Zwei großen Kirchenmusikern zum 300. Todestag
Auf
dieser Seite sollen zwei weniger bekannte Komponisten der Barockzeit,
die aber große Kirchenmusiker waren, gewürdigt werden,
der eine nachträglich, der andere aus aktuellem Anlass. 2006
war Johann Pachelbels 300. Todesjahr und das stand etwas im Schatten
des Mozartjahres. 2007 ist Dietrich Buxtehudes 300. Todesjahr. Während
es sich bei dem ersten um einen süddeutschen Orgelmeister handelte,
ist der zweite im Norden tätig gewesen.
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Sebalduskirche
in Nürnberg
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Johann Pachelbel,
von
dem heute noch Nachkommen in Franken leben, wurde am 1. September
1653 in der Nürnberger Lorenzkirche
getauft. Der Geburtstag ist unbekannt. Schon früh fiel
seine musikalische Begabung auf und er erhielt Musikunterricht bei
Kantor Heinrich Schwemmer und Organist Georg Caspar Wecker, die beide
an St. Sebald in Nürnberg tätig waren. Er besuchte das Gymnasium
Poeticum in Regensburg. 1673 zog er nach Wien und wurde Hilfsorganist
am dortigen Stephansdom. Den katholischen Herrscher störte es
nicht , dass er einen evangelischen Organisten in seinen Diensten
hatte. 1677 wurde er Hoforganist in Eisenach, wo er mit Joh. Seb.
Bachs Vater, Ambrosius, freundschaftlich verbunden und Pate seiner
Tochter Johanna Juditha war. 1678 ging er als Organist an die Predigerkirche
in Erfurt. Hier gab er J.S. Bachs älterem Bruder Johann Christoph
Orgelunterricht. 1690 zog er nach Stuttgart, war dann noch einmal
in Gotha und ab 1695 wieder in seiner Heimatstadt Nürnberg, wo
er die begehrte Stelle an der Sebalduskirche
bekommen hatte. Am 3. März 1706 starb er im Alter von 52 Jahren
in Nürnberg und wurde auf dem Rochusfriedhof beigesetzt.
Von 1719 bis 1764 (†) war
sein 1686 in Erfurt geborener Sohn Wilhelm Hieronymus P. Organist
an St. Sebald. Der 1690 in Stuttgart zur Welt gekommene Sohn Carl
Theodorus (Charles Theodor), ebenfalls Kirchenmusiker, war nach Amerika
ausgewandert und starb im gleichen Jahr wie J.S. Bach (1750).-
Weltweit bekannt geworden
ist Johann Pachelbel durch seinen "Canon" in D-DUR für Streichorchester,
der bei Feierlichkeiten in Londons Westminster Abbey ebenso gern aufgegriffen
wird wie von Rockgruppen wie seinerzeit den Backstreet Boys oder dem
Rapper Coolio. Ansonsten schrieb Pachelbel hauptsächlich Orgelmusik
und Kantaten. Weil es kein Bild von ihm gibt, hier seine Unterschrift:
Dietrich
Buxtehude ?
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Frühere
Meinung
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Heutige Meinung:
Der Gambenspieler
ist Buxtehude.
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Zwei Bildausschnitte aus
dem Gemälde
"Häusliche Musikszene" von
Johannes Voorhout (1674)
Diet(e)rich Buxtehude
Buxtehudes Vorfahren
stammten -wie der Nachname schon ahnen lässt- ursprünglich
aus Buxtehude bei Hamburg. Dietrich Buxtehude selbst wurde um 1637
vermutlich in Oldesloe bei Lübeck geboren. Seine Kindheit verlebte
er im damals dänischen Helsingborg und aller Wahrscheinlichkeit
nach ist der Vater Johann(es) sein alleiniger Musiklehrer gewesen.
Zunächst war Dietrich Organist in
Helsingborg und Helsingör, ab 1668 bis zu seinem Tod wirkte er
an der Marienkirche von
Lübeck. Beliebt waren seine so genannten "Abendmusiken" (geistliche
Konzerte), die schon sein Vorgänger an St. Marien, Franz Tunder,
eingeführt hatte -jedoch ohne den Namen zu gebrauchen- und die
schließlich jedes Jahr an den fünf Sonntagen vor Weihnachten
am späten Nachmittag stattfanden.
Ende des Jahres 1705 legte J.S. Bach
von Arnstadt aus etwa 300 km zu Fuß zurück, um D. Buxtehude
in Lübeck zu besuchen und von ihm zu lernen. 1703 war bereits
G.F. Händel mit dem gleichen Ziel bei ihm gewesen.
Nebenbei erwähnenswert ist eine
menschliche Begebenheit: An St. Marien zu Lübeck war es üblich,
dass der Nachfolge-Organist die Tochter des Vorgängers heiraten
musste, um die Stelle zu bekommen. Leider gelang es D. Buxtehude
nicht, Händel oder Bach für seine Tochter zu begeistern.
Beide waren ohne Eheschließung wieder abgereist. Er selbst hatte
als Nachfolger von Franz Tunder dessen Tochter Anna Margareta geheiratet.
D. Buxtehude schrieb vor allem Orgelwerke
(Präludien, Toccaten und Fugen und Stücke mit anderen Titeln
sowie Choralvorspiele) und unzählige Kantaten. Sein einziges
erhaltenes Oratorium, das heute den Titel "Das Jüngste Gericht"
trägt, beginnt mit den Worten "Wacht! Wacht! Wacht! Euch zum
Streit gefasset macht."
Er starb am 9. Mai 1707 in Lübeck
und wurde eine Woche nach seinem Tod in der Marienkirche beigesetzt.
Nachfolger wurde sein Schüler und später Schwiegersohn Johann
Christian Schieferdecker.
Während es von J. Pachelbel gar
kein Bild gibt, existiert von D. Buxtehude ein einziges, wo er auf
einem Gemälde zusammen mit dem Hamburger Organisten Johann Adam
Reincken zu sehen ist.
P.S.:
Johann Pachelbel widmete übrigens im Jahr 1699 Dietrich Buxtehude
seine Aria-Variationen "Hexachordum Apollinis" für "organo pneumatico"
bzw. "clavato cymbalo". Dabei handelt es sich um 6 Variationen für
Orgel oder Cembalo, die die Titel "Aria prima", "Aria secunda" usw.
tragen. Die Nummer 6 heißt "Aria Sebaldina" (Sebaldus soll im
10./11. Jhdt. in der Nürnberger Gegend als Einsiedler gelebt
haben. Die Sebalduskirche ist über seinem Grab errichtet. Er
wurde 1425 von Papst Martin V. heiliggesprochen. Sebalduskirche!
).