Tschüss, tschüss,... und tschüss!
Ein göttlicher Gruß in einer säkularen Welt

Auf der Straße, im Geschäft, auf der Arbeitsstelle, in der Freizeit, am Telefon oder im Fernsehen hört man von Alten wie von Jungen den saloppen, leichter als das förmliche "Auf Wiedersehen! / Auf Wiederhören!" sprechbaren Abschiedsgruß "tschüss".
Das Wort hat sich -bis auf Bayern- fast bundesweit ausgebreitet, war es doch in früheren Zeiten auf den Hamburger Raum beschränkt. In der Kölner Region grüßt man sich bereits seit längerem mit "tschöö", in der Stuttgarter Gegend mit "ade". 

Mit den Ausdrücken "tschöö" und "ade" kommen wir der Wortbedeutung schon nahe, denn diese beiden Wörter lassen einen Zusammenhang mit dem französischen Begriff "adieu" erahnen. 

Die im 16. / 17. Jahrhundert aus dem französischen Wort "adieu" = wörtlich "zu Gott" (Gott befohlen) übernommene Grußformel ist identisch mit "ade", das schon in mittelhochdeutscher Zeit aus dem altfranzösischen "adé"  entlehnt worden war. Das französische "à dieu" geht aber zurück auf den lateinischen Gruß "ad deum". Das lateinische Wort für Gott ist "deus", altlateinisch "deivos".  Im Zusammenhang mit dem altlateinischen Begriff muss unser Fremdwort "Diva" (z. B. eine Film-Diva) erwähnt werden. Hier liegt das lateinische "diva" (divus) für "göttlich" zu Grunde. Eine Diva ist also eine wie Gott verehrte Künstlerin. [In unserer Zeit der Anglizismen spricht man von einem Star, engl. "star" = Stern, der ja auch etwas Himmlisches zu eigen hat.]

In Italien grüßt man sich mit "ciao" und in Spanien mit "adiós". In allen Sprachen und Dialekten ist dasselbe gemeint: "zu Gott". Auch das griechische Wort  für "tschüss" lässt eine Sprachverwandtschaft erkennen. 

Mit dem Gruß vertraut man also den Gegrüßten Gott an, man wünscht ihm, dass Gott ihn beschützen möge. Wenn Gott auch nicht mehr in der europäischen Verfassung erwähnt wird, so ist er unbewusst durch den Sprachgebrauch allgegenwärtig. 

Wie auch zahlreiche andere Wörter wird dieses Wort vom Gros der Bevölkerung gedankenlos gebraucht. Manch einem Zeitgenossen würde das Wort wohl nicht über die Lippen kommen, wenn er sich über dessen ursprüngliche Bedeutung im Klaren wäre. Ein göttlicher Gruß in einer säkularen Welt. Nun denn! 

Ich sage jetzt "tschüss" - Gott behüte dich !

 wj