Sie hören das Glockengläut der Wasenbacher Kirche.

Ev. Kirche Wasenbach


Die ev. Kirche von Wasenbach wird von Einwohnern der Dörfer Biebrich, Steinsberg und Wasenbach besucht. Sie wurde am 10. Juli 1910 geweiht (Hundertjahrfeier im Jahr 2010). Bis zu diesem Zeitpunkt gingen die Wasenbacher in Habenscheid zur Kirche. Deshalb wird Wasenbach noch heute unter der Bezeichnung Kirchengemeinde Cramberg - Habenscheid geführt. Der letzte reguläre Gottesdienst in Habenscheid fand am 2. Pfingsttag 1910 statt. Zur Erinnerung an jene Zeit wird seit 1920 bis heute am 2. Pfingsttag in der Feldkirche von Habenscheid ein Gottesdienst gefeiert. Die drei Glocken und der Altar kamen in die neue Wasenbacher Kirche. Mindestens eine der Glocken hing -bevor sie nach Habenscheid kam- zunächst im Kloster Bärbach bei Schönborn. Der Habenscheider Friedhof wurde von den Wasenbachern noch bis zum Jahr 1929 als Begräbnisstätte genutzt. Noch heute können dort auf Antrag Christen in einer Urne beerdigt werden, die einmal ihren Wohnsitz in Cramberg-Habenscheid hatten. Zur Kirchengemeinde Cramberg gehört neben dem auf einem Felsen hoch über der Lahn malerisch gelegenen Ort Cramberg selbst auch Schloss Schaumburg, das über Balduinstein an der Lahn thront.

Die Feldkirche Habenscheid

Wegweiser und Skulptur an der Kreuzung Wasenbach / Steinsberg
Eingemeißelte Inschrift: Kirche seit dem 9. Jahrhundert - Dorf im 30-jährigen Krieg untergegangen


Foto: Kirk Monteux

Blick auf den Altar
Decken-Ornament 
Taufstein
Seitenfenster rechts


Der Kirchenführer als pdf-Datei
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Um den Klang der per Hand geläuteten Glocke zu hören,
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Dendrochronologische Datierung des Turmdachs / Dr. Hans - Hermann Reck

Bei der eingreifenden Wiederherstellung der Kirche in den Jahren 1821/22 ist der mittelalterliche Turm weitgehend unverändert geblieben. Er trägt ein achtseitiges Zeltdach in frühneuzeitlicher Konstruktion, dessen Entstehungszeit nicht überliefert ist. Deshalb wurde im Rahmen der Überarbeitung der Erfassung historischer Holzkonstruktionen von Kirchen und Betsälen im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die im Rhein-Lahn-Kreis in den Jahren 2020/21 erfolgt, eine dendrochronologische Datierung vorgenommen, für die am 4.11.2020 aus den drei folgenden, eindeutig zur ursprünglichen Abbundeinheit gehörenden Hölzern je ein Bohrkern entnommen wurde:

1 Unterer Stuhl, westliche Stuhlstrebe der Südseite

2 Unterer Stuhl, östliche Stuhlstrebe der Nordseite

3 Dachbalkenstern, nördlicher Wechselbalken

Der hoch abgesicherten, einheitlichen Datierung aller drei Proben zufolge ist das für das Turmdach beschaffte Eichenholz in der Wachstumspause 1591/92 gefällt worden. Da Eichenholz saftfrisch verarbeitet werden musste (im getrockneten Zustand lässt es sich nicht mehr mit dem Beil beschlagen), darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Jahr 1592 als Baujahr des Turmdachs gelten.


Das Kirchlein im Walde - ein Gedicht von Jakob Magewirth

als Thema einer Predigt von Pfr. Ingo Henrich zur Kirche Habenscheid

Liebe Gemeinde aus nah und fern,
als Predigttext hab ich ausnahmsweise mal kein Bibelwort, sondern ein christliches Gedicht gewählt. Und zwar das, das der Pfarrer Jakob Julius Hermann Adalbert Magewirth, der von 1875 bis 1883 in Cramberg wirkte, unter dem Titel "Das Kirchlein im Walde" veröffentlichte. Denn mit m.E. höchster Wahrscheinlichkeit dürfte es sich auf diese, unsere Kirche beziehen. Es beginnt mit den Worten:

Einsam, wo der Wald sich lichtet, ragt ein Kirchlein alt und schlicht;
gleichwie, wenn durch düstre Schatten hell ein Strahl von oben bricht,
jauchzt ob trautem Himmelsgruße dann die Seele froh durchzückt,
leuchtet's Auge stumm gefesselt, wenn's auf diese Stätte blickt.

