Marc-Antoine Charpentier (1643 - 24. 2. 1704)

UN MUSICIEN FRANÇAIS OUBLIÉ - ein vergessener französischer Musiker


Marc-Antoine Charpentier

Sainte Chapelle




Wie ein Komponist durch die Eurovision zu Ehren kam

Das Eurovisionslogo* der frühen Jahre
wurde im Jahr 1954 von dem damaligen BBC-Designer Timothy O' Brien entworfen.
Das Logo wurde in späteren Jahren oft geändert, aber keines erreichte die Ästhetik dieses ersten Logos.



Dieses Logo ist eng verwandt mit der Europaflagge, die am 8. Dezember 1955 offiziell für den Europarat eingeführt wurde und heute als Symbol für die Europäische Union gilt.



Auf ihr sind zwölf fünfzackige goldene Sterne auf blauem Hintergrund zu sehen. Seit seiner Gründung im Jahr 1949 suchte der Europarat nach einer geeigneten Flagge und erst nach Einreichung von unzähligen Vorschlägen einigte man sich schließlich auf diese Darstellung, die von dem Franzosen Arsène Heitz und dem Belgier Paul Michel Gabriel Lévy entworfen wurde. Die zwölf kreisförmig angeordneten Sterne sollen laut offizieller Begründung ein traditionelles Zeichen für Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit sein. (Der Kreis wie auch die Zahl 12 gelten seit alters her als Symbol für Vollkommenheit > Zifferblatt der Uhr, 12 Monate, 12 Tierkreiszeichen)


Marienstatue aus dem Jahr 1858 im Straßburger Münster
mit einem Kranz aus zwölf sechszackigen Sternen

Aber die Europaflagge hat außer der offiziellen Verlautbarung auch einen religiösen Hintergrund. In der Offenbarung des Johannes (Johannes 12, 1) ist zu lesen: "Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf goldenen Sternen." Das sogenannte apokalyptische Weib wird oft mit Maria in Verbindung gebracht. Daher spricht man auch von der apokalyptischen Madonna bzw. der Madonna im Strahlenkranz oder der Mondsichelmadonna, wenn sie auf einer Mondsichel stehend dargestellt wird. Am 8. Dezember, der Tag, an dem die Europaflagge eingeführt wurde, feiert die Katholische Kirche seit dem 9. Jahrhundert zufällig (?) auch das Fest Mariä Empfängnis. Auch im Bereich der christlichen Religion spielen der Kreis (> Adventskranz) und die Zahl 12 (> 12 Stämme Israels, 12 Apostel) eine Rolle.

So ist in der Flagge der Europäischen Union auch ein Bezug zum ursprünglich christlich geprägten Europa zu sehen.

Im Zentrum des Eurovisionlogos stand der Name des jeweiligen Fernsehsenders:

Abkürzung
Senderbezeichnung
ARD
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands
ARTE
Association Relative à la Télévision Européenne
BBC
British Broadcasting Company
CLT
RTL
Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion
Radio Télévision Lëtzebuerg
DR
Danmarks Radio (Dänemarks Radio)
ERT (EPT)
Ellinikí Radiofonía Tileórasi (Griechischer Hörfunk und Fernsehen)
IBA
Israel Broadcasting Authority
NOS
Nederlandse Omroep Stichting (dt.: Niederländische Rundfunkstiftung)
NRK
Norsk rikskringkasting (dt.: Norwegischer Reichsrundfunk)
ORF
Österreichischer Rundfunk*
RAI
Radiotelevisione Italiana
RTB
RTBF
Radio-télévision belge
Radio-télévision belge de la Communauté française
RTÉ
Raidió Teilifís Éireann (Irland)
RTF
ORTF
Radiodiffusion-télévision française [1949 - 1964]
L'Office de radiodiffusion-télévision française [seit Juli 1964]
SR
SVT
Sveriges Radio (Schwedens Radio)
Sveriges Television (Schwedens Fernsehen)
SRG
SRF

