Die 168 m lange Gartenfront der Würzburger Residenz
Bauzeit 1719 - 1780
Historischer Einführungstext  Karte zu den 4 Schönborn-Linien
Chronologie des Grafengeschlechts


Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Gaibach bei Volkach am Main
(Bistum Würzburg)

Diese Kirche nach Plänen von Balthasar Neumann wurde 1745 geweiht,
nachdem die alte Kirche einem Neubau weichen musste.



Die Orgel der Kirche



Hochaltar-Bild (Gesamtansicht),
gemalt von Franz Lippold um 1748



Huldigung der vornehmsten Mitglieder des Hauses Schönborn
in Anbetung der Heiligen Dreifaltigkeit



(Ausschnitt)

Auf dem Gemälde sind dargestellt (hintere Reihe von links nach rechts): Fürstbischof Johann Philipp Franz, Kurfürst-Erzbischof Lothar Franz, Kurfürst-Erzbischof Franz-Georg, Kardinal und Fürstbischof Damian Hugo, Dompropst Marquard Wilhelm, Oberhofmarschall Rudolf Franz Erwein, General Anselm Franz sowie (vordere Reihe von links nach rechts): Fürstbischof Friedrich Karl, Kurfürst-Erzbischof Johann Philipp, Obermarschall Philipp Erwein und Obermarschall Melchior Friedrich.

Die Grafen von Schönborn (aus der Dorfchronik)

Schönborn ist eigentlich ein Dorf  wie jedes andere in Deutschland, gäbe es da nicht das Grafengeschlecht derer von Schönborn, dem der Ort seinen Namen gab. Schon vor 1284 soll es eine kleine Ansiedlung "am schönen Born" im Niederlahngau gegeben haben.
Zwischen 1373 und 1479 standen zwanzig Edle von Schönborn im Dienst der Grafen von Katzenelnbogen. Sie waren bald aufgestiegen zu Edelknechten, Rittern, Amtsleuten und Hofmeistern. Nach dem Erlöschen des Katzenelnbogener Grafengeschlechts im Jahr 1479 brechen die Regesten der Grafen von Katzenelnbogen ab, sodass man auch über das Schicksal der Kleinadligen von Schönborn hier nichts mehr erfahren kann.

Einige Orte ihrer Tätigkeit im Dienst der Katzenelnbogener Grafen waren Ellar, Reichenberg, Hohenstein, Kemel, Burgschwalbach, Holzappel, Schaumburg, Burg Lahneck, St. Goar/Rheinfels und Boppard. In Montabaur, Westerburg, Königstein, Limburg, Weilburg und Freienfels waren sie im Dienst anderer Herren tätig. Ihre Besitztümer reichten bis nach Idstein und Rüdesheim.

Am Anfang des 15. Jahrhunderts waren die "von Schönborn" so zahlreich geworden, dass sich die Verwandtschaft seitdem in mehrere Linien verzweigte:1) Die Stroße von Schönborn mit Besitz in Hahnstätten und Hadamar

2) Die von Schönborn in Westerburg, die keine Grafen, sondern niederadlige Bedienstete der von Leiningen - Westerburg waren

3) Die von Schönborn in Hahnstätten, die das väterliche Stammgut in Schönborn hatten, aber später nach Hahnstätten* zogen
*In Hahnstätten steht übrigens noch heute das so genannte "Wasserschlösschen", das als ehemalige Burg, die seinerzeit den Namen "Schloss im Weiher" trug, einst von den Hahnstätter Schönborn bewohnt wurde. Diese verstanden es, durch Ankäufe ihren Besitz in und um Hahnstätten zu vermehren. So kauften sie z.B. den damals bedeutendsten und größten Hof des Dorfes, den "Stroßenhof". Dieser "Stroßenhof" soll nördlich der Hahnstätter Kirche zwischen der Kirchgasse und der Straße nach Kaltenholzhausen gelegen haben.
[nach H. Clauß im Hahnstätter Marktheft 1997]

4) Die Freienfelser Linie derer von Schönborn [ > Freienfelser Ritterspiele]

Freienfels früher in einem Gemälde
... und heute
© J. Faßbender
© Förderverein Burg Freienfels e.V.


Die von zahlreichen Besuchern frequentierte Burganlage

© Förderverein Burg Freienfels e.V.

Die bedeutendste Rolle der vier Linien spielte später die Freienfelser Linie, aus der Bischöfe, Erzbischöfe, Kurfürsten und Grafen hervorgegangen sind, die im mainfränkischen Raum, am Rhein, aber auch an der Mosel und in Bruchsal sowie in Meersburg am Bodensee regierten und Kirchen und Schlösser vor allem durch ihren Hofbaumeister Balthasar Neumann erstellen ließen, die weltbekannt geworden sind.





Sein Gesicht zierte

von 1991 - 2002

den 50 DM - Schein

Balthasar Neumann
1687 - 1753
Renaissance des Baumeisters

Für die Geschichte des Dorfes Schönborn ist die Linie der Hahnstätter "von Schönborn" wegweisend gewesen. Ihre Erben waren die Herren von Wonsheim und dann die von Boos und Waldeck. Vom 30-jährigen Krieg bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts beeinflussten die Grafen von Schönborn das religiöse, politische und kulturelle Leben von Trier bis Wien und von Erfurt bis Konstanz. Überall leuchtete der goldene Schönbornlöwe mit dem gespaltenen Schwanz, der auf drei Spitzen schreitet.