Ich denke, diese Verse sprechen auch heute noch nicht nur den Menschen aus dem Herzen, die von Balduinstein aus aufbrechen und dem blauen L-Schildchen folgen, um beim Erwandern der "Küppeltour" auch an unserer Feldkirche vorbeizugehen: Man kommt vom Talhof hochgewandert, durchquert dabei den Wald, tritt schließlich ins Freie und der Blick fällt sofort auf die mitten in der Flur gelegene Kirche, die der Tourführer als "eine der ältesten Kirchen Mittelnassaus" angekündigt hat, deren Wehrturm als ältester Teil bereits im 9. Jahrhundert entstand. Die Sonne bescheint sie, je nach Tageszeit vom Osten, Süden oder Westen. Sie ragt wie die Schaumburg mitten aus der Landschaft heraus und scheint ebenso unerschütterlich zu sein, nur eben kein stolzes, schwarzes Schloss, sondern ein helles Glaubenszeugnis, das mit seinem spitzen Glockenturm auf seinen Hausherrn im Himmel weist. Man wandert näher, betritt unter Umständen das Gelände und verweilt ein wenig auf der Bank, u.U. andächtig in sich gekehrt und ein Gebet sprechend.
So weit so schön und dem Bedürfnis unserer Zeit nach Wellness entsprechend. Aber unser Pfarrer Magewirth dichtet vor rund 150 Jahren weiter:

Rings, wo jetzt durch Waldes Stille dringt der Laut des Lebens kaum,
dort, wo jetzt das Reh so schüchtern graset an der Wiese Saum,
tobte einst des Krieges Furie, schallte wilder Waffenklang,
sah des Hasses Flamme lodern manches Herze, trüb und bang.

Und der Geist versunk'ner Tage hier noch wehet auf und ab,
er umflüstert, düster klagend hier ein einz'ges großes Grab:
Diese strauchbedeckten Hügel schließen Schutt und Moder ein,
duft'ge Blümlein munter sprießen über morschem Totenbein.

Liebe Gemeinde,
wie Sie unserem Kirchenführer entnehmen können - den ich für diesen Gottesdienst noch einmal überarbeitet habe und den Sie sich nachher gerne als Kopie mitnehmen können - dürfte unsere Kirche zur Zeit Magewirths, über 50 Jahre nach ihrem letzten Umbau, wieder mal langsam ihre besseren Zeiten hinter sich gelassen haben. Denn 1902 beschloss man, sie zugunsten einer neuen Kirche, die dann 1909 in Wasenbach errichtet wurde, aufzugeben. Und so war unser Gotteshaus zwar zu allen Zeiten ein zutiefst religiöser Ort, aber nicht unbedingt das romantische Kleinod, als welches es heutzutage Taufgesellschaften, Hochzeitspaare oder auch unsere Hahnstätter Schwestern und Brüder mit ihrem früheren alljährlichen Wandergottesdienst angezogen hat und anzieht. Und selbstverständlich haben vor 150 Jahren wesentlich mehr Gräber unsere Kirche umschlossen, als sie es nun nach den schon vor vielen Jahrzehnten erfolgten Erschließungen der kommunalen Friedhöfe in Biebrich, Schönborn, Steinsberg und Wasenbach tun. Aber das harte Nebeneinander von Freud und Leid in unserem Gedicht dürfte zusätzlich auch seinen geschichtlichen Grund im Untergang der unsere Kirche bis zum 30-jährigen Krieg umgebenden und den Namen gebenden Dörfer Habenscheid und Wenigen-Habenscheid haben. Und vielleicht flossen auch die zeitgenössischen Erlebnisse der sog. drei "deutschen Einigungskriege" in der Zeit von 1864 bis 1871 in unsere Verse ein, die ja auch den einen oder anderen Soldaten in unserer Gegend das Leben kosteten und das Herzogtum Nassau zum preußischen Staatsgebiet machten. -
Ja, heute kommt einem leider angesichts der Ukraine-Invasion auch leicht das berühmte Antikriegslied Peter Seegers in den Sinn: "Sag mir wo die Gräber sind, …" (5. Strophe von "Sag mir, wo die Blumen sind". Dementsprechend fährt unser Dichter fort:

Ach von all dem reichen Leben wogend hier in Lust und Schmerz
bleibst nur du, o Kirchlein, zeigend noch, wie einstens, himmelwärts.
Manch Jahrhundert rief zur Andacht deiner Glocken mächt'ger Ton,
der durch Wald und Thäler hallend, heut noch mahnt den Erdensohn.