SSR
Schweizerische Rundspruchgesellschaft (1931 gegründet)
Heute: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft

Société suisse de radiodiffusion et télévision (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft)
TF1
Télévision Française 1
TVE
Televisión Española [RTVE = Radiotelevisión Española]
ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen

* Der Österreichische Rundfunk bzw. das Österreichische Fernsehen wird mit ORF abgekürzt, nicht mit ÖRF. Diese Tatsache beruht darauf, dass man in den 1950er Jahren, als Österreich Mitglied der EBU wurde, statt der zunächst vorgeschlagenen Buchstaben ÖRF die international verwendbare Abkürzung ORF einführte, weil es die Umlaute ä,ö und ü nur in den deutschsprachigen Ländern gibt.

Links zu YouTube - Videos:

ARD

Eurovisionsfanf
are der 80er Jahre

ZDF

Eurovisionsfanfare der 80er Jahre (nur mit Streichern),
anschl. eine Übertragung des ORF vom Grand Prix de la Chanson 1967


Beispiel aus dem Jahr 1989,

bei dem es sich um ein animiertes Logo dreier Sender handelt

Eurovisionslogo 1957 - 2010

United in love and freedom - Drafi Deutscher 1971


Video des BR zur Popularität der Eurovisionshymne


Tedeum
(Original-Handschrift)

Die erste Schallplatten - Aufnahme von M.A. Charpentiers berühmt gewordenem Te Deum erfolgte vom 20. - 23. Januar 1953 in der Église St-Roch, Paris unter dem Dirigat von Louis Martini in einem Arrangement von Guy Lambert, aufgeführt vom Chorale [für Chor] des Jeunesses Musicales de France und dem Orchestre de Chambre des Concerts Pasdeloup. Es war nur einige Jahre vor dieser Einspielung von dem belgisch-französischen Musikologen und Priester Carl de Nys wiederentdeckt worden, dessen Nachforschungen in Vergessenheit geratener europäischer Komponisten und ihrer Werke galten. Diese Aufnahme der von ERATO produzierten LP erhielt den GRAND PRIX DU DISQUE 1953. Bei CD-Einspielungen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte bediente man sich oft historischer Instrumente und hat teilweise das Aufführungstempo des Werks bis ins Extreme gesteigert. Eine nach meinem Empfinden schöne Klangvariante war die, die hier vom Griechischen Fernsehen ERT zu hören ist.
Generell gesehen erklang die Eurovisionsfanfare nur dann, wenn mindestens drei Länder gleichzeitig und live eine Sendung übertragen haben.
Beim ersten Abspielen des A -Teils des von Charpentier als Rondo angelegten Prélude aus seinem Te Deum in D-Dur erschien z.B. der deutsche Fernsehsender (ARD bzw. ZDF), beim zweiten die Abkürzung des die Sendung live übertragenden Lands. Am Ende der Sendung verlief das Procedere genau umgekehrt, also erst das übertragende Land, dann die deutsche Sendeanstalt. Wurde eine Eurovisionssendung von Deutschland aus in andere europäische Länder ausgestrahlt, dann war das Kürzel des Senders zu Beginn und am Ende der Live - Übertragung bei beiden A - Teilen zu sehen.
Der französische Fernsehsender (O)RTF ließ um 1960 eine Zeitlang das ganze Prélude erklingen.



