Der
kleine Wolfgang mit treuem,
aber gleichzeitig kritischem Blick
Karl
Pfeifer vor der Tür zu seinem Geschäft
Die Straße besteht noch aus Kopfsteinpflaster,
an den Fenstern dekorative Geranien
So
sah das abgerissene Haus ursprünglich aus
Auf der Straße ein Opel Rekord
Beim Überfahren des Hofbereichs Erläuterungen,
beim darauf Klicken sieht man das alte Gemälde zum Vergleich.
Von
links: Karl, Tochter Paula, Ehefrau Lina
Erholung anno dazumal "nur" in der heimischen Region,
ein schroffer Gegensatz zum heutigen Global-Tourismus
Waren die Menschen deshalb unglücklicher ?
Von
links: Lina, Karl, Paula
"Chillen" Im Gartenhäuschen
Ein
Blick ins alte Wohnzimmer,
von dessen Fenstern man auf die dicht davor liegende Straße
schauen konnte
Von links: Sessel, geblümte Stehlampe, Graetz-Fernsehgerät,
Radio von Loewe Opta
Das Radio stand auf einem Phono-Schränkchen mit eingebautem
Plattenspieler.
Die Vinyl-Schallplatten gab es als Single mit 45 Umdrehungen
pro Minute
und
als Langspielplatte, abgekürzt LP, mit 33 Umdrehungen pro
Minute.
Zu jener Zeit gab es nur ein Fernsehprogamm, das Deutsche
Fernsehen der ARD.
So sah das damals
um 1960 in Farbe aus
Das
Schränkchen bot im linken Teil hinter der Schiebetür
aus Glas eine Vitrine, in der oben kleine Porzellanfiguren,
ein Mokkatässchen und ein Zinnbecher standen. Unten war
ein Serviettenhalter und eine Wachsrose in filigranem Kerzenständer
zu sehen.
Hinter
der rechten Schiebetür aus Holz war oben der Plattenspieler
eingebaut, oben rechts die Lampe zur automatischen Innenbeleuchtung
beim Öffnen der Tür und unten war ein Plattenständer
für 50 Singles montiert.
Das
Radio mit den zur Verfügung stehenden Sendern
Magisches
Auge
So hieß umgangssprachlich die Abstimmanzeige-Röhre,
die als Leuchtbalken (hier türkis) zu sehen war.
Sie zeigte die Stärke des Sendersignals an.
Aus
dem Speicherfenster ragende Fahne
anlässlich des Bartholomäusmarkts
Minna Carthaser,
letzte Bewohnerin
der Obertalstraße
(bis 1993)
In
der Obertalstraße 15 befand sich in früherer Zeit
der Bauernhof von Philipp und Lisette Carthaser.
Bauernhof
Herold in der Obertalstraße 6
nach einem Gemälde von P. Zeil
Das 1666 errichtete Haus wurde bereits 1975 abgerissen.
Beim
Überfahren des Bildes mit der Maus sehen Sie Erläuterungen
zu
den Gebäuden.
Idylle Herrngarten
Unser
ehemaliges Gartenhäuschen im Herrngarten,
der noch Gartenland war und seinem Namen Ehre machte
Keine Häuser weit und breit. Zu sehen ist links oben
nur die "Siedlung" und zwei weitere Gebäude
sowie der Klingelbacher Kirchturm.*
Keine versiegelten Flächen - Natur pur. Aus diesem Grund
gab es -im Gegensatz zu heute- eine Vielzahl von Vögeln,
Schmetterlingen und anderen Insekten. Das hat sich nach dem
Bau der vielen Häuser drastisch reduziert. Die errichteten
Gebäude sind ja noch nicht mal das große Problem.
Dramatisch ist nur, dass die Leute heute schon in jungen Jahren
alles altersgerecht bauen, obwohl keiner weiß, ob er
überhaupt alt wird. Nichts dagegen, was das Hausinnere
betrifft. Dramatisch ist nur, dass rund ums Haus alles zugepflastert
oder mit Schotter versehen wird. Man geht lieber kostenpflichtig
ins Fitness-Studio statt im Garten körperlich zu arbeiten
und sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Die Vegetation
und damit die Tierwelt reduziert sich zusehends.
HIer
von mir aufgenommene Videos, die aber schon mehr als 10
- 15 Jahre zurückliegen. Inzwischen hat sich die Vogel-Population
deutlich verringert.
*Der
frühere Siedlungsweg und nach dem Bau weiterer Häuser
Friedhofstraße genannte Straßenverbindung wurde
später in die positiver klingende "Friedensstraße"
umgetauft, weil manche Menschen nicht so gern an den Fiedhof
denken mögen.
Der Name
"Herrngarten" hat -wie man vordergründig annehmen
könnte- primär nichts mit dem männlichen Geschlecht
zu tun. Er bezieht sich vielmehr auf die Grafen (Herren) von Katzenelnbogen.