Aber als Christ bleibt Magewirth natürlich nicht allein beim angebrachten, mahnenden Zeigefinger stehen, sondern blickt vom karfreitäglich-düsteren Geschehen aus aufs österliche Licht des uns versprochenen Himmelreiches:

Kirchlein, gottgeweihte Stätte, fest, von manchem Sturm umweht,
bist ein Bild mir jenes Reiches, welches nimmermehr vergeht.
Wie auf einsam stillen Pfaden hoch zu dir die Gläub'gen ziehn,
wird zu dem, was du verkündest, ewig auch die Menschheit fliehn;
sehend wie in Nacht und Grauen alles Irdische versinkt,
und dem toddurchzucktem Herzen hier kein Hoffnungsstern mehr winkt,

sucht im wechselvollen Leben sie nur den in dunklem Drang,
dessen Geist mit finstern Mächten alle Zeiten siegend rang.
Wie Vernichtung, Tod und Schrecken du so wandellos geseh'n,
wie trotz manchem Sturm der Zeiten deine Hallen segnend steh'n,
man dem Kreuz, das du verkündest, Dank und Preis anbetend zollt,
bis die Erde hin in Trümmer einstens ihm zu Füßen rollt.

Liebe Gemeinde,
wir haben uns heute hier zu diesem ersten von vier Regionalgottesdiensten versammelt, weil wir in Zeiten konstant sinkender Gemeindegliederzahlen mehr zusammenrücken sollen, weil die Zahl unserer Kirchenmitglieder und Gottesdienstbesucher sinkt. -
Ob dabei unser Christentum schlechter da steht als früher, kann ich für mich nicht beantworten. Denn zur Entstehungszeit unseres Kirchleins dürfte vieles, was hier gefeiert wird, für die analphabetische Bevölkerung nur lateinischer Hokuspokus gewesen sein. Zur Zeit Magewirths hatte man gar nicht die Alternative bekenntnislos zu sein und nur erste Keime unseres heutigen Sozialstaates begannen zu grünen. Im Dritten Reich herrschte weitläufig der Antichrist. -
Klar ist für mich jedenfalls, dass uns diese, unsere von vielen geschätzte Kirche ermuntert, aber auch mahnt, die Botschaft des Evangeliums in jeder Zeit hochzuhalten: In den Tagen persönlicher Freude ebenso wie in Tagen persönlichen Leids. In Zeiten der Gottesnähe ebenso wie in Zeiten der Gottesferne oder auch in Zeiten wie unserer, wo sich wohlstandsbedingte Gottvergessenheit und tiefes Engagement für gottgefällige Werke vielleicht die Waage halten. -
Deshalb wollen auch wir uns in unserem Engagement für die Botschaft Jesu an Magewirths Gottvertrauen halten:"Wie auf einsam stillen Pfaden hoch zu dir die Gläub'gen ziehn, wird zu dem, was du verkündest, ewig auch die Menschheit fliehn." Amen.

Die Wasenbacher Kirche

 


Chorraum mit Altar

 

Die drei mittleren Chorfenster

Sankt Petrus
Christus
Sankt Paulus


1. Chorfenster links (unterer Teil)

FRIEDRICH
FÜRST ZU WALDECK UND PYRMONT

Am bekanntesten geworden sind die Fürsten zu Waldeck und Pyrmont wohl durch Emma von Waldeck-Pyrmont, die am 2. August 1858 als Tochter des Fürsten Georg Viktor von Waldeck-Pyrmont und seiner Frau Helene von Nassau im Schloss von Arolsen geboren wurde und 1879 als zweite Ehefrau Wilhelms III. Königin der Niederlande und Großherzogin von Luxemburg wurde. 1898 wurde die aus der Ehe hervorgegangene Tochter Wilhelmina Königin der Niederlande. Emma starb am 20. März 1934 in Den Haag.

