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Giebelwand
des Klostergebäudes und nördliche Seitenwand
der Klosterkirche
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Kamin
des Klostergebäudes
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Das
Klarissenkloster Bärbach
Von Gründung, Aufstieg, Niedergang und Auflösung
des Klosters berichten 300 Urkunden, die Dr. Wolf Heino
Struck in den "Quellen zur Geschichte der Klöster
und Stifte im Gebiet der mittleren Lahn" zusammengestellt
hat, u.a.
1334
Gründung des Klosters
Der Eremit Bruder Gottschalk errichtet "ein Bethaus
oder Kloster, wo er einen Nonnenkonvent der heiligen
Klara einzurichten wünscht, allein von den Almosen
der Christgläubigen in dem Hain Bussenhelde [Fuchsenhell]
beim Dorf Habenscheid."
"Graf
Gerlach von Nassau und Graf Wilhelm von Katzenelnbogen
übertragen zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheil
dem Kloster in der Fohssenhelden [Fuchsenhell], das
kostspielig und löblich begonnen und noch weiter
zu erbauen ist, alle Äcker und Gesträuche,
die sich am Bärbach am Oberlauf bis zur Limburger
Straße und am Unterlauf bis zur Mündung erstrecken,
sowie den Hain, der unter dem Weg von [Nieder]Neisen
zum Dorf Habichenscheit [Habenscheid] gelegen ist, damit
die dort Lebenden und Gott Dienenden reichlicheren Lebensunterhalt
haben und die Aussteller im zukünftigen Leben ewige
Belohnung erlangen."
1335
Im Kloster befinden sich bereits acht Nonnen in der
Ordenstracht der Hl. Klara.
1343
Gräfin Anna von Nassau-Hadamar bezeichnet sich
als Begründerin, vermittelt feste Verbindung zum
St. Klarenorden.
1344
Bruder Gottschalk vertritt das Kloster als "Procurator
der Meisterin und des Konvents der Nonnen vom Orden
der heiligen Klara im Kloster St. Salvators zu Berpach".
"Gottschalk,
armer Diener Gottes", bittet Erzbischof Balduin
von Trier, das Kloster und den Friedhof zu weihen.
1344
Äbtissin Aleyt bekundet, dass sie den Hof zu Habenscheid
und einen Weingarten zu Cramberg vom Kloster Arnstein
gegen 7 Malter Korngülte zu Erbrecht erhalten hat.
Im Lauf der Zeit erwirbt das Kloster durch Schenkungen
und Käufe umfangreichen Besitz, u.a.
Höfe in Schönborn, Steinsberg, Allendorf,
Klingelbach, Birlenbach, Freiendiez, Holzheim, Hahnstätten,
Heringen, und Rückershausen.
Weingärten in Steinsberg, Cramberg, Freiendiez,
Burgschwalbach, Laurenburg, Nassau, Dausenau, Lorch
und Pfaffendorf sowie
Häuser in Limburg, Lorch und Koblenz.
Auch die Höfe in Oberschauferts und Niederschauferts
(heute Hof Schauferts) gelangen nach und nach vollständig
in den Besitz des Klosters.
1526
Landgraf Philipp der Großmütige führt
die Reformation ein und lässt evangelisch predigen.
Das Kloster Bärbach besteht aber weiter.
1537
Die Nonnen tragen kein Ordenshabit mehr.
1544
Äbtissin Irmgard bittet den Landgrafen, im Kloster
bleiben und einige Kinder vom Adel zu sich nehmen zu
dürfen.
1548
Äbtissin Irmgard von Staffel verleiht den Klosterhof
an Peter Schnatz von Schönborn und dessen Frau
Mergen auf 12 Jahre gegen die Hälfte des Ertrags.
