Der Sonntag nach
Pfingsten ist der
Trinität (Dreieinigkeit) Gottes gewidmet. Daher trägt
er
den Namen "Trinitatis".
Mit ihm beginnt die festlose Zeit des Kirchenjahres. Alle
folgenden Sonntage bis zum Ende des Kirchenjahres haben keine
eigenen Namen, sondern heißen 1.,2.,... Sonntag nach
Trinitatis. Liturgische Farbe ist das Grün.
ARCUM MEUM PONAM IN NUBIBUS
ET
ERIT SIGNUM FOEDERIS INTER ME ET INTER TERRAM
Foto:
Rüttger Schroers
1. Mose 9,
13
Meinen
Bogen habe ich in die Wolken gesetzt,
und der soll das Zeichen des Bundes zwischen mir und der
Erde sein.
Psalm 147,
7 - 8
Stimmt
dem Herrn ein Danklied an, spielt unserm Gott auf der Harfe!
Er bedeckt den Himmel mit Wolken, spendet der Erde Regen
und lässt Gras auf den Bergen sprießen.
Es ist so still; die Heide liegt
im warmen Mittagssonnenstrahle,
ein
rosenroter Schimmer fliegt
um ihre alten Gräbermale;
die Kräuter blühn; der Heideduft
steigt in die blaue Sommerluft.
Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
in ihren goldnen Panzerröckchen,
die Bienen hängen Zweig um Zweig
sich an der Edelheide Glöckchen;
die Vögel schwirren aus dem Kraut -
die Luft ist voller Lerchenlaut.
Ein halbverfallen niedrig Haus
steht einsam hier und sonnbeschienen;
der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
behaglich blinzelnd nach den Bienen;
sein Junge auf dem Stein davor
schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.
Kaum zittert durch die Mittagsruh
ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
dem Alten fällt die Wimper zu,
er träumt von seinen Honigernten. -
Kein Klang der aufgeregten Zeit
drang noch in diese Einsamkeit.
Theodor
Storm (1817 - 1888)
Beide
Gedichte haben die gleiche Grundstimmung:
die abgeschiedene Stille einer sommerlichen Mittagsstunde.
Abseits
Das Gedicht basiert auf einem realen Erlebnis
Theodor Storms in der Heidelandschaft nordöstlich von
Husum bei dem Dorf Schwesing. Das Gedicht ist auffallend klar
aufgebaut. Die erste Strophe
beschreibt die ruhende Natur, die zweite die belebte Natur,
die dritte den Menschen. In der vierten Strophe fällt
der Blick auf die Außenwelt. Der kaum zu vernehmende
Schlag der weit entfernten Dorfuhr macht die idyllische Stille
geradezu spürbar.
Mittag Die Zeilen 1 und 2 sowie 5 und 6 enthalten Wahrnehmungen
der Natur. In den Zeilen 3 und 4 kommen die Empfindungen des
Betrachters zum Ausdruck. Die letzten beiden Zeilen lassen
eine Sehnsucht nach erquickendem Regen vermuten. Unter den
Konsonanten ist das W dominierend. Auffallend ist auch das
häufige Vorkommen des Diphthongs "ö".
Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre,
am Himmel weiße Wölkchen nur.
Es ist so still, dass ich sie höre,
die tiefe Stille der Natur.
Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach.
Und doch, es klingt, als ström' ein Regen
leis tönend auf das Blätterdach.
Theodor
Fontane (1819 - 1898)
Farbenspiel
in Grün mit Licht und Schatten
Blick
auf Flacht
Blick
auf das Limburger Becken
Video "Rupbachmündung
in die Lahn"
HERBST
Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.
Wie
die volle Traube
aus dem Rebenlaube
purpurfarbig strahlt!
Am
Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen
rot und weiß bemalt.
Text:
Gaudenz von Salis-Seeweis (1782)
Melodie: Johann Friedrich Reichardt (1799)
Im Oktober
Kühler
wehen nun die Lüfte,
länger sind die Nächte schon,
Käfer, Falter, Blumendüfte
und die Vögel sind davon.
Arm
an Blättern steh'n die Äste,
alle
hat der Sturm verweht.
Krähen sind die letzten Gäste,
wenn der Bauer pflügt und sät.
Aber
Früchte aller Arten,
Äpfel, Nüsse, süß und gut,
pflückt und schüttelt man im Garten,
wenn es nicht der Herbstwind tut.
Text:
Josef Leitgeb (1897 - 1952)
Melodie: Wolfgang Jakupka
Herbsttag
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deine Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben,
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Der Winter ist die schönste Zeit;
was kann wohl schöner sein?
Wenn auch die ganze Welt verschneit
und alles friert zu Stein.
Der Wald in seiner Silberpracht,
er schimmert weit umher,
als ob er aus Kristall gemacht
und ganz aus Zucker wär.
Hurra, nun kommt die Schlittenfahrt
auf glänzend weißem Schnee,
und welch ein schöner Tanzsaal ward
der spiegelglatte See!
Heinrich
Seidel (1842 - 1906)
Video
"Und wie oft du hurtig angeflogen"
Die
Meise
Könnte
ich dir sagen, kleine Meise,
wie ich dir so wohlgesonnen bin!
Lockend vor dem Fenster liegt die Speise,
doch du Ängstliche wagst dich nicht hin.
Und
wie oft du hurtig angeflogen,
zitternd zwischen Bängnis und Begehr,
jedesmal hat's dich zurückgebogen
und gezwungen doch zur Wiederkehr.
