Dietrich
Bonhoeffer: Das Lied, das die Ewigkeit
singt
Aus: D. Bonhoeffer:
London 1933 -1935 (Werke Bd. 13), S. 355 f., © Chr. Kaiser/Gütersloher
Verlagshaus GmbH, Gütersloh
Singet
dem Herrn ein neues Lied - und doch sind all unsere Lieder nur ein
Abglanz von dem Lied der Lieder, das die Ewigkeit singt, vor dem
Thron Jesu Christi oder -wie die Bilder der Bibel reden- von dem
Heilig und dem Halleluja, das die Engel im Himmel und die Heiligen
alle Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zujauchzen.
Die christliche Hoffnung aller Zeiten hat diese Ewigkeit Gottes
nicht anders sich vorstellen können als erfüllt von dem
Meer der Töne, der Harfen und der Gesänge. Bilder sind
Bilder - und haben doch ihr Recht. Warum sollen wir uns nicht schon
hier freuen auf das neue Lied, das uns umfangen wird, wenn wir die
Augen zu tun, das reinste, das süßeste, das härteste
und das gewaltigste aller Lieder.
Singet dem Herrn
ein neues Lied - ja, Herr wir kommen
mit Liedern auf den Lippen, lass dein
Lied stark werden, wenn unsere Lieder verstummen, lass die Engel
spielen, wenn unsere Hände niedersinken, lass über unserem
Totenbett dein Lied, das kein Sterblicher hören kann, laut
erklingen. Herr, wir eilen zu deinem neuen Lied.
Jesu juva* -
Jesus hilf. Amen.
*Dieser
Hilferuf ist uns durch J.S. Bachs Notiz bei zahlreichen seiner Werke
bekannt.
Hier
nun die letzten beiden Strophen eines Chorals aus dem 18. Jahrhundert,
der Parallelen zum Text von D. Bonhoeffer zeigt:
O dass ich
tausend Zungen hätte
6)
Ich will von deiner
Güte singen,
solange sich die Zunge
regt;
ich will dir Freudenopfer
bringen,
solange sich mein Herz
bewegt;
ja, wenn der Mund wird
kraftlos sein,
dann stimm ich doch mit
Seufzen ein.
7)
Ach nimm das arme Lob
auf Erden,
mein Gott, in allen Gnaden
hin.
Im Himmel soll es besser
werden,
wenn ich bei deinen Engeln
bin.
Da sing ich dir im höhern
Chor
viel tausend Halleluja
vor.
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