1566
Die noch verbliebenen Nonnen werden abgefunden und verlassen
das Kloster, z. B. "Catharina, Henrich Hilts Tochter
von Zeuzheim, bekundet, dass sie vor Jahren von ihren
Eltern in das Kloster getan wurde, dass Landgraf Philipp
der Ältere den Orden als verdächtig, ärgerlich
und Gottes Wort ungemäß abschaffte und dass
sie, die nichts an Geld und Gut ins Kloster brachte,
12 Gulden zum Verzicht und Abzug erhalten hat."
Die gesamte Wirtschaft untersteht dem landgräflichen
Keller (Verwalter).
1567
Landgraf Philipp der Jüngere bekundet, dass sein
Vater das Kloster Bärbach "aus erheblichen
Ursachen" eingezogen hat und dass es nunmehr an
ihn gelangt ist.
Die Gefälle (Einkünfte) des Klosters werden
zum Spital Gronau und zur Unterhaltung von Pfarrern
verwendet.
Die Weingärten zu Cramberg und Steinsberg und andere
Güter werden verkauft.
Der Klosterhof Bärbach wird ebenso wie der Hof
Schauferts als Herrschaftlicher Hof verpachtet.
Die Klosteranlage wird nicht mehr gebraucht und verfällt.
Teile werden in die Hofanlage mit einbezogen.
1842
Die östliche Giebelwand der Klosterkirche wird
wegen Baufälligkeit abgerissen.
1952
Die westliche Giebelwand der Kirchenruine stürzt
ein.
1987
Die verbliebenen Reste der Klosterruine werden restauriert.
Text:
Dieter
Maxeiner
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Bärbacher
Mühle - früher
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Bärbacher
Mühle - heutige Ruine unterhalb des Apfelhofs
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Die
Höfe in der Bärbach
1567
Der ehemalige Klosterhof und die Mühle werden geteilt
und an die beiden Hofleute Kunz Schnatz aus Schönborn
und Balthasar Preußer aus Steinsberg verliehen
gegen eine Pacht von je
20 Limburger Malter Korn, 15 Ml. Hafer, ½ Ml.
Erbsen, 1 fettes Schwein, 2 Hämmel, 2 Gänse,
4 Hähne, je 1 Wagen Heu u. Stroh und ein Drittel
vom Obstertrag
Im Dreißigjährigen Krieg kommt es in unserer
Gegend zu großen Verwüstungen.
Viele Orte, auch die Bärbach, sind entvölkert
und liegen wüst.
1635 notiert der Gerichtsschreiber Marx Behm in Katzenelnbogen:
"Alhie ist ein großer Jammer, den nicht allein
ein großer Hunger sondern eß liegen fast
die noch ubrigen Underthanen alle kranck undt seindt
alhie mehr nicht als vier gesundter Bürger."
Zum Ende des Krieges versucht man in der Bärbach
einen Neuanfang.
Es fehlen die nötigen Mittel und die Hofleute wechseln
rasch.
um
1677 Hans Jacob Scherer, ein Reformierter aus der Schweiz,
wird Pächter.
1706
Mathias Schmidt und Hans Jacob Scherer erhalten den
Hof gemeinschaftlich auf
6 Jahre gegen eine Pacht von 47 Malter Korn, 36 Ml.
Hafer, 1 Ml Erbsen, 2 fette Schweine, 4 Weidhämmel,4
Gänse und 8 Hähne.
Seitdem wird der Hof Bärbach immer wieder an diese
beiden Hofleute bzw. ihre Söhne und Schwiegersöhne
und deren Nachkommen verpachtet.
1713
Joh. Adam Schmidt, der älteste Sohn des Mathias
Schmidt, heiratet 1711 Maria Elisabetha Scherer, die
Enkelin von Hans Jacob Scherer, und wird 1713 Mitpächter.
Hausname: Aorms Klosterhof
1731
Der Fürstlich Darmstädtische Jäger Joh.
Henrich Schmidt, Sohn des Mathias Schmidt, wird Mitpächter
Hausname: Jäersch Jägerhof
1737
Der Küfer Joh. Adam Fischer aus Steinsberg heiratet
1733 Maria Dorothea Schwarz, eine Enkelin des Mathias
Schmidt, und wird Hofmann.