Immer
wohl im winzigen Flügelleibe
wird das Herz dir vor Erschrecken kalt,
siehst du durch die unbegriffne Scheibe
düster meine riesige Gestalt.
Jetzt!
Im Fluge griffest du die Beute,
birgst sie flink in Zweigicht und Genist.
Wüsstest du, dass ich die Nahrung streute,
ohne Feindschaft, ohne Hinterlist,
dass
du gern Geschenktes fortgetragen,
fürchtig, wie gestohlenen Gewinn -
kleine Meise, könnte ich dir sagen,
wie ich dir so wohlgesonnen bin!
Henri
Rousseau (1844 - 1910): Un soir de carnaval - Ein Karnevalsabend
Das beim Fotografieren zunächst ziemlich bedeutungslos
erscheinende Mondfoto erweckte aber schon kurze Zeit danach
bei mir eine Assoziation mit Henri Rousseaus 1886 entstandenem
Gemälde "Un soir de carnaval" (Karnevalsabend),
auf dem man im Zentrum ein auf dem Heimweg befindliches
maskiertes Paar sieht, das gerade ein wie ein Gartenhäuschen
aussehendes Parktor verlassen hat. Der unsichere breitbeinige
Gang des Mannes lässt erahnen, dass er zuvor kräftig
gefeiert hat und benommen ist, sodass seine Frau ihn stützen
muss. Riesig ragen die Baumstämme mit ihren kahlen
Ästen in die Höhe und hinter ihnen ist eine
graue Wolkenbank sichtbar. Darüber sind links noch
zwei kleine weiße Wolken und eine dunkle Wolke sowie
rechts der Mond zu erkennen. Beim Anblick des Bildes spürt
man förmlich die Februarkälte.
Moi-même:
portrait - paysage
Ich selbst: Porträt - Landschaft
(1890)
Henri Rousseau steht gleichsam schwebend auf einer Uferstraße
vor einer Stadtlandschaft, nämlich der seines Schaffensorts
Paris. Er ist bekleidet mit einem feierlichen schwarzen
Anzug, weißem Hemd und breitrandigem Barett. Im
Revers trägt er eine Anstecknadel des "Ordre
des Palmes Académiques". Passend zu seinem
Beruf hält er mit der linken Hand eine Palette vor
sich, auf der die Namen "Clémence und Joséphine!"
zu lesen sind. Die Finger der rechten nach unten gehaltenen
Hand umfassen einen langen Pinsel. Am linken Bildrand
sieht man Passanten am Flusskai der Seine spazieren. Dahinter
erblickt man auf dem Fluss ein mit vielen Flaggen versehenes
Schiff. Am rechten Bildrand nimmt man ein Zelt und Bäume
dahinter wahr. Über die Uferstraße und die
Seine spannt sich eine lange Eisenbrücke. Links im
Hintergrund erkennt man große Mietshäuser mit
schmalen, dunklen Kaminen. Etwas versteckt und daher kaum
sichtbar erhebt sich zwischen diesen Häusern und
der Mastspitze des Schiffs der Eiffelturm, das Pariser
Wahrzeichen. In der oberen Bildhälfte dominieren
helle Wolken. Hinter der Wolke oben links im Bild versteckt
sich die Sonne, deren Licht die Wolke gestreift erscheinen
lässt. Die durch das Sonnenlicht hervorgerufenen
rötlichen Streifen spiegeln sich im Wasser der Seine
wider. Rechts oben im Gemälde steigt schließlich
noch ein Freiluftballon am Himmel empor.
Henri
Julien Félix Rousseau
Henri Rousseau wurde am 21. Mai 1844 in Laval (La
vallée de la Mayenne) im Nordwesten Frankreichs
als Sohn des Klempnermeisters Julien Rousseau geboren.
In seinen jungen Jahren interessierte er sich vor allem
für Dichtung und Musik. Er spielte Klarinette und
auch Geige. Nach seinem Militärdienst wurde er
Zöllner. Daher nannte man ihn auch den "Douanier".
In erster Ehe war er mit Clémence Boitard verheiratet.
Nach deren Tod im Jahr 1888 widmete er sich als Autodidakt
zunehmend der Malerei. 1898 heiratete er Joséphine
Noury. Man nahm die Bilder des Douaniers nicht ganz
ernst, und so fand er wenig Anerkennung, die er sich
sehr wünschte. Völlig verarmt -er konnte nur
mit Mühe seine Miete bezahlen- und nicht selten
mit dem Gedanken zu verhungern, starb er am 2. September
1910 an einer Blutvergiftung in Paris. Bei seiner Beerdigung
waren gerade einmal sieben Personen anwesend.
Zu seinem Freundeskreis zählte neben dem Maler
Pablo Picasso vor allem der Literat Guillaume Apollinaire.
Seine Malerei wird der Naiven Malerei zugeordnet. Besonders
bekannt sind seine Dschungelbilder mit Affen, Löwen
und Tigern. Da er selbst nie im Urwald war, benutzte
er hierfür als Vorlage ein Album, das den Titel
"Bêtes sauvages" ("Wilde Tiere")
trug. Das im Pariser Warenhaus "Aux Galeries Lafayette"
gekaufte Buch hielt er bis zu seinem Tod gut versteckt.
Eines der berühmtesten Gemälde Rousseaus ist
"Die schlafende Zigeunerin", das er selbst
als eines seiner besten Bilder hielt.