Seit seinem Tod im Jahr 1704 waren Charpentier und seine Kompositionen selbst in Frankreich, wo er lebte, völlig in Vergessenheit geraten. Niemand nahm mehr Notiz von dem 28 Bände umfassenden handgeschriebenen Notenmaterial, das aus seiner Feder stammt und zunächst in der Königlichen Bibliothek und später in der Bibliothèque Nationale aufbewahrt wurde bzw. wird, bis in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts das Fernsehen die Welt eroberte. Denn schon bald nach der Gründung der ersten Fernsehsender ging man daran, wichtige Ereignisse direkt (live) zu übertragen, zunächst nur innerhalb des eigenen Landes. Aber dann kam schließlich die Idee auf, Sendungen, die auch für andere Europäer interessant sein könnten, zur gleichen Uhrzeit in einigen europäischen Nachbarländern zu bringen. Dieser Gedanke war der Geburtstag der "Eurovision" (dt.: in Europa sehen). Die damaligen Ostblockstaaten, also auch die DDR, schlossen sich zur "Intervision" zusammen.

1953 war zwar schon die Krönung der Königin Elisabeth von England direkt übertragen worden, aber noch gab es kein Logo und keine Erkennungsmelodie. 
Die brauchte man, um den Zuschauern optisch und akustisch zu verstehen zu geben, dass die folgende Sendung auch in anderen europäischen Nachbarländern zeitgleich ausgestrahlt wurde. Die wenigen Fernsehzuschauer, die es zu dieser Zeit gab, staunten über dieses technische Wunder ähnlich wie die Menschen bei der Einführung des Internets und dessen Kommunikationsmöglichkeiten. 
Die der Eurovision angeschlossenen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten schrieben einen Wettbewerb aus, um eine geeignete Melodie zu finden. Bei diesem wählte die Jury unter den eingereichten Vorschlägen das vermutlich von Guy Lambert vorgeschlagene Prélude bzw. den daraus entnommenen A - Teil aus Charpentiers Tedeum D-Dur aus. Diese festliche Musik eröffnete und beschloss seit 1954 alle Eurovisionssendungen, die damals noch sehr selten waren. 
Die erste offizielle Eurovisionssendung war die Live - Sendung des Narzissenfests von Montreux am 6. Juni 1954 und zehn Tage später, am 16. Juni, begann die erste Live - Übertragung einer Fußball - Weltmeisterschaft. Fußball - Fans erinnern sich noch heute an die Übertragung des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft aus Bern in der Schweiz. Als nächstes Großereignis sahen die europäischen Zuschauer 1956 die Olympischen Winterspiele aus Cortina d' Ampezzo live. Schließlich wurde der "Grand Prix d' Eurovision de la Chanson" ins Leben gerufen, der bis heute alljährlich als "Eurovision Song Contest" im Frühjahr stattfindet. Erstmals wurde er im Jahr 1956 in Lugano (Schweiz) ausgetragen, bei dem die Schweiz mit Lys Assia und dem Titel "Refrain" siegte. Eine beliebte, niveauvolle Quiz - Sendung  im Rahmen der Eurovision war Hans-Joachim Kulenkampffs "Einer wird gewinnen" (Die Abkürzung "EWG" stellte eine verbale Assoziation zur damaligen "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft", der späteren "EG" und heutigen "EU", dar!), eine Sendung, an der Kandidaten aus acht europäischen Ländern teilnahmen. Auch der Segen des Papstes "urbi et orbi" oder das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker wurden und werden bis heute für mehrere  europäische Länder zur gleichen Zeit ausgestrahlt. Die Charpentiers geistlicher Komposition entnommene Eröffnungsfanfare, die im Jahr 2004 ihren 50. Geburtstag feierte, war nur noch vor und nach der Sendung "Wetten, dass..." im ZDF zu hören. Nach Einstellung dieser Show im Jahr 2014 erklingt sie inzwischen lediglich vor dem "Eurovision Song Contest" und dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Da es heute eine Menge Live-Sendungen gibt, verzichtet man im Zeitalter der Schnelllebigkeit auf die Erkennungsmelodie.
Durch die Verwendung seiner Melodie kam M. A. Charpentier posthum noch einmal zu Ehren, vermisste er doch zu seiner Lebzeit sehr die ihm gebührende Anerkennung. Darüber später.
Biographisches über Charpentier weiß man so gut wie nichts, weil es nur ganz wenige Dokumente gibt. Nicht einmal das Geburtsjahr kennt man mit hundertprozentiger Sicherheit. Nach seiner Wiederentdeckung hieß es zunächst für einige Zeit, er sei 1634 geboren. So stand es auch in dem von Claude Crussard im Jahr 1945 veröffentlichten Buch "MARC-ANTOINE CHARPENTIER" mit der Überschrift "UN MUSICIEN FRANÇAIS OUBLIÉ" und zunächst auch auf den Plattenhüllen der von ERATO produzierten Charpentier-LP. Nach neueren Forschungsergebnissen der Musikwissenschaftler wird als Geburtsjahr das Jahr 1643 angegeben. Was feststeht, ist, dass er in der Diözese Paris das Licht der Welt erblickte.
Marc-Antoine Charpentier (Er selbst signierte mit "M. Anthoine".) war eines der fünf Kinder, die aus der Ehe zwischen dem für den französischen Hof tätigen "maître écrivain" Louis Charpentier und seiner Frau Anne, geborene Toutré hervorgingen. Beeindruckt von der italienischen Malerei ging Marc-Antoine als junger Mann um das Jahr 1665 nach Rom, um seine Malkünste zu vervollkommnen, wurde dort jedoch von der Musik des italienischen Komponisten Giacomo Carissimi (1605 - 1674) so ergriffen, dass er die Malerei aufgab und bei ihm Musik studierte. Hier erlernte er die Kontrapunkt - Technik und die von Carissimi geschaffene Kunst "Historiae sacrae" zu komponieren.
Nach etwa drei Jahren kehrt er nach Paris zurück. Bei Marie de Lorraine, der Prinzessin von Guise (= Cousine König Ludwig des XIV.) und Beschützerin des Klosters Port Royal findet er Anklang. Er fängt an zu komponieren und nimmt selbst an den Aufführungen teil und singt die Kontratenor - Partien.