 

Die Glocken der Wasenbacher Kirche

(von der kleinsten zur größten geordnet)

Die beiden großen Glocken rechts vom Treppenaufgang zum Turm her gesehen Die beiden großen Glocken und die neue Glocke von hinten gesehen

 
Die 1984 gegossene und zum 75-jährigen Kirchenjubiläum 1985 eingeweihte neue vierte Glocke Am oberen Glockenrand die Inschrift
"75 JAHRE KIRCHE WASENBACH 1985"
Am unteren Rand ist zu lesen: "ER IST UNSER FRIEDE, EPH 2, 14" In dem rechteckigen Feld unter dem Jahr des Glockengusses steht in der oberen Zeile zu lesen: Eifeler Glockengiesserei, darunter: Mark, Brockscheid 
Die weiter oben im Turm allein hängende Glocke, die vermutlich im Kloster Bärbach hing Am oberen Rand mit erhabenen Lettern in lateinischer Sprache: 

"O REX GLORIAE VENI CUM PACE"

(O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden!)

Die vorne links hängende, zweitgrößte Glocke, die vermutlich im Kloster Bärbach hing 

Vermutlich wurde 1910 beim Umhängen der Glocke von Habenscheid nach Wasenbach "ev. Kirchengemeinde Wasenbach" draufgeschrieben.

Am oberen Rand steht in erhabenen Lettern: 

"VOX EGO SUM VITAE. VOCO VOS. ORARE VENITE."

(Ich bin die Stimme des Lebens. Ich rufe euch. Kommt beten.)

Die größte der vier Glocken, die offenbar schon einmal einer Reparatur unterzogen wurde  Auf ihr liest man in deutscher Schrift die Wörter "ev. Kirche Habenscheid".

Die Wasenbacher Kirche zur Weihnachtszeit


Die Tonfiguren-Krippe

Unterhalb des Dorfs Wasenbach mündet der Schönborner Bach in einem Wasserfall in den Wasenbach. Die etwa 500 m oberhalb von Wasenbach zusammenfließenden Rinnsale Bärbach und der von Habenscheid her kommende Rollsbach heißen nach ihrer Vereinigung "Wasenbach". Dieser mündet weiter talabwärts in den von Klingelbacher Höhen her kommenden Rupbach, der schließlich vor Laurenburg in der Nähe des Campingplatzes von links in die Lahn fließt.

Mit "Wasen" bezeichnet man einerseits feuchtes, wirtschaftlich nicht genutztes Land, andererseits auch die Grasnarbe (= geschlossene Gras- und Krauterdecke mit Wurzeln) sowie ausgestochene Stücke des Wiesenbodens. "Wasen" hat eine ähnliche Bedeutung wie das sprachverwandte Wort (feuchte) "Wiese" oder "Au".

Gedenktafeln in der Kirche




Jüdischer Friedhof Wasenbach






Video "Der Wasserfall des Schönborner Bachs im Winter"


Bei dem Wasserfall des Schönborner Bachs handelt es sich nicht um einen natürlichen Wasserfall. Er wurde von Menschenhand zur Erzeugung von Strom trogförmig in den Fels gehauen. Sein Wasser stürzt fast senkrecht zwei Meter in die Tiefe. Ursprünglich umfloss der Schönborner Bach mit sanfterem Gefälle den Felsvorsprung. Das herabstürzende Wasser trieb unten die Turbine eines erstmals im Jahr 1916 erwähnten Kleinkraftwerks an, das sich unterhalb des Falls befand und schon früh die Gemeinde Wasenbach mit Strom versorgte. Zusätzlich zum Wasser des Schönborner Bachs wurde das Wasser des Wasenbachs genutzt, der von links oben her verrohrt zur Turbine geleitet wurde. Die Stromleitung verlief neben der Rupbachstraße am Waldrand entlang bis zu einem Maschinenraum, der neben der Mühle der Familie Ebertshäuser stand. Das Kleinkraftwerk wurde 1928/29 stillgelegt. Die Bruchsteine des Gebäudes wurden abgetragen und in Wasenbach beim Bau neuer Gebäude genutzt.
Nach M. Ebertshäuser im Heimatjahrbuch 2016 des RLK

Foto: Rüttger Schrörs
1 Rohrleitung des Wasenbachs
2 Wasser des Schönborner Bachs
3 und 4 Grundmauern des ehemaligen Kleinkraftwerks