Predigt Nr. 1

Pfarrerin Andrea Langer


Advent

Adventszeit - eine besondere Zeit in unserem Kirchenjahr. Hinter uns liegt der Volkstrauertag, der Buß- und Bettag und der Ewigkeitssonntag.
Tod und Trauer haben der Freude Platz gemacht, die sich in den Lichtern und den wohlriechenden Düften der Adventszeit widerspiegelt. Uns zu freuen, haben wir allen Grund: Bald feiern wir wieder die Geburt Jesu Christi. Warten auf das Ankommen, auf die Ankunft - Ankunft heißt im Lateinischen nichts anderes als "Advent".

Wenn wir in diesen Wochen Advent feiern, dann feiern wir die Hoffnung, die Erwartung auf die Ankunft Jesu Christi. Wir dürfen freudiger Erwartung sein, dass sich Gott zu uns auf den Weg gemacht hat und noch macht.

Das Warten, das freudige und bange, gehört zum Leben jedes Menschen. Hungernde warten darauf satt zu werden. Kranke warten darauf gesund zu werden. Einsame warten darauf Gemeinschaft zu haben. Eltern warten monatelang auf die Geburt eines Kindes. Kinder warten darauf erwachsen zu werden. Wir warten auf die U-Bahn, auf einen Brief oder eine E-Mail, auf einen Anruf, auf den Urlaub,... Endlos ist die Liste unseres Wartens. Man könnte den Eindruck bekommen, unser Leben in einem Wartezimmer zu verbringen.

Israels Erzvater Jakob betet: "Herr, ich warte auf dein Heil" (1. Mose 49, 18). Hier wird der Gipfel all unsres Wartens angesprochen - Warten auf Gott. All unser Warten weist in die Zukunft, die in Gottes Hand, nicht in menschlicher Macht liegt. Warten auf Gott! Von Gott dürfen wir nicht etwas, sondern alles erwarten. Auf Gott warten bedeutet aber auch alles andere als Untätigkeit und Langeweile. In der adventlichen Botschaft heißt es, dass Gott uns entgegenkommt. Dafür steht der Name "Jesus". In der hebräischen Grundform bedeutet er so viel wie "die Hilfe Gottes". "Herr, ich warte auf dein Heil!"

Wie das Warten in unserem Leben Gestalt annehmen und sichtbar werden kann, hängt von jedem einzelnen Menschen ab. Dass Gottes Nähe und Heil uns augenscheinlich wird, gehört zur Adventsbotschaft. Die Gewissheit, dass Gott uns gegenwärtig ist, kann uns befreien und beflügeln. Sie gibt uns Kraft etwas zu tun, was Hilfe für andere bringt.

Adventszeit - eine Wartezeit, die uns nicht in Langeweile und Untätigkeit versetzt. Adventszeit -eine Wartezeit, die uns aufbrechen lässt zu einem sinnvollen und zielgerichteten Leben. Möge jede Zeit in unserem Leben eine Adventszeit sein!