PORT-ROYAL

Port-Royal des Champs in Magny-les-Hameaux
Port-Royal de Paris
Fotos: Carsten Gier

Port-Royal des Champs und Port-Royal de Paris
Die Abtei Port-Royal in Magny-les-Hameaux (ca. 30 km südwestlich von Paris in der Region Île-de-France) war ein im Jahr 1204 gegründetes Frauenkloster des Zisterzienserordens. Als Charpentier für Port-Royal komponierte, gab es allerdings zwei Häuser mit gleichem Namen: Port-Royal-des-Champs und Port-Royal de Paris. Wegen des ungesunden feuchten Klimas in Magny-les-Hameaux hatte man 1625 den Konvent nach Paris (Vorort Saint-Jacques) verlegt und dort 1645 ein neues Kloster errichtet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war das Nonnenkloster Port-Royal ein Zentrum des Jansenismus* geworden. König Ludwig XIV. trennte schließlich die beiden Häuser. Port Royal des Champs und Port-Royal de Paris entfernten sich in geistlicher Hinsicht voneinander. Port-Royal des Champs war vom Jansenismus geprägt, während Paris dem Jesuiten-Orden treu blieb. 1709 ließ König Ludwig XIV. den Konvent in Magny-les-Hameaux wegen Häresieverdachts auflösen und im Jahr 1710 das Klostergebäude zerstören, sodass heute nur noch die Grundmauern zu sehen sind. Die Kapelle, die neben den Klosterruinen steht, stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Marc-Antoine Charpentier hat seine Kompositionen wie z.B. die "Messe pour le Port Royal" (H.5) für das jesuitisch geprägte Port-Royal de Paris geschrieben. Im Gegensatz zu seinen anderen Werken ist das im streng monodischen Stil <für die Nonnen> geschriebene "Stabat Mater <pour les réligieuses>" einfach gehalten, wobei die Musik hier dem Wort untergeordnet ist. Und trotzdem spürt man selbst bei dieser kleinen Komposition, wie es dem zutiefst religiösen Charpentier gelingt, etwas von der Gegenwart Gottes zu vermitteln.