Hausname: Bennersch Brunnenhof
1773
Georg Henrich Neuzerling heiratet 1772 Catharina Margaretha
Schmidt, ebenfalls eine
Enkelin des Mathias Schmidt, und wird Hofmann.
Hausname: Näizlinge Waldhof
1839
Johann Adam Gasteier aus Wasenbach heiratet 1809 Henrietta
Catharina Scherer, Ururenkelin das Hans Jacob Scherer,
und wird Hofmann.
Hausname: Gasteiersch oder Piddersch Klosterhof
1848
Bärbach erhält die erste Wasserleitung; nachdem
der Stollen der Grube Rotenberg den Bärbacher Brunnen
das Wasser abgegraben hat.
1873
Das Königlich Preußische Forsthaus Bärbach
wird gebaut.
1899
Die fünf Pächter übernehmen ihre Höfe
mit einem Rentengutsvertrag.
1922
Karl Meyer aus Berghausen heiratet 1918 Johannette Auguste
Schmidt.
Hausname: Aorms oder Majersch Klosterhof
Heute leben noch in drei der fünf Höfe Nachkommen
der Hofleute Hans Jacob Scherer und Mathias Schmidt.
Bärbacher
Mühle
Etwa
750 Meter von hier (= Standort
Mühlhof) talabwärts stehen unterhalb vom Apfelhof
die Ruinen der Bärbacher Mühle versteckt unter
Bäumen und Gestrüpp.
1567
Kunz Schnatz erhält neben dem halben Hof Bärbach
auch die halbe Mühle in Leihe.
1697
Gerhart Thorn aus Schönborn erhält den "öden
Mühlplatz" mit 15 Morgen Feld und
2 Morgen Wiesen für jährlich 8 Malter Korn
und 1 fl Wasserzins in Erbpacht und errichtet bis 1700
eine neue Mühle mit Wohnhaus.
Auf diesem "öden Mühlplatz" stand
wohl früher die Mühle des Klosters Bärbach.
Ob es sich dabei um die bereits 1357 und 1395 erwähnte
Klostermühle "im Gericht zu Wasenbach"
handelt, ist fraglich.
Der geringe Wasserlauf des Bärbach lässt auf
Dauer keinen rentablen Mühlenbetrieb zu.
1730
Nach dem Tod des Gerhart Thorn übernimmt sein jüngster
Sohn Johann Peter die Mühle, kann sie aber nicht
halten.
1735 Er tauscht mit seinem Bruder Johann Georg und dieser
übernimmt die Mühle.
1742
Joh. Georg kann ebenfalls die Mühle nicht halten
und verkauft sie für 500 fl an den Bärbacher
Förster und Hofmann Joh. Henrich Schmidt.
1769
Joh. Henrich Schmidts Sohn Georg Henrich übernimmt
die Mühle.
Er ist als Förster und Hofmann voll beschäftigt
und nutzt nur das Land sowie Scheune und Stall auf dem
Mühlgrundstück. Die Mühle wird verpachtet
und verfällt nach und nach. Seit 1777 steht die
Mühle steht still. Der Weiher wird als Wiese genutzt.
1792
Georg Henrich Schmidt übergibt die Mühle an
seinen Sohn Ludwig Christian.
Mühle und Mahlgeschirr sind völlig verfallen.
1815
Der Neubau der Mühle ist vollendet. Ein neuer Weiher
wird dicht bei der Mühle angelegt.
1870
Joh. Friedrich Schmidt löst die Erbleihe gegen
Zahlung von 815 Talern ab.
1935
Der letzte Müller Heinrich Ludwig Schmidt stirbt
bei einem Unfall an der Dreschmaschine.
1938 Die Mühle wird aufgegeben; die Witwe Antonie
Schmidt und ihre Kinder Willi und Hedwig ziehen auf
den neuen Hof (heute Apfelhof).
1968
Franz Mauthe und Hedwig geb. Schmidt bauen im Rahmen
der Flurbereinigung einen neuen Hof an der Kreisstraße
(heute Mühlhof).
Text:
Dieter
Maxeiner