Oberhalb
vom Gartenhäuschen
sieht man die Telegrafenmasten, die an der Straße nach
Diez standen.
Das
ist der Wiesenweg unterhalb der Gärten,
der zur Straße "Im Herrngarten" ausgebaut wurde.
Im Hintergrund links ist die Trauerhalle zu erkennen.
Das einzige bereits gebaute Haus gehörte Karl Wolf.
In der Wiese links von diesem Weg war ein von einem Rinnsal
gespeister Born, aus dem die Gartenbesitzer Gießwasser
für ihren Garten holten.
Der
Gesellenbrief von Karl Pfeifer aus dem Jahr 1906,
unterschrieben von Ludwig und Wilhelm Huber
Der
Meisterbrief aus dem Jahr 1921
mit Siegel der Handwerkskammer Wiesbaden
Diese
Fotografie wurde von Oskar Bernhardt gemacht.
Er wohnte in der Katzenelnbogener Neugasse, heute Parkstraße.
Nach der tiefenpsychologischen Theorie Alfred Adlers
kompensierte er seine Taubheit durch das Fotografieren.
Er war übrigens der Erste, der in Katzenelnbogen ein Fernsehgerät
besaß.
Gegen eine Gebühr von 10 Pfennigen konnte man bei ihm schon
um 1955 fernsehen.
Liebe Nachbarn durften gratis bei ihm an den Sendungen feilnehmen.
Konfirmation
in der Klingelbacher Kirche im Jahr 1926
Am rechten Bildrand der langjährige, hier noch junge Pfarrer
Walter Künkel mit Talar und Barett
Die Glocken läute(te)n früher wie heute zur Konfirmation.
Auf beiden Gruppenfotos
ist Paula Jakupka, geb. Pfeifer zu sehen.
Epilog
IN MEMORIAM DOMUS VALLIS SUPERIOR
NUMERI XIII ET XV
Johann Wolfgang
von Goethe
Wer
nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben.
Als
jemand, der von Geburt an weit über 30 Jahre in der Obertalstraße
13 gelebt hat, fühle ich mich geradezu verpflichtet, einen
"Nachruf" auf das alte Gebäude zu verfassen,
das vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde; denn
auf der Fassade des direkt darunter gelegenen Fachwerkhauses
ist das Erbauungsjahr mit 1685 (Geburtsjahr von J.S. Bach und
G.F. Händel) angegeben. Es handelte sich also um ein historisches
Bauwerk mitten im Stadtkern von Katzenelnbogen, das nun dem
Erdboden gleichgemacht wurde. Auch das Haus Nr. 15 (Bauernhof
der Familie Philipp Carthaser) entstammte dieser Zeit.
Lange Zeit stand es zu Recht unter Denkmalschutz. Ich selbst
habe 1984 dieses Haus zum letzten Mal betreten und weiß
daher nicht, wie sich 40 Jahre später der bauliche Zustand
im Innern dargestellt hat. Von außen betrachtet sah es
ziemlich heruntergekommen aus. Es ist äußerst bedauerlich,
dass nicht rechtzeitig Sanierungsarbeiten in Gang gesetzt wurden.
Dann wäre vielleicht noch eine Rettung möglich gewesen.
Man hat dem Verfall tatenlos zugesehen.-
Auch das Goethe-Zitat aus seinem West-östlichen Divan motivierte
mich dazu, dem Gebäude wenigstens ein virtuelles Denkmal
in Form einer Internet-Präsenz zu setzen. Es ist jammerschade,
dass in Katzenelnbogen nach und nach etliche einst das Stadtbild
in stilvoller Form prägende Gebäude verschwunden sind.
Hierbei denke ich vor allem an den Bahnhof der Nassauischen
Kleinbahn (heute Raiffeisen-Markt), das ehemalige Hotel
Bremser im Zentrum der Stadt und das Elisabethstift in der
Stiftstraße unterhalb des Horstbergs. In Zollhaus, Miehlen,
Nastätten und St. Goarshausen stehen die Bahnhöfe
noch.
Es wäre für Katzenelnbogen ein touristischer Zugewinn
gewesen, wenn man im Obertal alle Fachwerkhäuser hätte
stehen lassen (können). So wäre zusammen mit den historischen
Häusern des Römerbergs und der Untertalstraße
ein echtes Altstadt-Flair entstanden. Das Video "Katzenelnbogener
Schmuckstücke" verdeutlicht die Ausstrahlungskraft
der alten Häuser.
Am Ende des Nekrologs bleibt zu hoffen, dass die entstandene
Baulücke in ästhetischer Hinsicht der Altstadt adäquat
neu bebaut bzw. gestaltet wird. Ein modernes Gebäude wäre
die Katastrophe schlechthin.