Schule (und Kirche)
in Schönborn - ein geschichtlicher Rückblick
(aus der von Pfr.
Rudolf Herold erstellten Dorfchronik)
Das älteste Schriftstück
über Schönborner Schulverhältnisse stammt vom 29.10.1683,
d.h. es handelt sich um die Zeit 5 Jahre vor der damaligen Restaurierung
des heute noch stehenden Turmes und zwei Jahre vor der Geburt
von J.S. Bach und G.F. Händel. Es geht um einen Vertrag
zwischen der Gemeinde und dem Schulmeister Johann Peter Müller.
Er hat folgenden Wortlaut: "Wegen seines salarii (Besoldung) ist
beschlossen worden, dass für 2 Jahre jeder Einwohner
1.) 1 Mainzer Simmer Korn, 2.) von jedem Kind alle Quartal 1/2
Kopfstück zu geben hat, 3.) soll er seine Kinder
im Alter von 6 -12 Jahren zur Schule schicken; wenn er es nicht
tut, muss er auch bezahlen. Die Hofleute von
Schauferts und Bärbach fallen auch darunter. Die Schule
wird 3/4 Jahre von Michaelis (29.9.) bis Johanni (24.6.) gehalten.
Der Lehrer soll fleißig seinen Unterricht halten. Der Vertrag
wird auf 2 Jahre geschlossen."-
Daraus geht hervor, dass in Schönborn
im Jahr 1683 ein Schulgebäude, zumindest ein Schulraum vorhanden
gewesen sein muss; außerdem, dass der Lehrer nicht auf Lebenszeit
angestellt war, sondern auf Zeit verpflichtet wurde und gekündigt
werden konnte und weiter, dass der Unterricht in 9 Monaten erteilt
wurde.
Offenbar war damals das Schulamt
mit dem Glöckneramt noch nicht verbunden. Erst durch die
Verbindung beider Ämter kam es zu unerquicklichen Auseinandersetzungen.
Das Schulamt unterstand dem Konsistorium
in Darmstadt, beim Glöckneramt
hatte der Kirchenpatron, in unserem Fall Johann Daniel von Wonsheim
mitzureden. Ein Schreiben vom 29.12.1698 aus Hahnstätten
lässt erkennen, dass beide Ämter von Simon Seybert ausgeübt
wurden. Von Wonsheim schreibt: "Da Seybert, gewesener Glöckner
und Schuldiener, mir das Glockenamt aufgekündigt und übergeben
hat, mithin dasselbe wieder mit einem tüchtigen Mann zu besetzen
mir zwar obliegt, sich aber bis jetzt niemand gemeldet hat, die
Dienste aber versehen werden müssen, so wird dem Paulus Hahn
als dem von Wonsheimschen Hubenschultheiß befohlen, die
Dienste so lange selbst oder durch einen anderen versehen zu lassen,
bis jemand gefunden ist." Offenbar hat den Schönbornern die
an sich berechtigte Wahrnehmung seiner Rechte durch von Wonsheim
nicht gepasst, denn er beschwert sich am 8.1.1701 in Darmstadt,
dass die Schönborner sich "propria auctoritate" (aus eigener
Vollmacht) einen anderen Glöckner genommen haben als den
von ihm prästierten (vorgesehenen), außerdem hätten
sie die Kirchentür verschlossen. Er verlange, dass man ihm
zu seinem Recht verhelfe.
Wenige Monate später trifft
am 2.8.1701 ein weiteres Protestschreiben des Herrn von Wonsheim
in Darmstadt ein: Die Gemeinde wolle seinem freiadeligen Hof neuerlich
aufbürden, dass derselbe zur Besoldung ihres Schulmeisters
beitragen solle. Das müssten sie aus eigenen Mitteln tun.
Herr von Wonsheim und die Gemeinde
Schönborn lebten also in Spannung miteinander und machten
einander das Leben nicht leicht. Das ist auch in den nächsten
20 Jahren nicht anders geworden. In dem Jahr, in dem von Wonsheim
seinen Besitz an den Herrn von Boos und Waldeck vererbte, also
1722, stellt Superintendent Gebhardt, Darmstadt am 18.7. in einem
Schreiben fest: "Von Wonsheim hat die Präsentation über
Pfarrei und Glockendienst, aber nicht über den Schuldienst. Weil
die Besoldung des Glöckners wie des Schulmeisters so schlecht
ist, dass kaum einer von beidem leben kann, hat man beide Dienste
seit langem kombiniert. Wenn ein neuer Lehrer kam, hat er sich
zugleich bei Herrn von Wonsheim gemeldet und um Präsentation
zum Glöckneramt angehalten. Als vor einem Jahr (1719) der
Schulmeister abging und man einen anderen bestellte, hat man ihm
befohlen, sich in Mainz bei von Wonsheim zu melden und um die
Collatur zum Glöckneramt anzuhalten. Das hat er getan. Der
Sekretär aber forderte die Einreichung einer schriftlichen
Bitte. Das geschah aber auf Veranlassung von Darmstadt nicht;
man wollte dort offenbar keine Festlegungen. Der Lehrer
wurde wieder nach Mainz geschickt. Man sagte ihm, der General
von Wonsheim wolle die Frage bedenken, er käme nächstens
nach Schönborn.
Als er dann nach Hahnstätten
und nicht nach Schönborn kam, sagte er dem dort erschienen
Schulmeister: "Ihr habt ja den Glockendienst, der Pfarrer hat
ihn Euch gegeben." Er fügte hinzu: "Der Sekretär käme
nach Schönborn und würde die Sache klären." Der
aber erschien nicht. Weil man weiß, wie hart es immer hält,
dass der von Wonsheim einem Schulmeister die Präsentation
zum Glockendienst gibt -der vorige Lehrer hat 15 Jahre warten
müssen-, hat der Lehrer doch den Glockendienst versehen.