Den Namen "von Schönborn" trugen Kurfürsten von Mainz und Trier, Fürstbischöfe von Würzburg, Bamberg, Worms, Speyer und Konstanz. Was denen von Schönborn allen gemeinsam war, war ihre Bauleidenschaft. Ihre Baudenkmäler sind noch heute in Rheinland - Pfalz und im fränkischen Teil Bayerns zu bewundern.-
Rudolf  Franz Erwein (1677 - 1754), ein Neffe von Lothar Franz, wählte zum Wohnsitz für seine Familie Schloss Wiesentheid, das bis zum heutigen Tag Stammsitz der Familie Schönborn-Wiesentheid ist. [Wiesentheid liegt östlich von Würzburg.]

 

Schloss Weissenstein in Pommersfelden,
zwischen 1711 und 1718
von Lothar Franz von Schönborn erbaut







Etwa 20 km nördlich von Wiesentheid in der Nähe von Volkach / Main
liegt in Gaibach ein Schloss der Grafen von Schönborn, das auf einer alten Wasserburg aufgebaut wurde.






 

Innenhof des Gaibacher Schlosses



Gaibacher Heilig-Kreuz-Kapelle


Die Denkmäler der Erzbischöfe und Kurfürsten Johann Philipp sowie Lothar Franz von Schönborn nach einem Entwurf Balthasar Neumanns sind im Westchor des Mainzer Doms zu sehen.
Im Juni 2002 stießen Arbeiter beim Bau einer neuen Domheizung durch Zufall auf die Gruft des Erzbischofs Lothar Franz und fanden seinen Zinnsarg nach 270 Jahren seit seinem Tod in einem äußerst guten Zustand vor. Den Sargdeckel zieren ein Kreuz und das Wappen des Kurfürsten. Auf beiden Seiten des Deckels befinden sich Inschriften. Eine davon lautet: D.O.M./Hic quiescit Corpus ... Lotharii Francisci ... nat. IIII Octob. MDCLV./... Electi Episcopi Bambergensis XVI. Nov./ MDCLXXXXIII.
Fürstin Gabriele zu Sayn-Wittgenstein, eine geborene Gräfin von Schönborn - Wiesentheid, ließ in Bendorf - Sayn einen Garten der Schmetterlinge anlegen und die Burg Sayn mit dem größten deutschen Turmuhren - Museum (seit Ende 2001 geschlossen) neu aufbauen.


Einige im Text vorkommende Ortsnamen sind  unten auf dem Kartenausschnitt zu finden.

Graf-Schönborn-Hallen

Karte, auf der die Orte des Verbreitungsgebiets der vier Linien der Grafen von Schönborn zu finden sind:

Quelle:  "Unser Land Rheinland-Pfalz in Karte, Bild und Wort", List/Schroedel - Schulbuchverlag
(mit freundlicher Genehmigung des Schroedel - Schulbuchverlags)

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Vertreter des Hauses Schönborn chronologisch dargestellt:





Johann Philipp (1605-1673)

1642 Bischof von Würzburg

1647 Erzbischof von Mainz 

1663 Bischof von Worms, Fürstbischof 

Festungsanlagen in Würzburg (Marienberg) und in Mainz (Zitadelle). Er schaffte die Hexenprozesse ab und galt als Friedensfürst. 

Beigesetzt ist er in der Schönbornkapelle am Würzburger Dom. Sein Herz wurde am 8.3.1673 im Mainzer Dom beigesetzt.
Philipp Erwein
(1607-1668)
= jüngerer Bruder von Johann Philipp; war Mainzer Oberamtmann und ließ 1668 am heutigen Schillerplatz (Schillerstraße 11) in Mainz einen Adelshof, den "Schönborner Hof" bauen. Sein Grabmal befindet sich im Geisenheimer Dom.



Lothar Franz (1655-1729)

1693 Bischof von Bamberg

1695 Erzbischof und Kurfürst von Mainz
als Nachfolger von Anselm Franz von Ingelheim
Als Erzkanzler des Reiches und Kurfürst von Mainz hat er nach der Wahl Karl VI. von Österreich diesen im Frankfurter Dom zum Kaiser gekrönt.

Er ist der Erbauer des Schlosses Weissenstein bei Pommersfelden, meistens "Schloss Pommersfelden" genannt. Es liegt etwa 20 km südl. von Bamberg.
Sein Körper wurde im Mainzer Dom (Gruft und Grabdenkmal im Westchor hinter dem Chorgestühl), sein Herz im Bamberger Dom beigesetzt.
Sein Wahlspruch: Pro Deo, Caesare et Imperio
Johann Philipp Franz
(1673-1724)


1719 Bischof von Würzburg

- begann mit dem Bau der Würzburger Residenz [1719-1746]



Friedrich Karl (1674-1746)

1729 Bischof von Würzburg und Bamberg, Reichsvizekanzler,
vollendete den Bau der Würzburger Residenz, den sein älterer Bruder Johann Philipp Franz begonnen hatte




Damian Hugo (1676-1743)

1715 Kardinal
1719 Bischof von Speyer

- ließ 1720 durch B.Neumann in Bruchsal ein Schloss (Dreiflügelanlage) mit Ehrenhof bauen

1723 Bischof von Konstanz
- Erbauer des neuen Schlosses von Meersburg am Bodensee

In der Peterskirche von Bruchsal befindet sich eine Tumba mit dem knieenden Kardinal Damian Hugo, umgeben von den allegor. Gestalten Glaube und Liebe.






Franz Georg (1682-1756)

1729 Erzbischof und Kurfürst von Trier, Fürst-Abt von Prüm/Eifel
1730 Bischof von Worms

- ließ 1754 in Trier St. Paulin erbauen

Seine Residenz, die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, ließ er ausbauen (Diskasterialgebäude und Marstall gegenüber dem Bahnhof von KO-Ehrenbreitstein).

In Dirmstein/Pfalz (nordöstl.von Ludwigshafen) ließ er eine Kirche für beide Konfessionen erbauen.



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