Dieses
feierliche Gedicht des Joseph von Eichendorff ist eines der
bekanntesten Weihnachtsgedichte, das bis zu unserer schnelllebigen
und von wirtschaftlichen Interessen geprägten Zeit,
in der Lyrik verständlicherweise ein eher stiefmütterliches
Dasein fristet, ganze Generationen von Schülern zur Weihnachtszeit
gelernt und vorgetragen haben. Es hat zumindest in Deutschland
eine ähnlich weite Verbreitung gefunden wie Josef Mohrs
und Franz Xaver Grubers 1818 geschriebenes Lied "Stille
Nacht, heilige Nacht". Der Grund liegt wohl darin, dass
das Gedicht durch seine bildhafte und Ruhe ausstrahlende Sprache
in eindrucksvoller Weise die weihnachtliche Grundstimmung wiedergibt
und damit steht es eigentlich in starkem Kontrast zu den Empfindungen
der Menschen unserer Tage, bei denen kaum noch Zeit für
Besinnlichkeit vorhanden ist. Selbst im schulischen Aufsatzunterricht
stehen heute die sachlichen Textgestaltungen wie z.B. Beschreibung
und Bericht im Vordergrund. Schilderungen, die eine bestimmte
Stimmung wiedergeben, sind in unserer nüchternen Welt weitgehend
außer Mode gekommen.
Joseph
Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss
Lubowitz in Oberschlesien geboren und starb am 26. November
1857 in Neisse. Er studierte in Heidelberg und trat 1816 in
den preußischen Staatsdienst, der ihn 1831 nach Berlin
führte. Dort war er bis zum Jahr 1844 als Regierungsrat
im Kultusministerium Referent für katholische Angelegenheiten.
Eichendorff ist der bekannteste unter den deutschen Dichtern
der Romantik. Seine Liebe galt vor allem der Natur, die sich
in seinen Gedichten widerspiegelt. Ein eindrucksvolles Beispiel
hierzu ist sein Gedicht "Winternacht",
in dem vom "verlassenen" Baum die Rede ist, was den
Leser unmittelbar an das berühmte Gemälde "Der
einsame Baum" des frühromantischen Malers Caspar David
Friedrich erinnert. Etliche Volksieder wie "Wem Gott will
rechte Gunst erweisen" oder "In einem kühlen
Grunde" und andere stammen aus seiner Feder. Von seinen
Novellen ist "Das Leben eines Taugenichts" die bekannteste.