*eine nach Bischof Cornelius Jansen benannte Glaubensbewegung innerhalb der kath. Kirche, die sich auf die Gnadenlehre des Augustinus berief und von Papst und König als häretisch verfolgt wurde und im Gegensatz zur Lehre der damals in Frankreich mächtigen Jesuiten stand


In Deutschland gibt es heute eine ökumenische Zisterzienserkongregation, die den Namen "Port Royal" trägt.

1672 wählte ihn der bekannte französische Dichter Molière zu seinem Komponisten, nachdem er sich zuvor mit dem königlich bevorzugten musikalischen Alleinherrscher Jean Baptiste Lully, der Hofkomponist Ludwig des XIV. in Versailles war, zerstritten hatte. Charpentier vertonte beispielsweise Molières "Le Malade Imaginaire". Auch nach Molières Tod (1673) ist Charpentier weiterhin für die "Comédie Française" tätig. Diese Tätigkeit führte zu einer starken Antipathie Lullys gegenüber Charpentier, die mit zahlreichen Intrigen verbunden gewesen sein soll. Man vermutet, dass Lully auch verhindert hat, dass Charpentier eine Stelle am Hof des Sonnenkönigs erhielt, obwohl er ab 1679 über Jahre hinweg für den Dauphin, den Sohn Ludwigs des XIV., Musik schrieb. An einem Wettbewerb für die Stelle als Vizekapellmeister an der "Chapelle Royale" konnte er wegen Krankheit nicht teilnehmen. Ab 1684 war Charpentier Musikdirektor der Jesuiten an der Kirche St. Louis und Musiklehrer am "Collège Louis le Grand". 1692 wurde der Herzog von Orléans sein Schüler. Seine letzte Stelle trat er im Jahr 1698 an, als er nach dem Tod seines Vorgängers Chaperon den Posten des "maitre de musique des enfants" an der Sainte Chapelle von Paris annahm. Hier, in der prächtigen, Ludwig dem Heiligen geweihten gotischen Kirche, führte er bis zu seinem Tod am 24. Februar 1704 seine Gott verherrlichenden Werke auf. Begraben wurde er auf dem heute nicht mehr existierenden kleinen ummauerten Friedhof direkt hinter dem Chorraum der Sainte Chapelle.

Charpentiers Kompositionen wären verloren gegangen, wenn nicht sein Neffe Édouard die Manuskripte an die Königliche Bibliothek verkauft hätte, wo sie die Jahrhunderte überstanden, bis sie durch die Gründung der Eurovision im Jahr 1954 zu neuem Leben erweckt wurden. Charpentiers sakrale Musik hat oft einen mystischen Klang, der so ganz der Atmosphäre der Sainte Chapelle entspricht, wo er seine letzten Kompositionen schrieb. 
[Der Charpentier zur Seite stehende Organist Marin de la Guerre (1658 - 1704) hat übrigens auch 1698 dort seinen Dienst angetreten und starb im gleichen Jahr wie Charpentier.] Neben Opern schrieb Charpentier hauptsächlich kirchliche Musik: Messen, Tedeums, Magnificats, Oratorien, Motetten in lateinischer Sprache.
Eines seiner beeindruckendsten Werke ist das Tedeum D-Dur (H. 146), bei dem die Pracht der Barockmusik deutlich zum Ausdruck kommt. Man nimmt an, dass das Werk im Jahr 1692 im Zusammenhang mit den Siegesfeierlichkeiten zur Schlacht von Steenkerque aufgeführt wurde, bei dem Frankreich als Sieger hervorgegangen war. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bei der Titelliste der LP des Tedeums unter dem Dirigat von Louis Martini und dem Orchestre Jean-François Paillard aus dem Jahr 1963 beim Vorspiel nicht der von Charpentier selbst verwendete Ausdruck "Prélude" steht, sondern "Triumphmarsch" (Marche de Triomphe).
Dieses Tedeum steht -wie oben erwähnt- in D-Dur, einer Tonart, der Charpentier in seiner bemerkenswerten <Énergie des modes> (Tonartenschema) das Charakteristikum "joyeux & très guerrier" (fröhlich und sehr kriegerisch) zugewiesen hat. Insofern wählte er vermutlich D-Dur für diese Komposition bewusst, ist doch jenes Tedeum bei der Siegesfeier zur Schlacht von Steenkerque erklungen. In dieser <Énergie des modes> weist er 18 Tonarten eine charakteristische Eigenschaft zu. Das "Salve Regina à trois choeurs" H.24 z.B. steht in d-Moll, welchem er die Eigenschaft "grave & dévot" (ernst und fromm) zuordnet. C-Dur bezeichnet er als "gai & guerrier" (lustig und kriegerisch), G-Dur als "doucement joyeux" (behutsam fröhlich) etc.