Man hat ihm die Kirchenschlüssel gegeben und ihn beauftragt,
sich der Glocken anzunehmen, bis von Wonsheim die Collatur einmal
gebe. Der General kann sich nicht beschweren, als ob man mit ihm
über das Präsentationsrecht streiten wolle. Er kann
deshalb auch keine Genugtuung fordern. Es ist oft die Präsentation
ersucht worden.
Der erwähnte Lehrer war Johann
Emmert, ein gebürtiger Sachse aus Behrungen im Sachsen-Hildburghausischen.
Er hat das Schreiben von Superintendent Gebhard 12 Jahre später
in einem Schreiben vom 8.4.1731 noch ergänzt. " Am 5.4. habe
der von Boos'sche Amtskeller in Schönborn Gerichtstag gehalten
und ihm mit harten Worten angedeutet, dass, wenn ich nicht binnen
14 Tagen meine Bitte schriftlich einreiche, mir das Glockenamt
und die dazugehörige Besoldung weggenommen und dem von Boos'schen
Hofbeständer gegeben werde. Er habe geantwortet: er habe
dreimal um das Glockenamt gebeten, aber nichts Schriftliches erhalten."
Emmert fragte darauf in Darmstadt
an, was zu tun sei und erhielt nun zur Antwort, er solle schriftlich
bei Herrn von Boos um das Glockenamt anhalten. Das Gesuch solle
aber vorsichtig abgefasst werden, damit der von Boos daraus keine
Rechte ableiten könne. Das hat Emmert dann getan und schließlich
12 Jahre nach seinem Dienstantritt in Schönborn den offiziellen
Auftrag für das Glockenamt erhalten. |
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Alte
Schule
1739
erbaut, 1829 zur linken Seite hin erweitert und bis 1931 benutzt
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Neue
Schule
Erbaut
1875/76 zunächst mit einem Schulsaal und einer Lehrerwohnung
Von 1931 bis 1976* nur noch Schule
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*Ab 1976 besuchten alle
Schönborner Kinder die Mittelpunktschule in Katzenelnbogen!
Die Schönborner Lehrer
seit 1683
1683
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Müller,
Johann Peter |
nach
1690
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Johann
Simon Sigbert (Seybert) und Johann Rupert Hemmelmann |
1719
- 1751
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Emmert,
Johannes |
1754
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Jung,
Georg Friedrich |
1754
- 1761
|
Johannes
Eberhard(t) |
1761
- 1766
|
Meier,
Friedrich Wilhelm |
1766
- 1807
|
Gros,
Johann Friedrich |
1807
- 1814
|
Schauss,
Christian |
1815
- 1824
|
Rheinhard,
Philipp Carl |
1824
- 1828
|
Anthes,
Georg |
1828
- 1849
|
Wagner,
Philipp Christoph |
1849
- 1851
|
Hoeser,
Philipp Peter |
1851
- 1855
|
Stoll,
Johann August |
1855
- 1860
|
Wagner,
Wilhelm Christian |
1860
- 1864
|
Triesch,
Johann Peter |
1864
- 1870
|
Schmidt,
Philipp Christian |
1870
- 1881
|
Petry,
Jacob |
1881
- 1882
|
Paul,
Leopold |
1882
- 1885
|
Schneider,
Georg Adolf |
1885
- 1895
|
Müller,
Wilhelm |
1895
- 1899
|
Fritz,
Emil |
1899
- 1903
|
Blum,
Christian |
1903
- 1908
|
Paul,
Heinrich |
1908
- 1910
|
Stoll,
Ludwig |
1910
- 1926
|
Nickel,
Gustav Adolf |
1926
-1933
|
Munk,
Karl |
1933
- 1943
|
Schwenk,
Louis |
1943
- 1944
|
Beck,
? |
1944
- 1945
|
Klaus,
Hermine |
1945
- 1958
|
Munk,
Karl |
1958
- 1976
|
Bauer,
Ernst |
Lehrer
der zweiten Lehrerstelle ab 1879
1879
- 1880
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Kuh,
Georg Wilhelm |
1880
- 1881
|
Thielmann,
Hermann |
1882
- 1884
|
Ehrhard,
Karl |
1884
-1888
|
Blum,
Karl |
1888
|
Knapp,
? |
1888
- 1890
|
Hofmann,
Hugo |
1890
- 1892
|
Germeroth,
? |
1892
- 1894
|
Echternach,
Heinrich |
1894
- 1903
|
Paul,
Heinrich |
1903
- 1908
|
Herold,
August |
1908
- 1909
|
Jung,
Fritz |
1909
- 1910
|
Huske,
Heinrich Nikolaus |
1910
- 1926
|
Künzler,
Wilhelm |
1926
- 1934
|
Barth,
Wilhelm |
1934
- 1946
|
Munk,
Karl |
1947
- 1948
|
Pauly,
Robert |
1948
- 1956
|
Kleber,
Heinrich |
1956
- 1957
|
Rumpf,
Adolf |
1958
|
Brünke,
Margret |
1958
- 1972
|
Burkert,
Ernst |
1972
- 1975
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Kaster,
H. Josef |
1975
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Scharbert,
Gisela |
1975
- 1976
|
Diehl,
Eberhard |
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Schulinspektion
ca. 1894
Im
Hintergrund in der Mitte Pfarrer und Schulinspektor Adolf
Hief, daneben links und rechts je zwei Lehrer. Nach obigen
Tabellen könnte es sich um die Lehrer Wilhelm Müller,
Emil Fritz, Heinrich Echternach und Heinrich Paul handeln.
Rechts unten fünf der acht Kinder von Pfarrer Hief.
©
Frau G. Meyer zu Ermgassen
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