach geboren wurde und schon als 10-Jähriger Vollwaise war, hat trotz mancher Schicksalsschläge nie den Glauben verloren. (Vergl. hierzu auch Max Planck !) Für ihn war jegliche Art von Kunst -wie eben auch die Musik- Gottesdienst.** So schrieb er an den Anfang seiner Werke oft die Buchstaben J.J. (JESU JUVA = Jesus hilf !) und an das Ende der Komposition die Buchstaben S.D.G. (SOLI DEO GLORIA = Allein Gott zur Ehre), womit er seine christliche Haltung dokumentierte. Kurz vor seinem Tod diktierte er -inzwischen erblindet- seinem Schwiegersohn Johann Christoph Altnikol ein Choralvorspiel zu dem Lied "Wenn wir in höchsten Nöten sein", über das er seinen Schwiegersohn den Titel "Vor deinen Thron tret ich hiermit" schreiben ließ. (Im Bach-Werke-Verzeichnis hat diese Komposition die Nummer BWV 668.) Zu Bachs Lebenszeit gab es zwei Texte zur gleichen Melodie, nämlich "Wenn wir in höchsten Nöten sein" und "Vor deinen Thron tret ich hiermit". Hier die erste und letzte Strophe des heute nicht mehr bekannten zweiten Textes:

Vor deinen Thron tret' ich hiermit,
o Gott, und dich demütig bitt:
Wend dein genädig Angesicht
von mir, dem armen Sünder, nicht.

Ein selig's Ende mir bescher,
am Jüngsten Tag erweck mich, Herr,
dass ich dich schaue ewiglich.
Amen, amen, erhöre mich.


*Der 21. März ist das Datum des alten Julianischen Kalenders, der in Eisenach sogar um 1750 noch Gültigkeit hatte. Nach unserem Gregorianischen Kalender liegt sein Geburtstag am 31. März. Die Bach-Wissenschaft hat sich auf den 21. März geeinigt.


**In seiner Generalbass-Lehre schreibt er: "Und soll wie aller Music, also auch des General Basses Finis (= Ziel, Zweck) und End Uhrsache anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in Acht genommen wird da ists keine eigentliche Music sondern ein Teuflisches Geplerr und Geleyer."

J.S. Bach-Zitat über G.F. Händel: "Das ist der einzige, den ich sehen möchte, ehe ich sterbe und der ich sein möchte, wenn ich nicht Bach wäre."

Strophe1
Wenn wir in höchsten Nöten sein
und wissen nicht, wo aus noch ein
und finden weder Hilf noch Rat,
ob wir gleich sorgen früh und spat.
Strophe 5
Drum kommen wir, o Herre Gott,

und klagen dir all unsre Not,

weil wir jetzt steh'n verlassen gar

in großer Trübsal und Gefahr.
Text: Paul Eber (1566) nach "IN TENEBRIS NOSTRAE"
von Joachim Camerarius um 1546
Ich will den Kreuzstab gerne tragen
Kantate zum 19. Sonntag nach Trinitatis, BWV 56
Alle Menschen müssen sterben
Choralvorspiel im "Orgelbüchlein", BWV 643


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