Engel mit Flügeln

Altes Gemälde mit Schutzengeln

© wj


© R. O. Wiemer


Erzengel Gabriel erscheint dem Zacharias
und kündigt ihm die Geburt eines Sohnes an, dem er den Namen Johannes geben soll.
(Johannes der Täufer)

 


Wissenswertes über Engel


Unser Wort "Engel" leitet sich vom lateinischen Ausdruck "angelus" bzw. vom griechischen Begriff "ángelos" ab, bedeutet Gesandter oder Bote (Botschafter) und ist die Bezeichnung für himmlische Wesen. Daher spricht man auch von Himmelsboten. Engel sind in den monotheitischen abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) von Gott gesandte Geistwesen, die Gott untergeordnet sind und in Menschengestalt mit Flügeln als Mittler zwischen Gott und den Menschen agieren. Über ihr Geschlecht lässt sich streiten. Bei Bildern und figürlichen Darstellungen handelt es meist um männliche Wesen. In einem Streitgespräch mit den Schriftgelehrten über die Auferstehung sagt Jesus indirekt, dass Engel kein Geschlecht haben: „Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, heiraten sie nicht, noch lassen sie sich heiraten, sondern sie sind wie die Engel im Himmel.“ (Markus 12, 25)
Engel kommen sowohl im Alten Testament ( Cherubim bewachen nach dem Sündenfall den Zugang zum Paradies und zum Baum des Lebens; Jakobs Traum von der Himmelsleiter mit daran auf- und absteigenden Engeln; die zwei goldenen Cherubim-Statuen, die die Bundeslade mit den Zehn Geboten auf Anweisung Jahwes [Gottes] verzieren sollten) wie auch im Neuen Testament (z.B. der den Frauen erscheinende Engel bei der österlichen Auferstehungsgeschichte am offenen Grab Jesu) immer wieder vor.
Innerhalb der theologischen Dogmatik gibt es einen Teilbereich, der sich Angeologie, also Lehre von den Engeln nennt. So gibt es in der christlichen Mythologie des frühen Mittelalters eine Einteilung der Engel in neun Gruppen (Neun Chöre der Engel): angeli, archangeli, cherubim, dominationes, potestates, principatus, seraphim, throni, virtutes (deutsch: Engel, Erzengel, Cherubim, Herrschaften, Gewalten, Fürstentümer, Seraphim, Throne, Mächte). Diese neun "Chöre" werden in drei Hierarchien aufgeteilt. Cherubim und Seraphim gehören z. B. zur obersten Hierarchie während die Engel und Erzengel der dritten Hierarchie zugeordnet werden.
Die reformierten Kirchen stehen der Engelverehrung kritisch gegenüber, in der lutherischen Kirche wird hingegen der Michaelistag (29. September) als Erinnerung an den Erzengel Michael mit einem Gottesdienst gefeiert.
Wo die Engel expressis verbis erwähnt werden, ist das Te Deum (laudamus), der Ambrosianische Lobgesang: Tibi omnes Angeli, tibi caeli et universae potestates:
Tibi cherubim et seraphim incessabili voce proclamant: Sanctus: Sanctus: Sanctus Dominus Deus Sabaoth (Dir rufen die Engel alle, dir Himmel und Mächte insgesamt, die Cherubim dir und die Seraphim mit niemals endender Stimme zu: Heilig, heilig, heilig der Herr, der Gott der (Heer-)Scharen!" Heutzutage spricht man nur noch von "Scharen", weil sich Heerscharen zu kriegerisch anhört, obwohl das hebräische Wort "Zebaot" Heere / Heerscharen bedeutet. Früher bezeichnete man auch die Gesamtheit der Engel mit "Himmelsheer".

Namen der bekannten Erzengel, die den anderen Engeln übergeordnet sind: Michael, Gabriel, Raphael und Uriel. In der Bibel wird nur Michael als Erzengel genannt, nämlich im Brief des Judas, Vers 9. Das ist auch die einzige Stelle. Die hebräische Wortbedeutung von Michael ist "Wer ist wie Gott?". Gabriel, hebr. "Mann Gottes", Raphael hebr. "Gott hat geheilt", Uriel "Gott ist Licht". In Apokalypse 12, 7 führt Michael das Heer der Engel im Kampf gegen den Drachen (das Böse) zum endgültigen Sieg, indem er den Drachen mit dem Schwert tötet, was in der sakralen Kunst immer wieder dargestellt worden ist. Michael und Gabriel kommen auch im Koran vor (Sure 2, 98). Die Namen der Erzengel sind heute noch gängige Vornamen in ganz Europa, aber auch der Begriff "Engel" selbst: Angelo, Angela, Angelina, Angelika oder Angie (engl.) als Kurzform für alle Namen, die mit dem Element "Angel-" beginnen.
Abschließend soll noch an das sogenannte Angelus-Läuten erinnert werden, das oft mit einer Schlagfolge von jeweils drei Schlägen eingeleitet wird, die durch eine Pause von ca. 15 Sekunden voneinander getrennt werden, ehe eine tonhöhere oder tontiefere Glocke zu läuten anfängt.

Engel ohne Flügel

Das Gedicht von Rudolf Otto Wiemer bringt das Thema Engel auf den Punkt, indem es schildert, wo in Not befindlichen Menschen unerwartet flügellose Gottesboten als ganz normale Menschen erscheinen können. Seinen Zeilen braucht man nichts mehr hinzuzufügen außer einer biblischen Parallele zur vierten Strophe: In 4. Mose 22, 22 lesen wir, dass sich der Engel des Herrn dem Bileam in den Weg stellte, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen, was durch sein Nein indirekt auch eine engelhafte Schutzfunktion darstellt.
Zu den weltbekannten Personen, die durch ihr christlich geprägtes selbstloses Verhalten vielen zu Engeln geworden sind, zählen Albert Schweitzer, Mutter Teresa, Florence Nightingale, Henri Dunant, der auf dem Schlachtfeld von Solferino seine Nächstenliebe in die Tat umsetzte und das Rote Kreuz ins Leben rief und verarmt starb, und andere. Aber nicht vergessen darf man keinesfalls die unzähligen Menschen, die sich für andere aufopferten und deren Namen nicht in einem Lexikon stehen oder bei Wikipedia zu finden sind. Auch sie gehören zu den Engeln ohne Flügel.
Ein ökumenischer Choral, der die Engel zum Thema hat, ist das von Pfarrer Ernst Hofmann gedichtete Lied "Gott, aller Schöpfung heil'ger Herr", zu dem Sie hier ein Video sehen können.




Video "Gott, aller Schöpfung heil'ger Herr"