Matthias Claudius
wurde am 15. August 1740 als viertes Kind eines Pfarrers im holsteinischen
Reinfeld geboren. Er besuchte die Lateinschule in Plön und
begann später Theologie und auch Jura zu studieren, wurde
jedoch im Gegensatz zu seinen Vorfahren kein Pfarrer, sondern
Dichter und Journalist. Wenn er auch der Kirche kritisch gegenüberstand,
so war er doch von tiefem Gottvertrauen geprägt. Anfang des
Jahres 1771 zog er nach Wandsbe(c)k und wurde hier Redakteur der
Tageszeitung "Der Wandsbecker Bothe". 1772 heiratete
er und hatte mit seiner Frau zwölf Kinder, von denen eines
kurz nach der Geburt starb. 1774 wurde er bei den Freimaurern
in Hamburg aufgenommen. Der Aufklärung stand er distanziert
gegenüber, ganz im Gegensatz zu seinem Logenbruder G.E. Lessing.
Bei seinen Veröffentlichungen verwendete er auch den Pseudonym
"Asmus". Eine enge Freundschaft verband ihn mit Johann
Gottfried Herder und seiner Familie.
Dass er von tiefem Gottvertrauen geprägt war, beweisen die
beiden Kirchenlieder "Der Mond ist aufgegangen" (1779)
und "Wir pflügen und wir streuen",
die aus seiner Feder stammen. Bekannt sind auch sein Kriegslied
und das Winterlied "Der Winter ist ein rechter Mann"
(im Video "Winter-Impressionen
1"). Die Melodie zu "Der Mond ist aufgegangen"
schrieb im Jahr 1790 Johann Abraham Peter Schulz, der auch "Ihr
Kinderlein, kommet" (1794) vertont hat.
Sicher durch den frühen Tod seines Bruders (ähnlich
wie bei dem Maler C.D. Friedrich) und seines erstgeborenen Sohnes
beschäftigte ihn neben der Natur das Thema Tod. So bringt
er auch in der letzten Strophe des Abendlieds seine Empathie mit
dem kranken Nachbarn zum Ausdruck. Er soll mit den Worten "Helft
mir Gott's Güte preisen" (EG 34) gestorben sein. Nachdem
er am 21. Januar 1815 in Hamburg gestorben war, wurde er hinter
der Wandsbeker Christuskirche beigesetzt.
Sie
hören: Der
Mond ist aufgegangen
Abendlied
EG 482 / GL 93
Der
Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
2
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
3
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
4
Wir stolzen Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
5
Gott, lass dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
lass uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.
6
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod;
und wenn du uns genommen,
lass uns in' Himmel kommen,
du, unser Herr und unser Gott.
7
So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns Gott mit Strafen
und lass uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbarn auch.
Video
"Monduntergang über dem Katzenelnbogener Horstberg"
Um
Tonüberschneidungen beim Video zu vermeiden, weiter oben
die Hintergrundmusik vorher mit dem Schalter abstellen.