Die meisten seiner Kompositionen sind für Streicher und Holzbläser konzipiert; nur bei wenigen Werken kommt die Trompete als Blechblasinstrument zum Einsatz. 
Wie am Anfang erwähnt, gibt es aus dem persönlichen Leben Charpentiers kaum etwas zu berichten. Einzig eine etwas ungewöhnliche, ganz aus dem Rahmen fallende Komposition ist eine Kantate, die den Titel "Epitaphium Carpentarii" trägt. Sie hat einen stark autobiographischen Charakter, d. h. in ihr verrät Charpentier etwas über sein Inneres: "...Et cum multo major numerus esset eorum qui me spernebant quam qui laudabant, musica mihi parvus honos...".
Ins Deutsche übersetzt schreibt er da von sich selbst:
"...Und meine Verächter waren weitaus größer als die, die mich lobten, die Musik brachte mir wenig Ehre...". An diesen Worten spürt man, wie verbittert er darüber ist, dass ihm nicht die gebührende Anerkennung entgegengebracht wurde. Posthum wurde ihm 1999 eine bescheidene Ehre zuteil, weil in dem Jahr der "Asteroid 9445 Charpentier" nach ihm benannt wurde.
Charpentiers gesamtes Schaffen umfasst ca. 550 Werke, von denen in unserer Zeit die bedeutendsten auf CDs eingespielt wurden.
Seine Werke wurden von dem amerikanischen Musikwissenschaftler Hugh Wiley Hitchcock (Abkürzung: H.) katalogisiert und durchnummeriert.

P.S.: Der auf dieser Seite oben zu sehende Bildausschnitt ist einem Kupferstich mit dem Titel "Bal à la Françoise" aus Pierre Landry's "Almanach Royal" des Jahres 1682 entnommen, auf dem (vermutlich) Charpentier zu sehen ist. Gelegentlich sieht man im Internet ein zweites Bild des Komponisten mit einem Porträt, bei dem es sich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Fälschung handeln soll.





non confundar in aeternum

Éternel ! je cherche en toi mon refuge:
Que jamais je ne sois confondu !

 Auf dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden (verloren gehen).

In thee, O Lord, do I put my trust;
let me never be ashamed.


Untere Kapelle
(in der Bildmitte eine Statue von Ludwig dem Heiligen)
Obere Kapelle

Die Sainte Chapelle wurde im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft Ludwig des Heiligen erbaut. Sie besteht aus einer unteren und einer oberen Kapelle. Die untere Kapelle ähnelt mit ihrer geringen Höhe und gedämpftem Licht einer Krypta. Während die Kirche von außen gesehen unscheinbar und nüchtern wirkt, ist sie im Innern reichlich geschmückt. Ihre Kirchenfenster, die in lebhaften Farben Tausende von Gestalten darstellen, sind die ältesten von ganz Paris.

Weihnachten in der Sainte Chapelle
innerhalb des Videos "Noel traditionel en France"

 

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